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Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
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Karlaplans Video raus. Nahm auffällig viele Kinderfilme ins Sortiment – Disneyparadies hoch drei. Räumte eine Schmalseite und füllte sie mit losen Süßigkeiten in Kunststoffbehältern. Baute den Kassentresen um, bot einen Losverkauf an sowie Zeitungen und eine Clubmitgliedschaft. Strich die Wände neu, machte sauber, hängte Werbeplakate für die neuesten Kinder- DVD s auf und begann in einer Ecke Taschenbücher zu verkaufen. Das Endergebnis: die angenehmste, kinderfreundlichste Videothek auf ganz Östermalm.
    Guter Eindruck.
    Der Laden in Södertälje: Mrado verkaufte die Maschinen der chemischen Reinigung an ein paar alte Bekannte, Assyrer. Södertälje war sozusagen ihr Jerusalem. Mrado kannte sich da aus, er hatte während seiner gesamten Kindheit mit Assyrern zu tun gehabt. Wurde sogar manchmal zu einer Hochzeit eingeladen. Assyrer: eines der dichtesten Netzwerke in Stockholm. Sie dominierten die Reinigungen und B-Friseursalons. Unternehmer. Mrado pflegte seine Bekanntschaften. Reinigungen und Friseurläden – mindestens genauso gute Einrichtungen für Geldwäsche wie Videotheken. Konnte ihm vielleicht irgendwann gut zupasskommen.
    Innerhalb von zwei Monaten liefen die Videotheken perfekt. Die Grundidee war einfach. Mrado verfügte über vierhunderttausend Kronen Cash. Zweihunderttausend gingen für den Kauf der Unternehmen drauf. Blieben hunderttausend pro Unternehmen, die in kleinen Summen auf die jeweiligen Konten der Betriebe eingezahlt wurden. Die Gelder reichten aus, um die Räumlichkeiten, die Renovierung und den Einkauf von Video- und DVD -Filmen zu bezahlen. Die Jungs aus dem Studio standen zwischen vier und zehn Uhr jeden Nachmittag und Abend in den Läden. Schwarz bezahlt: C.a.d.H. – Cash auf die Hand. Auf dem Papier war Radovan Angestellter und Hauptaktionär. Mrado Teilzeitangestellter. Er zahlte jeden zweiten Tag Bargeld auf die Konten der Betriebe ein. Als sich alles eingespielt hatte, nahm jeder Laden real fünfzigtausend Kronen im Monat ein. In Mrados frisierter Buchführung – dreihunderttausend im Monat. Nach Abzug der Löhne an Radovan in Höhe von fünfundzwanzigtausend und an Mrado von zwanzigtausend Kronen monatlich, der übrigen Unkosten, Steuern und Sozialabgaben: circa hundertfünfzigtausend Kronen saubere Knete pro Laden. Summa summarum: Die Löhne plus die Aktivposten, die sich in den Läden befanden – weiß wie Schnee.
    Die Gelder aus den Garderobeneinnahmen – auf dem Papier durch die Abrechnungen der Videothekbetriebe geschleust – kamen nach Abzug der Steuern auf der anderen Seite als ehrenhafte Kronen wieder raus. Und das Beste – wenn das Ganze aufflog, musste Lindberg die Scheiße ausbaden. Weder Mrado noch Radovan saßen im Vorstand und waren auch in keinem Register aufgeführt.
    Trotz der Geldwäschebetriebe hatte er Probleme. Es reichte irgendwie nicht aus. In den letzten Monaten waren seine Schlafprobleme schlimmer denn je geworden. Die Situation mit Rado – angespannter denn je. Lag es an Mrados Forderung nach seinem Anteil an den Garderoben? Der Jugoboss erschien ihm so überlegen. Erteilte Goran und den anderen Befugnisse und Mrado nicht. R plante höchstwahrscheinlich etwas an M vorbei. Anzeichen dafür waren über Ratko und Bobban durchgesickert. Frage: Hatte R Mrado nur auf den Ausbau der Videotheken angesetzt, um ihn beschäftigt zu halten? Frage Nummer zwei: Wer war Mrado ohne Radovan? Frage Nummer drei: Was würde Mrado ohne seine jetzige Arbeit mit seinem Leben anfangen? Hätte er eine Zukunft?
    Früher war alles besser gewesen.
     
    Ratko tauchte nicht auf. Mrado stand auf. Bezahlte. Ging alleine in Richtung Kasino.
     
    Casino Cosmopol: das Glücksspielviertel Schwedens par excellence. Die Philosophie der Heuchelei in Perfektion. Spielen ist eine lutheranische Sünde. Spielen ist Verschwendung/dumm/gesellschaftsfeindlich, Spielen führt zu Missbrauch – zugleich verdient der Finanzminister fette Kröten an dem Ganzen. Die Leute brauchen ein Vergnügen, Brot und Spiele. Komm schon – ein bisschen zu spielen hat doch was. Bingo, Lången, Keno, Tian, V 75 , Oddset, Tipset, Internetpoker, Jack Vegas et cetera. Die Jack- und Miss-Vegas-Automaten waren am schlimmsten, brachten dem Großen Bruder jedes Jahr fünf Milliarden ein. Trieben die Leute in den Konkurs. Bescherten Familien den Ruin. Durchkreuzten Träume. Die neue Volkskrankheit neben Fettleibigkeit war Spielsucht. Seitdem die Kasinos eröffnet hatten und die Jack-Vegas-Automaten eingeführt

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