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Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)

Titel: Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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in seinem Haus im Kolonialstil um, das seine Exfrau Linda so geschmackvoll eingerichtet hatte – damals vor fünfzehn Jahren, als Johnny drei gewesen war und sie ihn verlassen hatte. Sie hatte ihm nichts von ihrem Vorhaben erzählt, sondern einfach eines Tages ihre Sachen gepackt und Johnny mitgenommen. Lediglich einen Zettel auf dem Tisch hatte sie zurückgelassen: »Lieber Jack, was hab ich nicht alles getan, damit es funktioniert, aber es funktioniert eben nicht, und das kann es auch nicht, solange du deine kleinen schmutzigen Affären hast. Ich werde die Scheidung einreichen. Meine Eltern unterstützen mich dabei. Bei ihnen kann ich zunächst bleiben, bis ich was Eigenes gefunden habe. Meine Mutter freut sich schon, wenn sie auf Johnny aufpassen darf, wenn ich in der Arbeit bin und er nicht in den Kindergarten muss. Leb wohl – Linda.«
    Linda war Krankenschwester auf der Geburtsstation des Columbia Presbyterian Hospital. Da arbeitete sie immer noch, mittlerweile war sie aber mit einem Gynäkologen, Theodore Stedman, verheiratet. Im Alter von zwölf Jahren hatte Johnny, John William Worth Jr., darum gebeten, den Namen in John William Stedman zu ändern, weil er genauso wie seine beiden kleineren Brüder heißen wollte.
    »Und außerdem, Dad«, hatte er Jack erklärt, »seh ich dich ja eh kaum.«
    »Na, du weißt doch, Johnny, ich bin ein viel beschäftigter Mann.«
    Johnny war mittlerweile achtzehn und Quarterback im Footballteam seiner Highschool. Jack wusste, dass sein Sohn heute Abend ein wichtiges Spiel hatte, kurz hatte er erwogen hinzugehen. Dann aber hatte er nur die Achseln gezuckt. Es wurde allmählich kühler, und er hatte keine große Lust, auf kalten Metallbänken zu sitzen und sich für die Heimmannschaft die Seele aus dem Leib zu schreien. Vor allem wenn es seinem Sohn ziemlich egal war, ob er zusah oder nicht.
    Er überlegte, ob er zu seiner Wohnung in Connecticut in der Nähe des Mohegan Sun Casino fahren sollte, wo er mal wieder am Blackjack-Tisch sein Glück versuchen könnte. Aber er fühlte sich nicht danach, so beschloss er, ins örtliche Pub zu gehen, wo er einfach nur an der Bar sitzen, ein gutes Steak essen und ein, zwei Drinks zu sich nehmen konnte, während er auf dem großen Fernseher Baseball sah. Wer weiß, vielleicht hatte er ja Glück bei einer der vielen Frauen, die dort oft herumhingen.
    Jack lächelte. Das wäre das zufriedenstellende Ende eines ereignisreichen Tages. Er zog schon seine Jacke aus dem Schrank im Flur, als das Telefon klingelte. Es war Brandfahnder Frank Ramsey.
    »Ich bin froh, dass ich Sie noch erreiche, Mr. Worth«, sagte er. »Wir könnten in zwanzig Minuten bei Ihnen sein. Es ist sehr wichtig.«
    »Natürlich, kommen Sie ruhig«, antwortete Worth. Ganz langsam legte er den Hörer auf und sank auf einen Stuhl, stierte vor sich hin und überlegte, was so dringend sein konnte, dass die beiden Brandfahnder ihn umgehend sehen wollten. Ruhe bewahren, sagte er sich. Du hast nichts zu befürchten. Absolut nichts.

43
    D ie Brandfahnder Frank Ramsey und Nathan Klein eilten zum kriminaltechnischen Labor. Kurz zuvor waren sie telefonisch von dem im Möbelwagen gefundenen Spiralblock unterrichtet worden, der Jamie Gordon gehört hatte, der ermordeten Studentin. Als sie eintrafen, war der Notizblock bereits auf Fingerabdrücke, Haare und Blutspuren untersucht. Die Fingerabdrücke stimmten mit denen überein, die von Jamie archiviert waren. Die Abdrücke hatte man damals nach ihrem Verschwinden von persönlichen Gegenständen aus dem Haus ihrer Eltern und ihres Studentenapartments genommen.
    Frank und Nathan hatten sich Handschuhe übergestreift und blätterten durch den Notizblock. Er enthielt Berichte über vier von ihr ausführlich befragte obdachlose Männer und Frauen, daneben eine Liste von Leuten, mit denen sie sich noch hatte unterhalten wollen. Manchmal, wenn sie deren Namen nicht kannte, hatte sie nur Beschreibungen abgegeben oder auch einfach nur angemerkt, dass sie nicht mit ihr reden wollten. Manchmal waren ihre Beobachtungen ausführlicher:
    »Frau über siebzig, lange, graue Haare, fast alle Zähne ausgefallen … leidet an Wahnvorstellungen … sagt, sie habe im Mittelalter dem fahrenden Volk angehört, und nun sei es ihr bestimmt, dieses Leben zu wiederholen. Ich glaube, sie hat eine höhere Bildung genossen. Nachts sucht sie Obdachlosenunterkünfte auf, meidet sie aber untertags, außer das Wetter ist ganz schlecht. Sie nennt sich Naomi. Nach allem, was

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