Spritzgebäck - Romantic Gay Comedy (German Edition)
stehen die Chancen ganz gut, dass man uns nicht bei irgendwelchen Unternehmungen erwischen wird. Es sei denn natürlich …«
»Gianluca!«
»Oh, mein voller Vorname. Es wird ernst.«
Tom schlug seinem Liebhaber aufs Bein.
»Ah! Lass das besser! Ab jetzt gilt es, den Schein zu wahren.« Gianluca stoppte den Wagen vor der Haupttreppe, an der bereits Angestellte warteten.
Bevor Tom die Tür öffnen konnte, wurde sie schon aufgerissen. »Willkommen auf Hoffeld. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Abend.«
Tom stieg zögernd aus. »Äh, ich – ich gehöre zum – Personal.«
Die Mundwinkel des Jungen zuckten kurz, aber dann verkniff er sich ein Lächeln. »Wie Sie wünschen.«
»Ich wünsch mir nix, ich brauch die Kohle«, sagte Tom.
Gianluca lachte. »Lass die Angestellten in Ruhe. Komm!«
Tom nickte kurz und rang sich trotz seiner Aufregung ein möglichst freundliches Lächeln ab. »Entschuldige.«
»Solange du bei den Gästen nicht – ach, halt einfach den Mund, okay?«
»Hey, ich kann mich schon benehmen!«
»Ja, auf den Beweis bin ich sehr gespannt …«
»Hör auf, sonst dreh ich sofort wieder um!« Tom zischte seine Drohung, da sich am Eingangsbereich weitere Bedienstete aufgestellt hatten.
»Zicke!«, murmelte Gianluca zurück.
Tom verkniff sich eine Erwiderung. Mit stummem Nicken nahm er die Begrüßung der Angestellten entgegen und folgte seinem Liebhaber in einen Empfangssaal. In seinen Augen sah alles furchtbar einschüchternd aus. Natürlich hatte er schon Schlösser besichtigt und war auch schon in der einen oder anderen nobleren Empfangshalle gewesen. Aber zu wissen, dass es hier nicht um Noblesse aus einer längst vergangenen Zeit ging oder um einen für alltägliche Zwecke hergerichteten Altbau, war schon etwas anderes. Bisher hatte er die Tatsache einigermaßen gut verdrängt, doch jetzt wurde klar: Er war zu Gast auf einem Gala-Abend der Oberschicht. Und damit völlig fehl am Platz.
Gianluca sprach mit einem Angestellten, der hier wohl die Verantwortung hatte. Es wirkte seltsam, wie selbstverständlich sein liebenswürdiger Traumkerl den Vorgesetzten herauskehrte. Natürlich, er stammte aus einer ganz anderen Welt. Aber Tom wusste ja, dass er ihm vor gar nicht so langer Zeit sein Sperma zwischen die Beine gepumpt hatte. Es war die Tatsache, dass Gianluca so normal war, wenn sie allein waren, die ihn die Wirklichkeit vergessen ließ.
»Tom?« Gianluca drehte sich um.
»Ja?«
»Lass uns mal gucken, wo sie deine Sachen aufgestellt haben.« Dann fügte er mit einem Zwinkern hinzu: »Und lächeln, immer lächeln. Mein Vater ist der einzige Mensch, der das nicht nötig hat.«
Tom zeigte die Zähne.
»Sehr gut. Das wirkt so herrlich falsch, das ist genau richtig.«
Tom musste tatsächlich grinsen.
»Ja, und das ist bitte für mich.«
»Los, zeig mir meinen Arbeitsplatz, damit ich mich schon mal auf den Horror einstimmen kann. Wenn ich halbwegs weiß, was auf mich zukommt, dreh ich vorher vielleicht auch nicht durch.«
Gianluca führte ihn zu einer Doppeltür, hinter der sich ein großer Saal in zurückhaltendem Barockstil erstreckte. Mehrere Weihnachtsbäume standen verteilt, alle mit dezent cremefarbenem Schmuck. Am Ende des Raums befand sich eine Bühne mit Rednerpult, allerhand Tannengrün als Deko und arrangierter Bestuhlung für ein kleines Orchester sowie ein Flügel. Davor hatte man Platz für eine Tanzfläche gelassen und die ersten Tische in angemessenem Abstand angeordnet. Tom überschlug schnell die Anzahl. Es mussten in etwa dreißig sein, aufwändig in Weiß gedeckt mit jeweils fünf Stühlen drum herum. Also circa hundertfünfzig Gäste …
»Mir wird schlecht …«
»Wieso? Bist du nicht zufrieden?« Gianluca sah ihn besorgt an. »Ich dachte, du würdest dich etwas abseits wohler fühlen. Wenn du magst, können wir dich auch zu den anderen Künstlern auf die Bühne stellen.«
Erst jetzt sah Tom, dass sein Bild bereits in einer Nische neben der Tür aufgebaut worden war. »Oh, nein, ich meine: Es kommen echt so viele Leute?«
»Hast du gedacht ich engagiere dich nur für mich?«
Tom senkte die Stimme. »Ein bisschen hatte ich es gehofft.«
»Ein bisschen ist es auch wahr. Ist das hier okay so?«
Die Organisatoren hatten ganze Arbeit geleistet. Die Staffelei stand auf einem weißen Leinentuch, das nach hinten und zu den Seiten über Trennwände geworfen worden war. Natürlich alles mit Grünzeug geschmückt. Dazu waren zwei Tageslichtleuchten aufgebaut worden
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