Spritzgebäck - Romantic Gay Comedy (German Edition)
denn?«
»Meinst du nicht, dass die Angestellten das sehr gut selbst hinbekommen?«
»Aber …«
»Und wenn schon! Dann steht halt einer der Nikoläuse bei der Männerbekleidung. Ich bin bestimmt nicht der einzige Kerl, dem das gefällt.«
Marie zog ein Gesicht, das gar nicht zu einer Frau ihres Kalibers passen wollte. Fast hätte Tom gelacht. Doch die Situation hielt ihn davon ab. Irgendwas war wieder ziemlich seltsam.
»Ich hab gestern übrigens beschlossen, dass Tom als Künstler auf der Weihnachtsfeier dabei ist«, sagte Gianluca.
Marie riss die Augen auf. »Du willst, dass er am Sonntag malt?«
Wie gestern fühlte Tom sich absolut überfahren. Einerseits erzählte Gianluca gerade erst von seinem Plan, andererseits wusste Marie schon, dass er malte … Das passte hinten und vorne nicht.
»Deshalb hole ich die Mitarbeitergeschenke auch selbst ab, weil ich ihn gleich noch einkleiden muss.«
»Jetzt tu nicht so! Du hast irgendwas ausgeheckt mit den Präsenten!« Dann wandte sich Marie wieder an Tom. »Ich hoffe, Sie können wenigstens morgen den Anweisungen Ihres Arbeitgebers folgen.«
»Marie!« Gianluca lachte beschwichtigend.
»Das darf man ja wohl mal sagen! Studenten nehmen das allgemein ja immer sehr locker – und gerade Künstler …«
Tom kniff die Augen zusammen. »Glücklicherweise arbeite ich ja nicht für Sie. Eine Sorge weniger, nicht wahr?«
Marie lachte künstlich. »Gianni, dein Künstler hat vielleicht Humor! Sollte ich ihm jetzt gleich sagen, dass das Kaufhaus meiner Familie gehört und ich damit indirekt seine Chefin bin?«
Tom klappte der Mund auf. Gianluca stieß ihn an und warf ihm einen Blick zu, der sowohl Warnung enthielt, als auch die Bitte, es nicht schlimmer zu machen. »Ich bin sicher, Tom wird gute Arbeit leisten.«
Marie schnaubte recht undamenhaft. »Hören Sie, Tom Kunststudent! Ich hoffe, Sie wissen, was sie für eine Verantwortung haben!«
Tom fing wieder Gianlucas Blick auf. Innerlich seufzte er. Es war nicht gut, sich mit der zukünftigen Ehefrau seines Schwarms anzulegen, ganz gleich, wie biestig sie teilweise rüberkam. »Ich stell mich sofort rüber, kein Problem.«
Marie lachte unerwartet auf. »Morgen! Ich rede von der Verantwortung morgen!«
»Außerdem hast du jetzt Feierabend«, fügte Gianluca hinzu. »Marie, du bringst ihn total durcheinander!«
In dem heißen Kostüm und in dieser noch heißeren Situation fühlte Tom sich kurz vor einem Hitzschlag. »Ähm, ja … Dann geh ich mal …«
»Zwei Minuten hast du noch«, sagte Marie.
»Schatz!« Gianluca schüttelte belustigt den Kopf.
»Was denn? Wir bezahlen ihn!«
»Willst du nicht deinen Vater abholen?«
Tom blieb wie angewurzelt stehen. Jetzt blickte er gar nicht mehr durch. Marie schien zwischen Gianluca und ihm hin- und herzupendeln. Ihm galten dabei die prüfenden Blicke und scharfen Worte, Gianluca das Lachen. Bei all dem Theater war Tom nicht so richtig klar, was von alldem hier Spaß und was Ernst war. Möglicherweise war es nur ein Scherz gewesen, dass Maries Familie das Kaufhaus besaß? Falls aber nicht, war es wohl klüger, sich in Zukunft nicht direkt in die Schusslinie zu begeben.
Der Anfang von Last Christmas ertönte.
»Na gut«, sagte Marie gerade, »dann bis morgen.« Sie richtete sich an Tom. »Rühren!«
Tom zwang sich ein Lächeln ab und hoffte wieder, dass die Regung im Rauschebart verloren ging. Dieser Frau wollte er ganz sicher kein Lächeln schenken, auch wenn sie durchaus Humor besaß.
»Entspann dich!« Gianluca klopfte ihm auf die Schulter.
In Toms Kopf purzelten die Sexabenteuer von gestern mit der Situation gerade durcheinander. Locker sein, entspannen! Wie konnte der Kerl ausgerechnet damit kommen, wenn seine Verlobte noch in der Nähe war? Bislang waren dieser Aufforderung jedes Mal sexuelle Handlungen gefolgt. Doch daran wollte Tom jetzt gar nicht denken. Er fühlte sich unwohl. Und verwirrt. Gianluca war so nett – und doch verstand er sich ganz offensichtlich blendend mit diesem reichen Biest. Wenn er sie tatsächlich betrog, dann hatte sie das vielleicht sogar verdient …
»Los, ab in die Umkleide!« Gianluca drängte ihn.
»Spinnst du?«, zischte Tom. Marie war zwar weg, aber er würde auf keinen Fall nochmal eine schnelle Nummer im Kaufhaus hinlegen!
»Ich hab schon einen Anzug ausgesucht. Du sollst den anprobieren, was denkst du denn?«
Augenblicklich schämte Tom sich für seine Fehleinschätzung. Was war hier eigentlich los? Alles lief
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