Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
ich mir vielleicht das Original leisten. Wäre das nicht toll?«
Warum und wie war Traceys Leiche nach Long Island City gekommen? Ohne die Explosion auf dem Gelände wäre alles wohl nie aufgedeckt worden. Ebenso ungewöhnlich war, dass eine der jungen Frauen, die er zufällig in der Lobby seines neuen Apartmentgebäudes getroffen hatte, die Tochter des Unternehmers war, auf dessen Betriebsgelände man Traceys Leichnam gefunden hatte.
Mark sah auf seine Uhr. Es war erst acht. Er konnte es kaum erwarten, mit Hannah Connelly zu reden. Vielleicht konnte sie ihm dabei behilflich sein, wenn er auf die Schnelle herausfinden wollte, ob Harry Simon selbst oder ein Verwandter von ihm bei Connelly gearbeitet hatte. Aber, so versuchte er sich zu bremsen, die mittlerweile fast dreißig Jahre alten Aufzeichnungen dürften wahrscheinlich längst ver schwunden sein. Das Finanzamt verlangt lediglich, sie sieben Jahre aufzubewahren.
Er griff zu seinem Handy. Das ist zwar verrückt, dachte er sich, aber ich will eine Antwort. Vielleicht habe ich insgeheim immer gedacht, dass Tracey eines Tages zu uns zurückkommt. In ein paar Monaten werde ich achtunddreißig. Sie war bei ihrem Verschwinden erst zweiundzwanzig gewesen. Ich muss Mom anrufen und ihr sagen, dass man Tracey gefunden hat. Und ich würde ihr ebenfalls gern sagen können, dass der Mann, der in der Küche gearbeitet hat, auch der Täter ist und nie mehr freikommen wird.
Tracey. Die große Schwester. Mark, du hast einen guten Wurfarm. Dann lass mal sehen, was du draufhast …
Am Freitagabend war Tracey mit ihm oft ins Kino gegangen, davor hatten sie erst bei McDonald’s einen Hamburger mit Pommes und eine Cola verdrückt, und im Kino hatte sie dann immer gefragt: Popcorn oder Schokolade, Mark? Oder beides?
Mark bemerkte, dass er sein Handy in der Hand hielt. Er rief die Auskunft an und erfuhr erleichtert, dass Hannah Connellys Festnetzanschluss registriert war. Wenn sie mich nicht sehen will, dachte er, als er schon ihre Nummer wählte, kann sie es ja einfach sagen.
Beim zweiten Klingeln wurde abgenommen. Hannah Connellys »Hallo« kam atemlos, fast, als hätte sie Angst, den Anruf entgegenzunehmen.
»Hannah, hier ist Mark Sloane. Ich wohne ein Stockwerk unter Ihnen, in Apartment 5C. Wir sind uns vergangenen Donnerstag in der Lobby begegnet.«
»Ja, ich erinnere mich.« Jetzt klang sie freundlicher. »Sie sind mit Jessie und mir im Aufzug nach oben gefahren. Ich war ziemlich durcheinander.«
»Wissen Sie bereits, dass auf dem Gelände Ihres Vaters in Long Island City ein Skelett gefunden wurde?«
»Woher wissen Sie das?«, kam es von ihr überrascht.
»Tracey Sloane war meine Schwester.« Mark wartete ihre Reaktion erst gar nicht ab. »Ich habe es soeben erfahren. Ich bin auf dem Heimweg und wollte Sie fragen, ob ich Sie sehen kann.«
»Ja, natürlich. Oh, das tut mir leid.«
Eine Viertelstunde später öffnete sie ihm die Tür. Bei ihrer letzten Begegnung am Donnerstag war es ihr peinlich gewesen, dass sie in der Öffentlichkeit geweint hatte, und deshalb hatte sie den großen, attraktiven Mann, der jetzt vor ihr stand, kaum zur Kenntnis genommen. Was ihr jetzt aber als Erstes auffiel, das war sein schmerzerfüllter Blick.
»Bitte kommen Sie doch herein, Mark«, sagte sie.
Er folgte ihr in die Wohnung, deren Grundriss exakt dem seiner eigenen entsprach. Aber anders als bei ihm standen keine Bilder auf dem Boden und warteten darauf, aufgehängt zu werden. Die Wohnung vermittelte das angenehme Gefühl eines behaglichen Zuhauses.
Und noch während ihm das alles durch den Kopf ging, musste er sich eingestehen, wie irrelevant es war, sich jetzt über Wandbehänge Gedanken zu machen.
Er war stillschweigend davon ausgegangen, Hannah Connelly allein anzutreffen, aber es hielten sich zwei weitere Personen im Zimmer auf. Zum einen Jessie, die große, rothaarige Anwältin, die er ebenfalls am Donnerstag gesehen hatte. Zum anderen ein junger Mann, wahrscheinlich ein paar Jahre jünger als er, der offensichtlich über alles im Bilde war. Er begrüßte ihn mit festem Handschlag. »Ich bin Justin Kramer. Sie machen im Moment wahrscheinlich eine Menge durch«, sagte er leise.
Mark wollte sich vor den Fremden keine Blöße geben, trotzdem spürte er, wie ihm die Knie zitterten. Er ließ sich auf der Couch nieder.
»Ich habe mich gerade mit dem Polizisten getroffen, der vor achtundzwanzig Jahren im Fall meiner vermissten Schwester ermittelt hat«, hörte er sich mit
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