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Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Titel: Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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in sengender Hitze oder beißender Kälte im Freien zu sitzen und sich irgendein albernes Spiel anzusehen.
    Mit zwei Jahren besuchte Jessica auf Steves Schultern im Sommer das Yankee-Stadion und im Herbst das Giants-Stadion. Sie selbst war in der Schule eine herausragende Fußballerin und eine ehrgeizige Tennisspielerin.
    Ihre Entscheidung, Jura zu studieren, begeisterte ihre Eltern, weniger erfreut war ihr Vater allerdings, als sie sich auf Strafrecht konzentrierte. »Neunzig Prozent der Angeklagten sind schuldig, ohne Wenn und Aber«, lautete sein Kommentar. Ihre Antwort: »Was ist mit den übrigen zehn Prozent? Und was ist mit mildernden Umständen?«
    Jessica hatte zwei Jahre als Pflichtverteidigerin in Manhattan gearbeitet und dann das Angebot einer expandierenden Kanzlei angenommen, die sich auf Strafrecht spezialisiert hatte.
    Am Freitagmorgen sprach Jessie mit ihrer Chefin Margaret Kane, einer ehemaligen Bundesanwältin, und teilte ihr mit, dass sie die Vertretung von Kate Connelly angenommen habe, sollte es zu einer Anklage wegen Brandstiftung kommen. »Und das wird wohl nicht alles sein«, sagte sie zu Kane. »Meiner Meinung nach dürften sie ihr auch eine Mitschuld an Gus Schmidts Tod anlasten.«
    Margaret Kane hörte sich die Einzelheiten des Falls an. »Gut, machen Sie«, sagte sie. »Schicken Sie der Familie unseren üblichen Vertrag und die Rechnung über einen Honorarvorschuss.« Trocken fügte sie noch hinzu: »Die Unschuldsvermutung erscheint mir in dem Fall ziemlich weit hergeholt zu sein, Jess. Aber sehen Sie zu, was Sie für Ihre Freundin machen können.«

24
    S eit Mitte der Siebzigerjahre lebte Clyde Hotchkiss in verschiedenen Städten auf der Straße. Er war als Held und hochdekorierter Vietnam-Veteran nach Staten Island zurückgekehrt, seine Kriegserlebnisse aber hatten ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Über manche Erinnerungen konnte er mit dem Psychiater im Militärkrankenhaus reden, über andere nicht, obwohl sie ihm nur allzu lebhaft im Gedächtnis hafteten – dazu gehörte vor allem jene Nacht in Vietnam, in der er mit Joey Kelly, dem Jüngsten in ihrem Zug, aneinandergekauert unter schwerem Artilleriebeschuss lag.
    Joey hatte in einem fort von seiner Mutter gesprochen und wie nah sie sich standen, nachdem sein Vater gestorben war, als er noch ganz klein gewesen war. Seite an Seite versuchten er und Joey zu einer Baumgruppe zu kriechen, hinter der sie etwas geschützt gewesen wären. Dabei wurde Joey getroffen.
    Clyde hatte ihn in den Arm genommen, während sich Joey die Eingeweide hielt und ihm zuflüsterte: »Sag Mama, dass ich sie liebe.« Er hatte geweint, »Mama … Mama … Mama«, sein Blut war durch Clydes Uniform gesickert, und dann war er gestorben.
    Clyde hatte seine Freundin aus der Highschool geheiratet, Peggy, »die anmutige Margaret Monica Farley«, wie das Lokalblatt auf Staten Island schrieb. Sie mussten darüber herzhaft lachen. Manchmal, wenn Clyde bei ihr anrief, um ihr mitzuteilen, dass es bei ihm in der Arbeit später werden würde, sagte er: »Habe ich das Vergnügen, mit der anmutigen Margaret Monica Farley zu sprechen?«
    Er hatte Arbeit bei einem Bauunternehmer gefunden und war schnell zu dessen rechter Hand aufgestiegen.
    Drei Jahre später wurde Clyde Jr. geboren, dem sie sofort den Kosenamen Skippy verpassten.
    Clyde liebte seine Frau und seinen Sohn über alles, aber das Babygeschrei weckte wieder Erinnerungen an Joey, besonders diejenigen, die er am meisten zu verdrängen versuchte.
    Er begann zu trinken, einen Cocktail mit Peggy nach der Arbeit, Wein zum Essen, Wein nach dem Essen. Als Peggy sich besorgt darüber äußerte, fing er an, den Wein zu verstecken. Als er reizbar und jähzornig wurde, flehte sie ihn an, sich Hilfe zu holen. »Das ist der Krieg, der dir zu schaffen macht«, sagte sie ihm. »Clyde, du musst ins Militärkrankenhaus und mit einem Arzt reden.«
    Als Skippy zahnte, als er sie mitten in der Nacht weckte und »Mama … Mama … Mama« rief, wusste Clyde, dass er nie wieder ein normales Leben führen würde. Dass man ihn allein lassen sollte.
    Eines Nachts, als Peggy mit dem Kind zu einem vorweihnachtlichen Besuch bei ihren Eltern in Florida war, wohin diese im Vorruhestand gezogen waren, wusste Clyde, dass alles vorbei war. Er hatte eine Flasche guten Rotwein getrunken und sein Flanellhemd, die Winterjeans und seine dicken Stiefel angezogen. Er hatte seine Handschuhe in die Taschen der warmen Jeansjacke gestopft und eine Notiz

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