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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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ständig ins Gesicht fielen, ein paar Sommersprossen, ein klarer, direkter Blick. Sie trug Jeans und eine Bluse, ein Mädchen, das nicht auffallen wollte, das eher in die Kategorie ›ganz nett‹ fiel. Nicht so provozierend anders wie Yoyo sich gab, nicht so eitel wie Sophia. Einfach durchschnittlich, genau wie sie selbst.
    Die Bedienung zückte ihren Notizblock.
    »Latte Macchiato.«
    »Für mich einen Tee.«
    Die Bedienung nickte und ging wieder.
    »Erzähl mir deine Geschichte«, sagte Hannah auffordernd.
    »Mir wäre lieber, du würdest anfangen.«
    »Aber ich hab doch das meiste schon in meiner Mail an deine Freundin geschrieben.«
    »Trotzdem …«
    Hannah sah Jamina prüfend an. »Du bist misstrauisch.«
    Jamina nickte nur und Hannah lächelte. »Kann ich verstehen.«
    Die Bedienung brachte die Getränke, einen Moment waren beide still. Dann fing Hannah an zu erzählen.
    »Das war so vor einem Jahr. Ich war in der Stadt unterwegs, in der Nähe vom Stachus. Da rempelt mich einer so heftig an, dass ich stolpere und hinfalle. Moo war gleich da und hat mir geholfen. Und dabei hinter dem Typ hergebrüllt, was für ein Idiot er ist. Der hat sich beeilt, dass er wegkommt.«
    Hannah lächelte in Erinnerung an die Szene.
    »Das hätte auch Yoyo sein können«, sagte Jamina. »Aber deine Freundin hat sich ja Moo genannt …«
    Hannah winkte ab. »Sie hatte hundert Namen. Heute war sie Moo, gestern noch Grip und morgen konnte sie sich auch Gandhi nennen, da hatte sie überhaupt keine Skrupel.«
    »Und wie war ihr wirklicher Name?«
    »Keine Ahnung.«
    »Und wie sah sie aus?«
    »Etwa so groß wie ich, also so einssiebzig, sehr dünn, mal dunkle Haare, mal helle …«
    »Augenfarbe?«
    Hannah überlegte: »Weiß nicht mehr. Komisch. Grün … blau … keine Ahnung.«
    Jamina war enttäuscht. Vielleicht hätte dieses Detail ihr die Sicherheit gegeben, dass Moo nicht Yoyo war, das dies zwei völlig unterschiedliche Geschichten waren.
    »Ich fand sie echt cool. Ich hab mit ihr so viele Dinge gemacht, die ich vorher nicht für möglich gehalten hätte.«
    »Zum Beispiel Bungee-Springen?«
    Hannah schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hätte da auch nicht mitgemacht.«
    Aber Yoyo und ich, wir sind gesprungen, dachte Jamina. Sie wollte alles wissen von Hannah, aber doch nichts hören, was darauf hinwies, dass Moo auch Yoyo sein könnte.
    »Was hatte sie denn so an?«
    Hannah überlegte: »Meistens schrille Klamotten. Manchmal war es mir echt peinlich, wie sie die Leuteangehen konnte, aber ich war auch stolz, dass sie ausgerechnet mit mir befreundet sein wollte.«
    »Du meinst, sie hat dich ausgesucht?«
    »Ja, so kann man's sagen. Ich hätte mich nicht drum gerissen, ihre beste Freundin zu sein. Zumindest nicht am Anfang.«
    »Aber irgendwann schon.«
    »Es war nie langweilig. Ihre Art hat ein bisschen auf mich abgefärbt. Ich war auf einmal cool, weil sie mich mochte.«
    »Das kenne ich. Ich kam mir plötzlich irgendwie interessant vor, als Yoyo auftauchte.«
    »Hast du denn ein Foto von ihr?«
    Klar, Hannah hatte recht. Ein Foto – und alles wäre klar. Aber sie hatte kein Foto von Yoyo … oder doch? Sie hatten doch mal Aufnahmen mit dem Handy gemacht.
    »Moment mal.«
    Jamina kramte in ihrer Tasche und holte ihr Handy heraus. Sie ging die Bilder durch.
    »Da. Das ist sie.« Yoyo, im Englischen Garten, an einen Baum gelehnt, die Zigarette in der Hand.
    Hannah betrachtete das Bild. Legte die Stirn in Falten, starrte auf das Display.
    »Nicht viel zu erkennen. Hast du auch ein Foto, wo nur das Gesicht drauf ist?«
    Jamina suchte gemeinsam mit ihr weiter.
    »Das vielleicht.«
    Hannah sah es an: »Schwierig zu sagen, aber ich glaube, sie ist es eher nicht.«
    Jamina atmete erleichtert aus. Was immer Hannahalles mit Moo erlebt hatte, es hatte nichts mit ihr und Yoyo zu tun.
    Hannah sah sie nachdenklich an.
    »Froh?«
    »Irgendwie schon.«
    Hannah nickte. »Wäre ich auch. Noch froher wäre ich allerdings, wenn ich in die ganze Sache gar nicht reingeraten wäre.«
    »Aber du hast doch selbst gesagt, es hat auch Spaß gemacht!«
    »Bis sie völlig austickte. Die Drohungen, die Verwünschungen, als sie sich die Arme aufgeritzt und per SMS ihren Selbstmord angekündigt hat … das will ich alles nicht noch mal erleben.«
    Jamina beobachtete Hannah, die mit dem Strohhalm in ihrem Milchschaum rührte. Anfangs noch ruhig, fast schüchtern, wirkte sie jetzt sehr aufgewühlt. Die Sache ging ihr offensichtlich immer noch nahe, obwohl sie

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