Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
was es werden würde. Aber sollte es ein Mädchen sein, wollten sie es auf den Namen Jamie taufen.
Das hat Lee wohl ebenfalls gewusst, dachte Lawrence.
Veronicas Miene veränderte sich. »Lawrence, du weißt, wie schlimm es für uns ist, dass Jamies Mörder nie gefasst wurde. Aber hab noch etwas Geduld. Das Medium sagt, bald, sehr bald wird etwas gefunden werden, was Jamie gehört hat, und das wird die Polizei zu ihrem Mörder führen.«
Lawrence sah seine Frau nur an. Das, dachte er, hat Lee ganz sicher nicht dem Medium erzählt. Großer Gott, könnte das wirklich sein? Wird das alles wirklich geschehen?
Ein paar Tage später sollte er die Antwort darauf erfahren.
30
U m halb fünf am Freitagnachmittag holte Jessie Hannah ab, um mit ihr zum Bestattungsinstitut in Little Neck zu fahren, wo Gus Schmidt aufgebahrt war. Hannah trug ein von ihr selbst entworfenes, schwarz-weißes Tweedkostüm. Als sie einstieg, bemerkte Jessie anerkennend: »Du bist immer wie aus dem Ei gepellt. Und ich sehe immer aus, als hätte ich blind in den Schrank gegriffen und den nächstbesten Kleiderbügel herausgezogen.«
»Was nicht stimmt«, antwortete Hannah, »und was in dem Fall sogar eine Beleidigung ist, weil ich dich persönlich beraten habe, als du bei Saks dieses Kostüm ausgesucht hast. Das dir übrigens hervorragend steht.« Sie warf ihr Regencape auf den Rücksitz, wo es neben Jessies Trenchcoat landete.
»Oh, ich hab ganz vergessen, dass du mit dabei warst«, erwiderte Jessie entschuldigend, gab Gas und steuerte ihren VW zwischen zwei in zweiter Reihe geparkten Wagen durch.
»Außerdem willst du mich mit deinem Kompliment nur ablenken, was sehr nett ist«, sagte Hannah, »aber nicht nötig. Ich gebe zu, ich bin nervös vor dem Wiedersehen mit Lottie Schmidt. Aber es muss nun mal sein.«
»Du weißt und sie weiß, dass es eine ganz logische Erklärung geben muss, warum sich Kate und Gus in den frühen Morgenstunden im Betrieb getroffen haben. Sobald Kate aus dem Koma aufwacht, werden wir es erfahren«, sagte Jessie.
Hannah antwortete nicht.
Jessie wartete, bis sie auf die Thirty-fourth Street in Richtung Queens-Midtown Tunnel abgebogen waren, bevor sie wieder auf das Thema zu sprechen kam: »Hannah, hast du etwas erfahren, was du mir verschweigst? Ich bin Kates Anwältin. Wenn ich sie vertreten soll, ist es unabdingbar, dass du mir alles sagst, was du weißt. Dir ist doch klar, wie wichtig das ist? Und keine Sorge, sollte Kate angeklagt werden, muss ich dem Staatsanwalt nichts erzählen, was auf meinen eigenen Recherchen basiert.«
Hannah war wie gelähmt vor Angst. Kates Zustand war nach wie vor kritisch. Sie konnte jederzeit sterben oder bleibende Hirnschäden davontragen. Und wenn sie aufwachte und für schuldig erklärt wurde, den Betrieb in die Luft gesprengt und Gus’ Tod verursacht zu haben, würde sie den Großteil ihres Lebens hinter Gittern verbringen. Dieses albtraumhafte Szenarium ging ihr unablässig durch den Kopf.
»Jessie, ich weiß.« Mehr kam von Hannah nicht.
Ihre Freundin warf ihr einen besorgten Blick zu, beschloss aber, nicht weiter in sie zu dringen. Die restliche Strecke legten sie in unbehaglichem Schweigen zurück. Eine Dreiviertelstunde später trafen sie am Bestattungsinstitut ein.
Als Jessie in den Parkplatz einbog, sagte sie: »Schau, wer da gerade hineingeht!« Hannah wandte den Kopf zum Eingang und bekam noch die beiden Brandfahnder zu sehen. »Sollen wir noch eine Weile im Auto warten, damit wir ihnen nicht begegnen?«
Jessie schüttelte den Kopf. »Ich vermute, sie wollen mit ehemaligen Arbeitskollegen von Gus reden. Lass uns aussteigen.«
Im Vorraum wurden sie von einem Angestellten mit ernster Miene zum Aufbahrungsraum mit Gus Schmidts Sarg geleitet. Überrascht nahm Hannah zur Kenntnis, dass sich der Raum bereits gut gefüllt hatte. Eine lange Schlange von Trauergästen hatte sich gebildet, die Lottie und Gretchen am geschlossenen, blumengeschmückten Sarg begrüßen wollten.
Jessie berührte Hannah am Arm. »Warten wir noch etwas, ich will mich nicht direkt hinter den Brandfahndern anstellen.«
Hannah nickte. Sie traten hinter die letzte, gut gefüllte Stuhlreihe und sahen sich um. Lottie machte einen gefassten Eindruck, Gretchen allerdings hatte ein zusammengeknülltes Taschentuch in der Hand und wischte sich von Zeit zu Zeit die Tränen aus den Augen.
Einige Minuten darauf flüsterte Jessie: »Wir können jetzt, die Fahnder sind nicht mehr die Letzten in der
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