Spritzgebäck - Romantic Gay Comedy (German Edition)
gegeben, ein Auge auf ihn zu haben. Tom sah in den Spiegel. Wollte er ihn testen?
»Schwachsinn!«, flüsterte er. Dann wusch er sich die Hände und versuchte, möglichst viel von der Farbe wegzubekommen. Glücklicherweise hatte er ja bislang nicht gerade mit auffälligen Tönen gearbeitet. Er kontrollierte sich noch mal im Spiegel. Gianluca hatte ihm vorhin bei den Haaren geholfen. Das war bei solchen Anlässen immer ein gehobenes Problem, das struppige Zeug zu bändigen. Jetzt sah er ziemlich brav aus, da das Wachsgel einen ordentlichen Seitenscheitel festhielt. Und auch, wenn er sich noch immer verkleidet fühlte, war er mit seinem Äußeren zufrieden. Er sah tatsächlich einigermaßen so aus, als gehörte er zu dieser Gesellschaft da draußen. Tom atmete tief durch. Also, auf in den Kampf.
»Ihr Jackett«, sagte Pino, als er in den Flur trat.
Tom wollte es nehmen, doch Pino hielt es bereits für ihn auf. »Danke.« Er drehte sich in das Kleidungsstück hinein und ignorierte Pinos Hände, die ihm über die Schultern strichen und kurz darauf an den Revers zogen. »Danke«, wiederholte Tom.
Pino trat einen Schritt zurück und senkte einmal kurz den Blick. Dann führte er Tom wieder in den Saal.
»Na hoffentlich komm ich aus der Nummer schnell raus.«
Pino kicherte leise. »Legen Sie drei Finger an die Wange und ich informiere Sie über einen wichtigen Anruf. Die meisten der Herrschaften haben da sehr großes Verständnis, wenn es dann etwas länger dauert.«
Tom brauchte einen Augenblick, bis er das für sich sortiert hatte. Fast hätte er voreilig etwas Dummes geantwortet, von wegen, dass er sein Handy gar nicht dabei hatte. »Danke, ich werd's mir merken.«
»Ich wünsche Ihnen möglichst kurzweilige Unterhaltung.«
»Du kannst mich übrigens duzen, du Knirps.«
»Sie mögen verzeihen, aber ich mag meinen Job.«
Tom lachte. »Bis in drei Fingern.« Er ließ Pino am Eingang zurück und ging in verhaltenem Tempo durch den Saal. Wenn es nicht unbedingt eine Räumlichkeit im Barockstil gewesen wäre und die Gäste halbwegs normal angezogen wären, hätte man fast von einer alltäglichen Veranstaltung sprechen können. Die Gespräche schienen weit weniger vornehm geführt zu werden. Hier und da stand sogar jemand. Tom schlängelte sich an den Tischen vorbei und hielt nach Gianluca Ausschau. Der winkte ihm schließlich dezent zu. Natürlich saß er nicht nur ganz vorn, sondern auch ziemlich in der Mitte. Neben ihm Marie und gegenüber ein Paar. Ein Platz war noch frei – für das Ersatzrad …
Tom lächelte steif, als er beim Tisch ankam. »Guten Abend.«
Gianluca erhob sich. »Das ist unser Künstler des Abends, Tomas Lövenich. Tom, mein Bruder Geronimo und seine Frau Elise. Marie kennst du ja bereits.«
»Guten Abend«, wiederholte Tom verlegen. Gianluca hatte also einen Bruder. Er gab sich Mühe, Geronimo nicht zu sehr anzuschauen. Niemals im Leben wäre er auf den Gedanken gekommen, dass sein Liebhaber und dieser Mann enger verwandt waren. Geronimo war ein bulliger Kerl mit düsterem Blick und fortgeschrittener Stirnglatze. Zweifellos war er ein paar Jahre älter als Gianluca und Tom würde sein Talent darauf verwetten, dass dieser Mann so viel Humor besaß, wie ein Krokodil in Angesicht der Krokodillederhandtasche seiner Frau.
Tom nahm Platz und legte die Hände in den Schoß. Es breitete sich eine unangenehme Stille am Tisch aus, während sonst überall gesprochen wurde und sogar gelacht.
Marie räusperte sich. »Tom studiert an der Kunstakademie. Im wievielten Semester genau?«
»Ich habe bald zwei Jahre rum.«
»Ah, da bereitest du dich also auf die zweite Eignungsprüfung vor?«
»Ja, ich bin ziemlich nervös.«
Geronimo lachte kurz freudlos auf. »Bei den Zukunftserwartungen kein Wunder.«
»Schatz …«, fuhr Elise dazwischen. Ihr standen Schreck und Scham ins Gesicht geschrieben.
Gianluca schüttelte belustigt den Kopf und legte Tom heimlich eine Hand aufs Bein. »Das sagt der Mann, der drei Leute beschäftigt, die für ihn in Kunst anlegen.«
»Das ist ja wohl etwas anderes! Außerdem investiere ich nur in tote Künstler.«
»Ganz wie du meinst, großer Bruder. Ich bin nicht böse, wenn du mir die höheren Renditen überlässt.«
»Wie sieht die Wertsteigerung bei deinen eigenen Werken bisher aus?«
»Mach dir darum mal keine Sorgen.«
»Ich will mich nur frühzeitig erkundigen. Bei deinem Lebensstil könnte ich ja vielleicht bald einsteigen …«
»Schatz!«, entrüstete sich
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