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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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freundlicher aus, unkomplizierter, netter. Es war, als hätte sie etwas Düsteres abgestreift. Vielleicht hatte sie sich ausgesöhnt mit dem Tod der Mutter. Yoyo hatte auch erzählt, wie sehr es sie verletzt hatte, als Jamina ihr diese Geschichte auf einmal nicht mehr glauben wollte. Vielleicht konnte sie das alles endlich hinter sich lassen. Nicht vergessen, aberdamit leben. Ganz kurz fühlte sich Jamina so, als hätte sie dazu beigetragen, dass Yoyo sich auf dieser Welt nicht mehr heimatlos vorkam. Weil sie hier war, bei ihrer Familie, in ihrem Zimmer.
    Am nächsten Morgen wollte Yoyo nicht aufstehen.
    »Mir ist nicht gut«, sagte sie und schleppte sich nur für eine Tasse Tee in die Küche.
    Es ist eine Erbkrankheit. Mein Dad hat das auch und die Tante, die ich überhaupt nicht leiden kann, die wäre fast dran gestorben. Es ist so eine Art Stoffwechselstörung. Keiner weiß so genau, woher das kommt und was man dagegen machen kann. Vielleicht hat's was mit dem Essen zu tun oder auch mit Stress oder mit irgendwas in der Luft … Manchmal merk ich gar nichts, so wie in den letzten Monaten, und dann haut's mich wieder um … so wie heute.
    Der Vater musterte sie besorgt und fragte nach. »Kannst du mehr zu den Symptomen sagen?«
    Yoyo antwortete nicht gleich.
    »Entschuldigung, es ist keine Neugier, vielleicht kann ich dir helfen.«
    »Irgendwas wie Morbus Dingsbums, was weiß ich. Kann man sowieso nichts machen, am besten hilft Ruhe.«
    »Hast du denn Fieber?«
    Yoyo fasste sich selbst an die Stirn, schüttelte den Kopf.
    »Übelkeit, Schwindelgefühle?«
    Er meinte es gut. Aber Yoyo war es offensichtlich nicht recht, so ausgefragt zu werden.
    »Ich bin einfach total schlapp und deshalb bleib ich lieber hier. Ist das so okay?« Sie sah fragend in die Runde. Keiner sagte etwas. »Oder soll ich gehen?«
    »Natürlich nicht«, antwortete die Mutter. »Leg dich hin und ruh dich aus. Gute Besserung.«
    Als Jamina nachmittags aus der Schule kam, schlief Yoyo in ihrem Bett. Sie schlug die Augen erst auf, als Rafik ins Zimmer stürzte, um nach ihr zu sehen. Jamina wollte den kleinen Bruder schimpfen, weil er Yoyo störte.
    Hey, lass ihn doch. Ich hab jetzt wirklich genug geschlafen. Obwohl … ein bisschen flau ist mir immer noch. Eigentlich wollte ich mit dir zum Opa rüber, aber das schaffe ich echt nicht. Wenn ich selber so kaputt bin, dann halt ich's nicht aus, wenn's anderen noch dreckiger geht. Aber ich steh gleich auf und wir trinken Tee, ja?
    Als Jamina zu Herrn Kamke ging, spielten Rafik und Yoyo schon ein Spiel. Dazu gab es Popcorn, das Yoyo selbst gemacht hatte. Ob sie einkaufen gewesen war? Oder hatte sie es mitgebracht? Keine Ahnung. Jamina fragte nicht nach. Es war egal. Rafik war glücklich und sie hatte den kleinen Bruder von der Backe, bis die Mutter nach Hause kam.Alexander öffnete ihr die Tür. Jamina sah ihn überrascht an.
    »Du bist hier?«
    »Gerade erst gekommen.«
    Sie nahmen sich in den Arm.
    »Warum hast du nicht bei mir geklingelt?«
    »Ich wollte erst ein bisschen aufräumen.«
    »Hey«, lachte Jamina und nahm ihn in den Arm. »Ich war gestern erst hier und da war wirklich alles in Ordnung.«
    Alexander antwortete nicht. Er nahm Jaminas Hand und führte sie in die Küche, wo sie allein waren. Aus dem Wohnzimmer hörte man den Fernseher und das leise Schnarchen seines Opas.
    Jamina musterte ihn prüfend. »Du siehst müde aus.«
    »Ich hab mich einfach übernommen. Judo, Musik, Opa und eigentlich sollte ich Tag und Nacht fürs Abi lernen.«
    Alexander schenkte ihr Tee ein. Und was ist mit uns, dachte Jamina und blickte in ihre Teetasse, die sich allmählich füllte.
    »Und für uns beide bleibt gar keine Zeit mehr«, fügte er leise hinzu.
    Er setzte sich, aber nicht neben sie, sondern gegenüber.
    Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen. »Kann ich dir nicht irgendwie helfen?«
    »Wie denn?«
    »Dich ablenken, mich mehr um deinen Opa kümmern …« Jamina streckte ihre Hand nach der von Alexanderaus, doch der stand auf, nahm die Teekanne und stellte sie zurück aufs Stövchen. »Ich hab das Gefühl, du bist so weit weg.«
    »Es ist wirklich nur wegen dieser verdammten Lernerei.«
    »Schade …« Das Wort hing wie eine Rauchwolke in der Luft. »Ich wollte dich eigentlich um etwas bitten …«
    Er sah sie fragend an.
    »Aber wenn du sowieso keine Zeit hast …«
    »Wenn ich nicht weiß, worum es geht, kann ich auch nichts entscheiden.«
    »Yoyo und ich, wir wollten dich fragen, ob du mit uns Mathe

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