Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
Geräten Alarm auslöste, sodass die Schwester ins Zimmer eilte und sich vergewisserte, dass Kate keinen Infusions schlauch gelockert oder sich aus dem Arm gerissen hatte.
Am nächsten Morgen um sieben Uhr ließ das Fieber nach. Mit breitem Lächeln bat die Schwester Hannah, ins Wartezimmer zu gehen, solange sie Kates Kittel und das schweißgetränkte Laken wechselte.
Als Hannah erleichtert ins Wartezimmer kam, wartete bereits ein Priester auf sie. Er erhob sich und begrüßte sie herzlich. Er war groß, schlank, schien Anfang sechzig zu sein und hatte haselnussbraune Augen, um die sich feine Fältchen legten. »Hallo, Hannah. Ich bin Vater Dan Martin. Der Arzt ist gerade vorbeigekommen«, sagte er, »daher weiß ich, dass es Kate besser geht. Sie werden sich wahrscheinlich nicht mehr an mich erinnern, Sie waren noch sehr klein, als Ihre Familie zur Gemeinde von St. Ignatius Loyola gehörte.«
»Doch, ich erinnere mich«, erwiderte Hannah und dachte nicht ohne schlechtes Gewissen daran, dass sie seit Kates Umzug an die West Side und ihren eigenen Umzug ins Village kaum mehr einen Gottesdienst besucht hatte, wenn man einmal von den großen Feiertagen absah.
»Ich war damals nicht in St. Ignatius«, sagte er, »aber ich habe am Beerdigungsgottesdienst für Ihre Mutter und Ihren Onkel teilgenommen. Ich bin damals kurz zuvor zum Priester geweiht worden, und nach diesem Unfall musste ich oft an Ihre Familie denken. Sie waren ja noch ein Kleinkind, Ihre Schwester aber schon drei. Erst drei, und hat Ihrem Vater schon die Hand gehalten. Ich habe an vielen traurigen Beerdigungen teilgenommen, aber diese ist mir im Gedächtnis geblieben. Seit dem Unfall bete ich für Kate, und jetzt bin ich gekommen, um zu fragen, ob ich sie besuchen soll.«
Kurz hielt er inne, bevor er fortfuhr: »Kate war mit ihren langen blonden Haaren und diesen wunderbaren blauen Augen ein so hübsches kleines Mädchen. Im Mittelgang haben die beiden Särge gestanden, und sie wollte vom ersten Sarg ständig das Tuch wegziehen, als hätte sie gewusst, dass ihre Mutter darin lag.«
»Es waren viele Reporter vor der Kirche und am Grab«, sagte Hannah. »Ich habe die Fernsehaufzeichnungen gesehen. Was für ein schrecklicher Unfall. Die anderen beiden Ehepaare, die ums Leben gekommen sind, hatten einen Namen in der Finanzwelt.«
Vater Martin nickte. »Ich habe es mir damals zur Aufgabe gemacht, mich um Ihren Vater zu kümmern. Wir haben uns daraufhin sogar ein wenig angefreundet. Es ging ihm sehr schlecht, nachdem er Ihre Mutter und seinen Bruder und seine Freunde verloren hatte. Er war völlig durcheinander, und er sagte mir, wären nicht seine beiden Töchter gewesen, hätte er alles darum gegeben, wenn er bei dem Unfall ebenfalls ums Leben gekommen wäre.«
Nun, darüber war er sicherlich hinweggekommen, dachte Hannah, wofür sie sich sogleich schämte. »Ich weiß, wie sehr er meine Mutter geliebt hat«, sagte sie. »Als ich ungefähr dreizehn war, habe ich ihn einmal gefragt, warum er nicht wieder geheiratet hat. Er erzählte mir, Robert Browning sei nach dem Tod von Elizabeth Barrett Browning die gleiche Frage gestellt worden, und er habe darauf geantwortet, dass eine erneute Heirat ihr Andenken beleidigt hätte.«
»Einige Monate nach der Beerdigung bin ich nach Rom an die Päpstliche Universität Gregoriana abberufen worden. Ich habe den Kontakt zu Ihrem Vater verloren, würde ihn aber gern wiederaufnehmen. Meinen Sie, Sie könnten mir seine Telefonnummer geben, damit ich mich bei ihm melden kann?«
»Natürlich.« Sie teilte ihm auswendig Dougs Handy- und Festnetznummer mit und hätte ihm um ein Haar auch noch die Nummer im Betrieb gegeben. Vater Martin notierte sich alles.
Hannah zögerte, sagte dann aber: »Als ehemalige Schülerin der Sacred Heart Academy hätte ich mich wohl darum kümmern sollen, dass Kate die Krankensalbung erhält.«
»Ich kann sie ihr jetzt gleich zuteilwerden lassen«, antwortete Vater Martin leise. »Selbst heute noch zögern die Menschen vor der Krankensalbung, weil sie es als Zeichen dafür nehmen, dass der oder die Betreffende im Sterben liegt. Aber darum geht es nicht. Die Salbung ist nichts anderes als ein Gebet für den Patienten zur Wiedererlangung der Gesundheit.«
Die Krankenschwester kam und teilte ihnen mit, dass sie an Kates Krankenbett zurückkehren konnten. Kate selbst lag ruhig in einem scheinbar tiefen, friedlichen Schlaf.
»Sie ist stark sediert, trotzdem sagt sie manchmal etwas«, flüsterte
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