Spür die Angst
auf einen
Royal Straight.
Er machte weiter. Setzte fünfzehntausend ein. Beobachtete die Reaktionen.
Er wollte den Polackenteufel fertigmachen.
Turn:
Herz Bube. Riesenschwein gehabt. Mrados Chance auf einen
Royal Straight
noch vorhanden. Jetzt ließ er es sich nicht mehr nehmen. Außerdem war er sich jetzt sicher: Der Polacke hatte nichts mehr zuzugeben. Der Typ bluffte, was das Zeug hielt.
Noch verrückter als verrückt.
Piotr erhöhte um weitere dreißig.
Mrado meinte wieder, das Blitzen zu sehen.
Er ergriff seine Chance – ging
all in,
setzte die restlichen Kröten, die er vor sich liegen hatte, hundertzwanzig Riesen. Alle seine Chips auf eine Karte. Betete zu Gott, dass er die Situation richtig eingeschätzt hatte und Piotr zu bluffen versuchte.
Piotr verschaffte sich einen kurzen Überblick.
Der Dealer spürte die Spannung am Tisch. Sowohl Mrado als auch Piotr deckten ihre Karten auf.
Alle Anwesenden am Tisch beugten sich vor, um sie zu sehen.
Mrado: fast ein
Royal Straight Flush,
außer der Herz Zehn.
Piotr: Drilling mit Assen.
Mrados Herz sackte in die Hose. Der Polackenarsch hatte dieses Mal nicht geblufft. Das Blitzen in seinen Augen hatte etwas anderes bedeutet – wahrscheinlich eher Triumph. Mrados Hoffnung war, dass im
River
eine Herz Zehn enthalten sein würde.
Der Dealer ließ sich Zeit mit dem
River.
Piotr rutschte nervös in seinem Sessel herum. Alle Anwesenden im Pokerraum hielten inne, spürten, dass an einem der Tische unmittelbar eine Entscheidung bevorstand. Wenn Mrado gewann, würde er über dreihundert Riesen einstreichen.
Der Dealer legte die Karte auf den Tisch: Kreuz drei.
Mrado war tot.
Sieger: Piotr. Drilling. Der ganze Pot. Mrado hatte Hundertsechzigtausend auf einen Schlag versenkt. Glückwunsch.
Mrado hörte seinen eigenen Atem. Benommenheit, Schwindelgefühle. Übelkeit.
Spürte seinen Herzschlag. Schnelle, deprimierte Schläge.
Piotr stapelte seine Chips. Schob sie vom Tisch herunter in einen Stoffbeutel.
Stand auf. Verließ den Tisch.
Jemand rief Mrados Namen. Auf der anderen Seite der samtenen Absperrung wartete Ratko. Mehr als fünfzig Minuten nach der verabredeten Zeit. Mrado nickte ihm zu. Wandte sich wieder dem Pokertisch zu.
Blieb wie in Trance sitzen. Seine Stirn fühlte sich heiß an. Er schwitzte.
Schließlich wandte sich der Dealer an ihn und fragte: »Sind Sie bei der nächsten Runde dabei?« Mrado wusste, dass ihm gerade eine Katastrophe widerfahren war. Für den Dealer war es nur die Frage, ob die nächste Partie beginnen konnte.
Mrado stand auf. Trottete von dannen.
Bobban sagte immer: Beim Hockey geht es schnell. Mrado wusste – beim Texas Hold’em geht es noch schneller. Er hatte mehr als hundertsechzig Riesen in anderthalb Stunden verzockt. Heute war wirklich nicht sein Abend. Er hätte es wissen müssen: zu routinierte Typen am Tisch.
Ratko stand an einem einarmigen Banditen mit dem Rücken zum Pokertisch. Warf Zwanziger ein.
Mrado klopfte ihm auf die Schulter: »Du bist spät!«
»Ich, spät? Du hast immerhin fast ’ne Stunde gespielt. Und mich warten lassen.«
»Aber du warst es, der zu spät gekommen ist. Wir waren um zehn verabredet.«
»Tut mir leid. Wie ist’s gelaufen?«
Mrado schwieg.
Ratko fragte noch einmal. »Ist es Scheiße gelaufen?«
»Du, es ist so Scheiße gelaufen, dass ich kurz davor bin, mich vom Klarabergsviadukt zu stürzen.«
»Mein Beileid.«
Mrado blieb stehen und sah Ratko beim Spielen zu. Er war am Ende. Hätte in seinem übermüdeten Zustand besser nicht spielen sollen. Mit dem Geld aus den Videotheken. Das durfte auf keinen Fall rauskommen.
Verdammte Scheiße.
Ratko warf einen letzten Zwanziger ein. Drückte auf den Spielknopf. Die Symbole rauschten nur so vorbei.
In Mrados Kopf rauschte es noch heftiger.
28
Back in Business.
Das Image, das ihm lange angehaftet hatte: J-Boy, der cleverste Gangster in der Stadt.
El choro.
Auferstanden wie Phönix aus der Asche. War nach dem, was sie als Knockout geplant hatten, wieder im Spiel.
Sein Leben bewegte sich zwischen berechtigtem Hass und Koksverkauf auf hohem Niveau: Hass gegen Radovan & Co. Diejenigen, die ihn brutal zusammengeschlagen hatten. Der Koksverkauf: sein Job für Abdulkarim.
Aber Jorge war ein Mann der Pläne, er würde Radovans Imperium ein für alle Mal zum Einstürzen bringen. Dafür sorgen, dass der Jugomafioso entweder eingebuchtet oder für den Rest seines Lebens plattgemacht werden würde. Er brauchte nur noch genauere
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