Spürst du den Todeshauch: Thriller (German Edition)
tonloser Stimme sagen. »Er ist mittlerweile in Rente, hat aber immer noch ihre Fallakte. Wir waren beim Essen, da wurde ihm telefonisch mitgeteilt, dass Traceys Überreste gefunden wurden. Jedenfalls sieht es ganz danach aus«, korrigierte er sich noch, bevor er fortfuhr: »Warum ich jetzt hier bin? Ich brauche Antworten. Als Tracey damals verschwand, gab es in dem Restaurant, in dem sie gearbeitet hatte, einen Verdächtigen. Er wurde befragt, aber er hatte ein einwandfreies Alibi. Man konnte ihm nichts nachweisen. Aber vielleicht hatte er ja einen Komplizen, ich meine, jemanden, der in der Connelly-Manufaktur angestellt war.«
Mark schluckte. »Ich weiß, die Polizei wird Ihnen die gleichen Fragen stellen, aber ich muss meine Mutter anrufen und ihr mitteilen, dass Tracey gefunden wurde. Sie weiß bereits, dass dieser Verdächtige aus dem Restaurant, in dem Tracey gearbeitet hatte, bereits wegen Mordes an einer jungen Schauspielerin verhaftet wurde. Und egal was meine Mutter gesagt hat, sie hat immer gehofft, dass Tracey eines Tages nach Hause kommen würde. Ich muss wissen, was passiert ist. Wenn es noch Aufzeichnungen über die Mitarbeiter zur damaligen Zeit gibt, wäre es schön, wenn ich sie mir ansehen könnte. Ich brauche Antworten, und meine Mutter braucht Antworten …«
Er verlor den Faden. Nach einer Weile stand er auf. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich bin sonst nicht so.«
Es war Jessie, die ihm antwortete: »Mark, wir sind alle zutiefst erschüttert wegen dieses Fundes. Vielleicht gibt es eine Antwort. Der Betriebsleiter, der dreißig Jahre lang für Hannahs Familie gearbeitet und der Tracey die Halskette mit dem Medaillon geschenkt hat, wird im Moment von der Po lizei befragt. Genau wie damals nach Traceys Verschwinden.«
Und dann, als sie Marks kummervolle Miene bemerkte und wusste, dass er jeden Moment zusammenbrechen konn te, sagte sie: »Ich denke, Sie sollten Ihre Mutter anrufen, bevor sie es von einem anderen erfährt.«
Mehr hatte Jessie eigentlich nicht sagen wollen, doch dann fügte sie noch hinzu: »Wenn Sie wollen, komme ich mit Ihnen nach unten. Sie könnten eine Tasse Tee oder Kaffee vertragen. Ich mache sie Ihnen, und Sie rufen in der Zwischenzeit Ihre Mutter an.«
76
M arks Anruf, bei dem sie erfahren hatte, dass Harry Simon, die Küchenhilfe in Tommy’s Bistro, wegen Mordes an einer jungen Schauspielerin verhaftet worden war, hatte Martha Sloane zutiefst erschüttert. Dieses neue Opfer glich in so vielem Tracey. Auch sie war Bedienung gewesen und hatte davon geträumt, eine berühmte Schauspielerin zu werden.
Für mich wäre das ja nichts, dachte Martha und versuchte sich zu beschäftigen, so wie sie es immer tat, wenn ihr schwer ums Herz war und sie von der Sorge geplagt wurde, dass Tracey vielleicht noch am Leben war und sie jetzt möglicherweise brauchte.
Aber das Haus war in tadellosem Zustand, die Schränke makellos sauber. Es war auch nicht der Tag für ihren Freiwilligendienst im Pflegeheim, und ihre Lesegruppe traf sich erst wieder nächste Woche.
Harry Simon. Schon seltsam, dass ihr von den vielen Leuten, die sie in Tommy’s Bistro getroffen hatte, nur sein Gesicht immer noch klar und deutlich vor Augen stand, während sie alle anderen lediglich verschwommen vor sich sah. Mit seinem spitzen Gesicht, den eng stehenden Augen und seinem anbiedernden Benehmen war er ihr als ganz und gar unangenehmer Mensch aufgefallen. Er hat geweint, als er sich mit mir unterhalten hat, erinnerte sich Martha, und wollte mich umarmen. Ich hab einen Schritt zurück gemacht, und Nick Greco ist dazwischengetreten und hat etwas gesagt wie »Ganz ruhig, Harry«.
Und ich dachte immer, Simons Alibi sei glaubwürdig.
Und dann dachte sie: Ich hasse das Wort Schlussstrich . Ich werde fast verrückt, wenn ich das Wort nur höre. Versteht denn niemand, dass es so etwas nicht gibt? Außer Schlussstrich bedeutet, dass derjenige, der deinem Kind das Leben geraubt hat, nie mehr die Möglichkeit erhält, ein weiteres Leben auszulöschen.
Ansonsten bedeutet es nur, dass man den Leichnam seines Kindes bekommt und dann ein Grab hat, das man besuchen und mit Blumen bepflanzen kann. Auch das ist eine Art Schlussstrich. Man muss sich keine Sorgen mehr machen, dass das Kind in einem Sumpf liegt oder irgendwo gefangen gehalten wird.
Irgendwie hatte Martha Sloane das Gefühl, dass sie es bald erfahren würde. Mark hatte versprochen, sich wieder zu melden, falls Harry Simon ein Geständnis ablegte oder
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