Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spür die Angst

Spür die Angst

Titel: Spür die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lapidus
Vom Netzwerk:
der den Ort angibt. Eine Kopie der Karte und die Instruktionen liegen zusammengefaltet in einem Buch mit dem Titel ›Legal Philosophies‹. Der Autor heißt Harris. In der Stadtbibliothek, da hinten. Verstehst du?« Jorge zeigte in die Richtung.
    Sergio: nicht gerade der Smarteste, aber so etwas kapierte er schon. Jorge in ewiger Dankesschuld, auch wenn er die Planung alleine durchziehen musste. Sergio würde ihn so gut er konnte unterstützen. Jorge fragte nach seiner Schwester. Der Geruch von McDonald’s in Kombination mit den Erinnerungen an Paola. Die Zeit beim Verdrücken des Junkfoods erlebte er als reine Nostalgie.
    Ihr restliches Gespräch bestand aus Nonsens, sie redeten über die Verwandtschaft, alte Kumpels aus Sollentuna und Bräute. Reine Show vor den Schließern.
    Es wurde Zeit aufzubrechen.
    Jorge küsste Sergio zum Abschied viermal auf jede Wange. Sie tauschten chilenische Höflichkeitsbekundungen aus.
    Es war bereits vier Uhr. Um sieben würden er und die Aufseher zurückmüssen.
     
    Nächste Station: Er wollte sich Schuhe kaufen. Hatte im Voraus Kataloge bestellt. Sich informiert. Mit Sportgeschäften telefoniert. Recherche betrieben. Gel, Air, Torsion und weitere ausgefeilte Technikdetails im Hinblick auf anspruchsvolle Laufschuhe. Jede Menge Bullshit. Am besten, man überlas den ganzen Schnickschnack. Er wollte vernünftige Schuhe kaufen. Die zwei entscheidenden Eigenschaften für ihn: gute Laufschuhe – wichtig. Bestmögliche Abdämpfung von Stößen – noch wichtiger. Die Aufseher fanden es lustig, in ganz normale Sportgeschäfte zu gehen. Jorge hatte den Überblick. Stadium in der Kungsgata besaß das größte Angebot.
    Sie fuhren mit dem Minibus in ein Parkhaus auf der Norrlandsgata. Jorge fragte die Beamten, ob er das kurze Stück selber fahren dürfe. Sie verneinten.
    Sie stiegen aus. Der eine Aufseher bat einen Mann, der gerade sein Auto geparkt hatte, ihm einen Zwanziger in Ein-Kronen-Stücke zu wechseln. Dann zog er einen Parkschein.
    Sie gingen hinaus auf die Straße.
    Heftiges Gefühl. City. Kungsgatan. Pulsierendes Leben. Augustwärme. Jorge schwelgte in Erinnerungen. Er war in einem BMW 530 i, auch als Kokainschlitten bekannt, die Kungsgata entlanggerauscht. Zwei Tage, bevor sie ihn eingelocht hatten. Okay, der Wagen war von einem Freund geliehen, aber dennoch. Stylish. Er hatte das Leben genossen. Cash genossen. Bräute genossen. Seinen Ruf genossen.
    Und jetzt:
Jorge was back in town.
    Und was hatte er seitdem gelernt? Eines wusste er zumindest: Die nächste Sache, die er anpackte, würde er akribisch planen. Und in dem Moment ging es ihm auf, was ihn von so vielen anderen unterschied. Er fühlte sich wie der Größte/Beste/Gescheiteste. Aber das dachten alle in seinem Umfeld von sich selbst. Der Unterschied war, dass Jorge in seinem Inneren wusste, dass er möglicherweise diesem Bild gar nicht entsprach – und das war seine Stärke. Das würde ihn dazu bringen, in Zukunft immer zweimal nachzudenken. Stets zu planen, sich vorzubereiten – dann würde ihm auch das Unmögliche gelingen.
    Er verlor sich in Träumen.
    Sah sich um. Die Aufseher dicht an seiner Seite.
    Auf der Straße waren viele Menschen unterwegs. Der Rhythmus des freien Lebens. Er gaffte regelrecht. Heiße
Chicas.
Er hatte es fast vergessen – die Bräute waren im Sommer so viel schöner als im Winter. Auch wenn es dieselben waren. Wie war das nur möglich? Es war ihm ein Rätsel.
    Bald würde Jorge draußen sein. Die Kungsgata entlangflanieren. Sooo vielen Mädels in den Hintern kneifen können. Alle Bräute rumkriegen. Wieder der Jorge sein, der er immer gewesen war.
    Oh, wie er sich danach sehnte. Er hatte Ausgang erhalten. Allein das war schon allererste Sahne. Er allein mit drei Bullen auf der Kungsgata. Was für eine Chance. Er brauchte eigentlich nur loszulaufen. War durchtrainiert. Stark. Kannte sich in der Stadt aus. War durchtrieben. Auf der anderen Seite, das Risiko zu groß. Die Schließer hatten heute zwar gute Laune, aber sie kannten sich aus mit ihrem Job. Waren in höchster Alarmbereitschaft. Beäugten jede seiner Bewegungen. Besaßen den Überblick. Konnten bei dem kleinsten Anzeichen ausrasten. Ihm die Hölle heißmachen. Den Ausflug abbrechen. Es ihm letztlich unmöglich machen, seinen eigentlichen Plan zu vollenden.
    Er war nicht vorbereitet. Konnte nicht einfach so abhauen. Das Risiko für einen Fuck-up war zu groß.
    Die Verkäuferin war heiß. Jorge geil. Aber die Schuhe waren wichtiger

Weitere Kostenlose Bücher