Spritzgebäck - Romantic Gay Comedy (German Edition)
die Beine.
»Was hast du?« Gianluca sah halb belustigt, halb besorgt aus.
»Ich – bin geschafft. Die Arbeit …«
»Mmh …«
Fast hätte Tom die Frage gestellt, ob Gianluca sich etwas unter dem Wort Arbeit vorstellen konnte. Aber das wäre gemein gewesen. Nur weil jemand reiche Eltern hatte, hieß das noch nicht, dass er selbst nichts tat. Und er wollte auch nicht undankbar erscheinen, immerhin war die Aussicht auf den Job morgen durchaus beruhigend. In Anbetracht der mageren Ausbeute fürs Posieren als Weihnachtsmann musste er jede Gelegenheit nutzen.
»Tut mir leid. Ich bin einfach müde.« Tom knöpfte das Hemd nur halbwegs zu und schob es in die Hose.
»Dabei hast du geschlafen wie ein Murmeltier. Eigentlich müsste ich müde sein …«
Tom kniff die Augen zusammen. »Hast du etwa nicht geschlafen?«
»Nicht viel.«
»Und – was hast du gemacht?«
Gianluca grinste. »Dich beobachtet.«
»Hast du nicht!« Das Kribbeln machte sich wieder in Toms Bauch bemerkbar.
»Doch. Es war schön, dich mal so friedlich und unkontrolliert zu sehen.«
»Unkontrolliert?«
»Keine Angst, du hast keinen fahrenlassen …«
»Waa…«
»Pscht! Es sind noch Kunden unterwegs.«
»Die sind mir …«
»Ah, du kannst also doch lockerlassen?«
Tom schnappte nach Luft. »Ich bin locker!«
»Und ich Brad Pitt!«
»Ich …« Tom stockte und ließ sich ablenken. »Du siehst besser aus, als Brad Pitt!«
»Danke, endlich ist jemand meiner Meinung!«
»Ach, du …«
»Na? Wirst du wieder frech? Denk daran, was ich mit deiner Unterhose mache, wenn du …«
Tom schnaubte und stieg in das Jackett.
»Na also, wir haben es geschafft.« Gianluca drehte ihn vor den Spiegel.
»Ich fühl mich unwohl«, sagte Tom, als er seine blasse Haut im Kontrast zum schwarzen Stoff sah.
»Das würden alle anderen auf der Party auch, wenn ich dich in deinen eigenen Klamotten antreten lassen würde. Der Anzug sitzt ganz gut.«
Tom drehte sich hin und her. »Ganz gut?«
»Na ja, kein Vergleich zu einem Maßgeschneiderten, aber für …«
»Ihr habt viel Kohle, oder?« Tom biss sich auf die Lippe.
»Mein Vater vor allem …«
»Weißt du, ich kann den Job wirklich gut brauchen. Ich hab meinen eigentlichen Job vergeigt, weil … Ach, egal …«
»Nein, erzähl bitte!«
»Ich musste zu einem Kurs und mein Chef wollte, dass ich eine Schicht übernehme. Ist halt blöd gelaufen …«
»Und jetzt machst du den Weihnachtsmann.«
»Ja, notgedrungen. Ich will nur sagen, dass ich dein Jobangebot nicht ausschlagen kann. Aber …«
»Aber?«
»Eigentlich würde ich lieber nicht zu der Party morgen …«
»Hast du Angst?«
»Ein bisschen.« Tom lächelte gezwungen. »Aber im Grunde will ich nicht, dass du – mein Boss bist.«
Gianluca sah ihn ernst an. »Du musst keine Angst haben. Es ist nur ein Job und ich bin immer in der Nähe. Die Leute sind nicht sehr nett, aber sie werden dich größtenteils ignorieren. Und was unser Verhältnis angeht …« Jetzt lag in seinen Augen tatsächlich aufrichtige Zuneigung. »Es gibt viele Paare, die zusammen arbeiten. Du bekommst den Job nicht, weil ich dich heiß finde, sondern weil ich einen Künstler engagieren möchte.« Er senkte die Stimme. »Was wir sonst noch so treiben, das ist unsere Privatsache und davon unabhängig.«
»Ich will nicht, dass du das Gefühl hast, dass ich mich – na ja – kaufen lasse …« Tom senkte den Blick.
»Wenn du käuflich wärst, würde ich mich nicht so sehr für dich interessieren. Und wenn ich ein Freier wäre, hätte ich dir einfach Geld gegeben und längst bekommen, was ich haben will.«
Tom runzelte die Stirn. »Was willst du denn haben?«
»Na, deinen süßen Hintern!«
»Du hattest schon mehr, als ich normalerweise bereit bin zu geben …«
»Da geht noch was, glaub mir.« Gianluca ließ die Augenbrauen wippen.
Tom lachte, aber innerlich wühlten ihn weiterhin zahllose Fragen auf. Was wollte Gianluca eigentlich von ihm? Wieso hatte er sich ausgerechnet ihn ausgesucht? Weshalb gab er ihm ständig das Gefühl, ebenfalls mehr zu wollen als nur Sex? Ob er vielleicht merkte, dass Tom im Grunde Sehnsucht nach Nähe hatte? Oder konnte es wirklich sein, dass dieser Traumkerl etwas ganz Ähnliches empfand? Er sah in den Spiegel und ließ sich wieder von dem Lächeln gefangen nehmen. Das Bild sah schön aus, da es mit dem Anzug zumindest so aussah, als wäre Tom kein armer Student und gehörte tatsächlich zu diesem kernigen Modeltyp. Ja, in einer anderen
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