Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
dort liegt, vielleicht stammt sie sogar noch aus der Zeit, bevor dein Großvater das Grundstück vor sechzig Jahren gekauft hat.«
Nach ihrem erstaunten Gesichtsausdruck erklärte er leicht betreten: »Ich habe alles gelesen, was ich über eure Familie im Internet gefunden habe. Hast du das noch nie gemacht?«
»Nein. Ich meine, Dad hat uns erzählt, dass sein Vater, unser Großvater, sein Geld an der Wall Street verdient und dann das Grundstück erworben hat. Da hat er schon Antiquitäten gesammelt. Er hat den Betrieb aufgebaut und die Ausstellungsräume und das Museum eingerichtet und immer weiter Antiquitäten dazugekauft. Dad hat da gerade mit dem Studium angefangen. Jetzt ist er achtundfünfzig. Unserem Dad gefällt es, Töchter in unserem Alter zu haben. Er will, dass wir ihn Doug nennen, nicht Dad. Aber wir haben immer unsere Mutter vermisst. Dass wir ihn daher zu unserem Kumpel gemacht haben, war anscheinend weder für uns noch für ihn unbedingt förderlich.«
Justin stand auf. »Dich trifft keine Schuld. Also, ich habe gesagt, ich bleibe nicht lange, aber nach dem Anruf deines Vaters jetzt … soll ich noch so lange bleiben, bis du von ihm hörst?«
Hannah zögerte keine Sekunde. Mit verhaltenem Lächeln sagte sie: »Das wäre sehr schön.«
»Gut. Ich habe auch versprochen, dass ich die Küche aufräume. Du trinkst jetzt also den Tee, und ich erledige das.«
Wieder lächelte sie schwach. »Ich werde dich nicht davon abhalten.«
Während Hannah langsam ihren Tee trank, kam ihr der Gedanke, dass höchstwahrscheinlich auch Jack Worth von dem Skelett wusste, nachdem Doug darüber informiert worden war. Nach der Explosion hatte sie seine Nummer auf ihrem Handy abgespeichert. Sie zog also das Handy aus der Tasche, ließ sich Jacks Nummer anzeigen und rief ihn an.
Wenn ihr Vater verängstigt geklungen hatte, dann klang Jack Worth, als würde er einem Erschießungskommando gegenüberstehen. »Hannah, ich weiß. Ich kann jetzt nicht reden. Die Polizei ist hier. Ich muss sie zur Befragung auf die Dienststelle begleiten. Hannah, egal was Sie möglicherweise zu hören bekommen, ich habe Tracey Sloane nicht umgebracht.«
73
H arry Simon gab sich äußerst aufmüpfig, seitdem er am Dienstagabend in der Küche von Tommy’s Bistro verhaftet worden war. Er wurde über seine Rechte aufgeklärt und anschließend auf die Dienststelle gebracht. Er hatte sich bereit erklärt, mit der Polizei zu reden, aber darauf beharrt, nichts Unrechtes getan zu haben. Die unmissverständlichen Bilder der Überwachungskamera allerdings konnte er schwer leugnen. Harry Simon war zweifelsfrei der Mann, der Betsy Trainer, die junge Bedienung und ehrgeizige Schauspielerin, durch die Gasse und in den Hinterhof gezerrt hatte, wo er sich an ihr vergangen und sie schließlich erwürgt hatte.
Das eigentliche Verbrechen war nur zum Teil von der Kamera erfasst worden, aber aufgrund des deutlich zu erkennenden Gesichts des Angreifers und des Drachenmotivs auf dem Rücken der Jacke war klar, dass Harry Simon derjenige war, der sich über die hilflos am Boden liegende Gestalt ge beugt hatte. Die Kamera hatte Betsys schreckgeweitete Augen eingefangen, als sie in den Hinterhof gezwungen wurde. Und zwanzig Minuten später hatten diese Augen nur noch blind vor sich hin gestarrt, als er ihren leblosen Körper zu seinem Wagen schleppte.
Als ihm die Detectives die Aufnahmen vorspielten, gab er sich bestürzt: »Ja, sieht so aus, als wäre ich das. Aber ich kann mich nicht erinnern, irgendjemandem was angetan zu haben. Wenn wirklich ich das war, und das will ich auch gar nicht bestreiten, dann war ich nicht bei mir. Ich bin manisch-depressiv veranlagt. Manchmal vergesse ich, meine Medikamente zu nehmen.«
»Brauchen Sie auch Medikamente, um Ihr eigenes Gesicht auf der Videoaufzeichnung zu erkennen oder diese billige Jacke mit dem Drachen, die Sie damals getragen haben und die Sie jetzt wieder trugen, als wir Sie abgeholt haben?«, schrie ihn einer der Detectives an. »Brauchen Sie Medikamente, um zu erfassen, was Sie dieser jungen Frau angetan haben?«
Harry beharrte weiterhin darauf, keinerlei Erinnerung an den Mord zu haben, obwohl ihm den gesamten Mittwochmorgen und Mittwochnachmittag hindurch ziemlich zugesetzt wurde.
Irgendwann waren die Detectives auf Tracey Sloane zu sprechen gekommen. »Sie haben mit ihr damals zusammengearbeitet. Sind Sie mit ihr aus gewesen?«
»Nein, die hat mich noch nicht mal angeschaut.«
»Haben Sie sie
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