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Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Titel: Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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nur etwa halb so groß. Er probierte die Türgriffe, einen nach dem anderen. Sie waren alle abgeschlossen.
    Dann sah er ihn. Den letzten. Der nächtliche Himmel war bewölkt, trotzdem konnte er erkennen, dass es sich bei dem Laster um einen Unfallwagen handelte. Die Motorhaube war verbeult, die Seitentür eingedellt, die Windschutzscheibe zersplittert, die Reifen waren platt.
    Aber er war durchaus dafür geeignet, um darunter zu schlafen; und am Morgen, bevor die ersten Mitarbeiter auftauchten, wäre Clyde wieder verschwunden. Aber dann hatte er so eine Ahnung. Vielleicht sollte er doch mal die großen Hecktüren probieren. Ihm wurde langsam richtig kalt, und sein Wagen war ziemlich schwer. Er legte den Hebel um, und die beiden Hecktüren schwangen auf. Das Geräusch, das sie dabei von sich gaben, hieß ihn willkommen.
    Er fummelte seine Stabtaschenlampe aus der schmutzstarrenden Hosentasche, ließ den Lichtstrahl schweifen und gab einen gedämpften Freudenlaut von sich. Wände und Boden des Laderaums waren dick gepolstert. Clyde stieg hinein, zerrte seinen Einkaufswagen mit und schloss die Türen.
    Er sog tief den schalen Geruch ein. Das ließ darauf schließen, dass sich schon seit einer Ewigkeit keiner mehr die Mühe gemacht hatte, die Türen zu öffnen. Zitternd vor Vorfreude, zog er die Zeitungen aus dem Wagen, die seine Matratze waren, und die Lumpen und Fetzen, mit denen er sich zudeckte. Seit Jahren hatte er nicht mehr so bequem geschlafen. Im sicheren Wissen, allein zu sein, nuckelte er die Weinflasche leer und schlief ein.
    Egal wie spät es wurde, bis er einen Schlafplatz gefunden hatte, seine innere Uhr weckte ihn immer um sechs Uhr morgens. Er stopfte die Zeitungen und Lumpen in den Wagen und öffnete die Türen. Wenige Minuten später war er bereits mehrere Straßenzüge entfernt, ein weiterer Penner, der auf seinem endlosen Weg ins Nichts vor sich hin schlurfte.
    Am selben Abend suchte er erneut den Möbellaster auf, der von da an zu seinem nächtlichen Rückzugsort wurde.
    Manchmal hörte er, wie einer der anderen Laster wegfuhr, und er nahm an, dass er zu einer Lieferung zu einem weit entfernten Ort aufbrach. Manchmal hörte er auch leise Stimmen, aber die stellten nie eine Gefahr für ihn dar.
    Und immer machte er sich um sechs Uhr mit allen Habseligkeiten auf den Weg, ließ nicht die geringste Spur von sich zurück mit Ausnahme der Zeitungen, die sich im Möbellaster langsam stapelten.
    Nur einmal war was Blödes passiert in den zwei Jahren vor der Explosion, bei der er sich gerade noch rechtzeitig vor dem Eintreffen der Polizei und Feuerwehr hatte aus dem Staub machen können. Das war an jenem Abend gewesen, als ihm diese junge Frau von der U-Bahn gefolgt war und nicht mehr wegwollte und mit in den Möbellaster stieg, bevor er die Türen schließen konnte. Sie war auf dem College und sagte, dass sie nur mit ihm reden wolle. Er hatte seine Zeitungen ausgebreitet und sich in seine Decken gehüllt und die Augen geschlossen. Aber sie hörte nicht auf zu reden. Und ließ ihn nicht in Ruhe seinen Wein trinken. Er erinnerte sich noch, dass er sich aufgerichtet und ihr ins Gesicht geschlagen hatte.
    Und dann? Was war dann geschehen? Er wusste es nicht mehr. Er hatte einiges intus gehabt, also war er schnell wieder eingeschlafen, und als er aufwachte, war sie fort. Ihr konnte also nichts Schlimmes zugestoßen sein. Oder hatte sie angefangen zu schreien? Hatte er sie in seinen Einkaufswagen gepackt und fortgefahren? Nein, das glaubte er nicht. Jedenfalls war sie am nächsten Morgen nicht mehr da.
    Einige Tage kehrte er nicht zum Möbellaster zurück, danach aber war alles wieder wie vorher. Also, kam er zu dem Schluss, hatte sie niemandem davon erzählt.
    Aber dann ereignete sich die Explosion, und er musste Hals über Kopf aus dem Laster, bevor die Feuerwehr anrückte, und musste alles in seinen Einkaufswagen stopfen. Jetzt machte er sich Sorgen, dass er etwas zurückgelassen hatte.
    Ich vermisse den Laster, dachte Clyde traurig. Ich hab mich in ihm so sicher gefühlt, dass ich nie von Joey geträumt habe.
    Ihm war klar, dass er das ausgebrannte Gelände am darauffolgenden Tag nicht aufsuchen konnte. In einer in Brooklyn aus einem Mülleimer gefischten Zeitung hatte er gelesen, dass sich irgendein alter Typ, ein ehemaliger Mitarbeiter, und die Tochter des Besitzers zum Zeitpunkt der Explosion auf dem Gelände aufgehalten hatten und jetzt beschuldigt wurden, das Feuer gelegt zu haben. Komisch, er hatte in

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