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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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lächelnd, kopfschüttelnd, neugierig. Die beiden legten die Hose zum Trocknen in die Sonne, setzten sich auf Alexanders Jacke und Jamina rieb ihm mit ihrem Rock die Beine trocken.
    »Was, du hörst schon auf?«, protestierte er.
    »Da ist kein Tropfen Wasser mehr dran.«
    »Aber mir ist immer noch kalt!«
    »Deine Hose ist bald trocken.«
    »Jetzt sei doch nicht so hartherzig!«
    Sie lachten, begannen eine Balgerei, küssten sich. Wenn wir doch jetzt zu mir nach Hause gehen könnten, dachte Jamina. Doch da waren Rafik und auch Yoyo, da wären sie nie allein … Und Alexander wohnte jetzt weiter draußen, seine Eltern hatten ein Haus in Allach gekauft. Ob sie von ihrer Beziehung wussten? Ob sie das gut fanden? Jamina war klar, dass sie sehr viel von Alexander erwarteten. Er sagte es nie, aber sie spürte, dass er unter Druck stand, dass er alles perfekt machen wollte. Aber wo war in dieser Welt ein Platz für sie beide?
    »Ich hab mit meiner Mutter über uns gesprochen«, sagte Jamina, als sie ihre Sachen packten.
    »Und – dürfen wir in den Ferien zusammen wegfahren?«
    »So weit sind wir noch nicht gekommen, sorry.«
    Alexander sah sie fragend an.
    »Sie hat nur mitgekriegt, dass du da warst …«
    »Rafik hat ihr erzählt, dass wir ›sexen‹?«
    »Nein, er hat's Yoyo gesagt.«
    Alexander sah sie ungläubig an. »Warum geht sie damit zu deinen Eltern?« Jamina zuckte die Schultern. »Ist das denn ein Problem, wenn wir beide ein Paar sind?«, fragte er nach.
    »Nein, aber vielleicht hätte ich mehr von uns erzählen sollen.«
    Hand in Hand gingen sie in Richtung S-Bahn.
    »Wissen deine Eltern von uns?«, fragte Jamina.
    »Klar hab ich ihnen das gesagt.«
    »Wollen sie mich denn gar nicht kennenlernen?«
    »Sie kennen dich doch.«
    »Von früher, ja.«
    »Die mischen sich da nicht so ein. So lange meine Noten stimmen, kann ich tun, was ich will.«
    »Meine Mutter hat gefragt, ob du nicht mal zum Essen kommen willst.«
    Alexander schmunzelte. »Das klingt schon verdammt nach Schwiegersohn.«
    Jamina lächelte und hoffte, er würde nicht merken, dass die Worte sie ein bisschen kränkten.
    »Weißt du noch?«
    Jamina wurde von Alexanders Frage aus ihren Gedanken gerissen.
    »In so was hast du mich mal eingesperrt.«
    Sie folgte mit dem Blick seinem Finger, der auf eine große Mülltonne am Straßenrand zeigte.
    »Stimmt doch gar nicht! Wir haben verstecken gespielt, und wenn du dann in so eine große Mülltonne kletterst … was kann ich dafür?«
    »Du hättest mir raushelfen können!« Alexander spielte den Vorwurfsvollen.
    »Ich dachte, wenn du allein reinkommst, dann kannst du auch allein wieder raus.«
    »Es hat bestialisch gestunken da drin!«
    »Du nachher auch.«
    »Danke, das hab ich jetzt noch gebraucht.«
    »Du bist also auch nachtragend …«
    »Ich bin eben mehr so der beständige Typ.«
    »Da bin ich froh.«
    Ich habe mich getäuscht, gar nichts ist komisch, es ist alles wie immer. Ich hab mir nur eingebildet, dass er auf Distanz geht, dachte Jamina auf dem Heimweg und merkte an den Gesichtern der Entgegenkommenden, wie glücklich sie gerade aussah.
    Sie stand vor der Tür zu ihrem Haus und suchte nach ihrem Schlüssel, als ihr Handy klingelte.
    Es war Merlin. Was er wohl wollte?
    »Ich hab noch keine Hausaufgaben gemacht, Merlin. Ich kann dir also nicht helfen.«
    »Ich ruf wegen dem Foto an.«
    Jamina brauchte einen Moment, um sich zu erinnern. Der Flugzeugabsturz. Er hatte Yoyos Zeitungsausschnitt fotografiert.
    »Mein Dad arbeitet doch bei der Zeitung. Er hat im Archiv nachgesehen.«
    »Weißt du jetzt, wo der Absturz war?«
    »Das war in Afrika – vor drei Jahren.«
    Jamina schnappte nach Luft. »Nein, das kann nicht sein, das ist mindestens zehn Jahre her!«
    »Nonsens. Mein Dad hat die Seiten kopiert und mitgebracht. Man sieht oben das Datum, dann genau die Schlagzeile und genau das Foto. Und ein paar Seiten weiter hinten der Artikel. Ich schick's dir gleich per Mail, okay?«
    Jamina sagte nichts. Die Gedanken kreisten in ihrem Kopf.
    »Ich kapier nur nicht, wofür du das brauchst.«
    Sie hörte ihn gar nicht.
    »Warum tust du so geheimnisvoll, verdammt noch mal?«
    Yoyo hatte gelogen. Wieder einmal. Selbst als es um den Tod ihrer Mutter ging. Das war doch nicht möglich, dass sie bei so einem ernsten Thema nicht ehrlich war.
    »Hallo, Jamina, bist du noch dran?«
    »Ja.«
    »Freut mich, dass du so begeistert bist.«
    »Sorry, ich war gerade ganz woanders.«
    »War wohl doch nicht so wichtig,

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