Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
gesamte Tagesgeschäft überlassen. Douglas selbst ist vielleicht zwei- oder dreimal in der Woche im Betrieb aufgetaucht, falls er nicht mal wieder auf Reisen war.«
»Und dem Betrieb ist es unter Russ Link gut gegangen?«
»Gus hat gesagt, dass es schon vor seiner Entlassung mit den Problemen angefangen hat. Die Verkäufe sind eingebrochen. Die Leute kaufen solche Möbel nicht mehr. Sie wollen was Bequemes, Einfaches, keine barocken Sofas oder florentinischen Anrichten.«
Ihr Blick glimmte vor Zorn. »Gus war ihr bester Handwerker, das haben alle gewusst. Die Nachfrage ging zurück, trotzdem konnte keiner ein Möbelstück so nachbauen wie er. Er hat sich jedem Stück mit großer Hingabe gewidmet. Dann ist Russ von dem elendigen Jack Worth abgelöst worden, und ein paar Monate später wurde Gus entlassen.«
»Wie gut kennen Sie Jack Worth?«
»Persönlich … kaum. Ich habe ihn höchstens auf den jährlichen Weihnachtsfeiern gesehen. Gus hat erzählt, dass Jack ständig den jungen Mitarbeiterinnen hinterhersteigt. Deshalb hat sich seine Frau auch von ihm scheiden lassen. Und er ist ein Choleriker. Wenn er schlechte Laune hat, lässt er es alle und jeden spüren.«
»Musste Gus unter diesen Umständen nicht froh gewesen sein, dass er nicht mehr bei Connelly gearbeitet hat?«, fragte Nathan Klein.
»Gus hat seine Arbeit geliebt. Er hat darauf geachtet, Jack nicht in die Quere zu kommen.«
Frank Ramsey und Nathan Klein saßen auf der Couch, Lottie im Ohrensessel. Frank beugte sich vor, verschränkte die Hände und sah Lottie unumwunden in die Augen. »Ist Ihre Tochter noch bei Ihnen zu Besuch?«
»Nein. Gretchen ist gestern nach Minnesota zurückgeflogen. Sie arbeitet als Masseurin, sie muss sich um ihre Kunden kümmern.«
»Sie hat mir erzählt, sie sei geschieden.«
»Seit vielen Jahren schon. Gretchen gehört zu denen, die sich als Single ausgesprochen wohlfühlen. Sie ist zufrieden mit ihrer Arbeit und ihren Freunden, und sie engagiert sich sehr in der Kirchengemeinde.«
»Nach den Fotos zu schließen, die ich gesehen habe, hat sie ein sehr schönes Haus«, bemerkte Klein. »Ich würde sagen, es dürfte etwa eine Million Dollar wert sein. Sie sagt, ihr Vater hat es ihr vor ungefähr fünf Jahren gekauft, ein paar Monate nach seiner Entlassung. Woher hatte Gus das Geld?«
Lottie war auf die Frage vorbereitet. »Wenn Sie sich unsere Unterlagen ansehen, werden Sie feststellen, dass sich Gus immer um alles Finanzielle gekümmert hat. Er hat die Rechnungen bezahlt und mir das Haushaltsgeld gegeben. Er war sehr sparsam. Manche würden ihn vielleicht sogar für knausrig halten. Vor fünf Jahren, zu der Zeit, als ich im Krankenhaus war, hat er ein Lotterielos gekauft und drei Millionen Dollar gewonnen. Ich weiß nicht mehr, aus welchem Bundesstaat das Los war. Er hat jede Woche für zwanzig Dollar Lotto gespielt.«
»Er hat im Lotto gewonnen! Hat er den Gewinn auch versteuert?«
»Oh, ganz bestimmt!« Lottie holte aus: »Gus hat sich immer Sorgen um Gretchen gemacht, vor allem hat er befürchtet, dass sie, falls uns was zustößt, alles auf den Kopf haut. Nach dem Lottogewinn hat er also das gemacht, was er für das Beste gehalten hat. Er hat ihr das Haus gekauft, das sie heiß und innig liebt. Und mit dem restlichen Geld hat er ihr eine Leibrente eingerichtet, sodass ihr für den Unterhalt des Hauses regelmäßig Geld zufließt.«
Lottie sah den beiden Fahndern fest in die Augen. »Mich nimmt das alles sehr mit, wie Sie sich sicherlich denken können.« Sie erhob sich. »Wenn ich Sie daher bitten dürfte zu gehen?«
Schweigend folgten ihr die Männer zum Eingang. Nachdem die Tür hinter ihnen wieder geschlossen war, sahen sie sich tief in die Augen. Sie mussten es gar nicht laut aussprechen, sie wussten es auch so: Lottie Schmidt hatte sie angelogen.
Schließlich sagte Frank: »Egal, in welchem Bundesstaat er den angeblichen Lottogewinn eingestrichen hat, die Steuerbehörden registrieren den Vorgang zentral. Das nachzuprüfen sollte also kein Problem sein. Aber ich prophezeie dir schon jetzt: Wir werden bald feststellen, dass Gus Schmidt nie im Lotto gewonnen hat.«
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I m kriminaltechnischen Labor wurde der schrottreife Möbellaster außen und innen eingehend auf Indizien untersucht, die Aufschluss über dessen anscheinend langjährigen illegalen Bewohner geben konnten. Die leeren Fuselflaschen, die Stapel vergilbter Zeitungen wurden methodisch auf Fingerabdrücke geprüft, zerschlissene
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