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Spring in den Himmel

Spring in den Himmel

Titel: Spring in den Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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dazu.«
    »Mehr als dreißig!«
    »Rechnen geht nicht ungefähr, Rafik.«
    »Geht es doch. Mama sagt beim Einkaufen auch oft, das macht so ungefähr zwanzig Euro.«
    »Sie schätzt, wie viel Geld sie braucht. Das ist aber nicht dasselbe wie Rechnen.«
    »Dann schätze ich eben auch.«
    »Dreißig ist gar nicht so schlecht, es sind genau zweiunddreißig.«
    Rafik sah sie nachdenklich an. »Kannst du mal schätzen, wann Yoyo wiederkommt?«
    Jamina seufzte. »Nein, das kann ich nicht.«
    »Du warst gemein zu ihr.«
    Auch wenn Jamina verstand, wie enttäuscht ihr kleiner Bruder war, so kränkte es sie doch, dass er unbeirrbar davon ausging, sie hätte Yoyo vertrieben.
    »Kannst du dir nicht vorstellen, dass Yoyo auch manchmal gemein zu mir ist?«
    Rafik schüttelte energisch den Kopf. Jamina war für einen Moment so sauer, dass sie ihn schon an die Geschichtemit dem Hamster erinnern wollte. Aber dann ließ sie es.
    »Zieh dir was an, ich mache uns Frühstück.«
    »Und dann?«
    »Gehen wir einkaufen, Mama hat bestimmt einen Zettel in der Küche hingelegt.«
    »Und dann?«
    »Räumen wir hier auf.«
    »Und dann?«
    »Bringe ich dich zu Fabian. Ihr seid zum Spielen verabredet.«
    »Und was machst du dann?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wenn du dich mit Yoyo triffst, dann musst du mir das sagen!«
    Jamina schwieg. Sie würde heute wieder nach Yoyo suchen, beziehungsweise nach der Antwort, wer sie überhaupt war.
    Nachdem sie Rafik bei seinem Freund abgeliefert hatte, fuhr Jamina wieder durch den Englischen Garten bis zum Eisstand. Es war ein warmer, sonniger Tag geworden, auch wenn es morgens nach Regen ausgesehen hatte. Sie kaufte sich bei Federico ein Eis.
    »Suchst du noch seltsame Freundin?«
    Sie nickte.
    »War gestern gar nicht da.«
    »Vielleicht kommt sie ja heute.«
    »Mal jeden Tag, mal ganze Woche nicht.«
    Jamina nickte dankend und verzog sich mit ihrem Eisauf eine Parkbank in der Nähe. Sie kam sich bescheuert vor. Sie wartete auf jemanden, den sie gar nicht sehen wollte. Aber sie hielt das Gefühl nicht aus, einem Phantom aufgesessen zu sein. Ein Mensch hatte sich in ihr Leben, in ihre Familie geschlichen – und alle spürten, dass nichts mehr so war wie vorher. Rafik war zwar der Einzige, der es ansprach. Aber sie wusste genau, dass auch die Eltern so ein Gefühl hatten. Als würde jemand fehlen.
    Jamina hatte sich einen dicken Schmöker mitgebracht, denn sie würde vermutlich den ganzen Nachmittag hier verbringen. Komische Ferien … Andererseits: Sie hatte zu Hause und bei Herrn Kamke die Arbeit erledigt, Rafik musste sie erst um sechs Uhr holen … Warum also nicht im Park sitzen und lesen?
    Eine SMS. Alexander? Schnell holte sie ihr Handy heraus.
    Hey, wir fahren erst übermorgen, weil mein Alter seine Work-Life-Balance nicht im Griff hat. Treffen wir uns?
    Das kam von Merlin. Jamina entschloss sich, ihn zu vertrösten: »Geht gerade nicht. Sorry.«
    Zwei Stunden saß Jamina in der Nähe des Eisstandes. Sie hatte schon eine Waffel mit zwei Kugeln gekauft, sie hatte bereits mehr als 50 Seiten in ihrem Buch gelesen, sie hatte Merlin per SMS vertröstet und Alexander wieder einmal geschrieben, wie sehr sie sich auf ihr Treffen morgen freute.
    Gerade hatte sie erneut ausgerechnet, wie viele Stunden sie noch bis zum Wiedersehen warten musste, jetztüberlegte sie, ob sie sich noch ein Eis kaufen sollte. Nein, erst noch ein bisschen lesen. Jamina vertiefte sich in ihr Buch.
    »No.«
    »Si.«
    »Nonononono.«
    »Sisisisisi.«
    »No!«
    Jamina sah hoch. Sie kannte diesen Wortwechsel, der immer lauter wurde. Tatsächlich, da stand Yoyo. Blond, ziemlich mädchenhaft in einem bunten Sommerkleid. Kaum wiederzuerkennen im Vergleich zu früher. Wäre da nicht diese Stimme, diese klare, helle Stimme, die sich jetzt noch steigerte, weil sie sich mit Federico den üblichen Streit lieferte.
    Yoyo hatte bereits drei Waffeln mit je einer Kugel in der Hand.
    Sie und Federico ließen wieder möglichst viele Flüche aufeinander prasseln, ein Gemisch aus Deutsch und Italienisch, auf jeden Fall laut und sehr theatralisch. Die Menschen blieben stehen, hörten ihnen zu, manche wirkten besorgt, weil Yoyo und der Eisverkäufer sich ansahen, als würden sie sich gleich prügeln. Doch Jamina wusste: alles nur Show. Alles nur Spaß, auch wenn Federico für den ersten Moment aussah, als würde er sich wirklich ärgern.
    »Alter Macho!«
    »Dumme vacca!«
    »Idioto misto!«
    »Was für eine Quatsch, diese Worte!«
    »Macht nichts, Hauptsache, du

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