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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Telefonzelle und rief in Amandas Hotel an. »Ich möchte Mr. Jonas sprechen«, sagte er mit verstellter Stimme, als sich Linda am Empfang meldete.
     
    Während er noch mit Peter telefonierte, fasste Justus einen Entschluss. Als sie fertig waren, hängte er auf und ging hinüber zum Lift. Er fuhr ins oberste Stockwerk und steuerte auf Amandas Wohnung zu. Er hatte bereits die Hand gehoben, um anzuklopfen, als er sich entschied, die Herrin des Hauses aus dem Spiel zu lassen.
    Er kehrte um und ging zu einem der Haustelefone, die in dem kahlen Flur hingen. Dort wählte er die Nummer der Rezeption.
    »Amandas Old Star«, meldete sich Lindas Stimme.
    »Hallo, Linda, ich bin’s, Justus. Tu mir einen Gefallen und komm zu mir rauf in den dritten Stock. Ich glaube, hier haben wir ein Problem mit dem Licht.« Ehe sie antworten konnte, hängte Justus auf. Er wartete, bis sich die Aufzugtür schloss. Dann stieg er ohne Eile im Treppenhaus zum Erdgeschoss hinunter. Vorsichtig öffnete er die Tür. Die Rezeption war leer. Brave Linda, dachte Justus. Nirgends ließ sich eine Menschenseele blicken. Justus ging zu dem Schlüsselbrett, das am Empfang hing, und schon hatte er den Schlüssel von Zimmer 104 in seiner Hosentasche versenkt. Durch das Treppenhaus stieg er in den ersten Stock, und ein paar Sekunden später stand Justus im Zimmer von Mrs. Silverstone.
    Das Erste, was ihm ins Auge stach, war der Safe. Ein schwerer, grüngrauer Kasten, an der Tür vorn mit einem Rad. Justus hätte zu gern den Code gekannt und einen Blick hineingeworfen. Stattdessen legte er sich flach auf den Bauch, um unter Mrs. Silverstones Bett nachzusehen. Aber da gab es nichts.
    Aufschlussreich hingegen war die Betrachtung des Kleiderschranks. Justus verstand zwar nicht viel von Damenmode, jedoch fiel ihm sofort die Verschiedenartigkeit der Kleider auf, die eigentlich zwei Frauen gehören mussten. Links hingen dunkle und geblümte Sachen von der etwas altmodischen Art, wie Mrs. Silverstone sie zu tragen pflegte. Sie erinnerten ein wenig an die Garderobe von Tante Mathilda. »Nach dem letzten Schrei – das ist jetzt vorbei«, reimte sie seit ein paar Jahren und setzte dazu ein etwas süßsaures Gesicht auf. Onkel Titus war es gerade recht, wenn sich die Ausgaben seiner Frau für modische Anschaffungen in engen Grenzen hielten.
    Auf der anderen Seite in Mrs. Silverstones Schrank gab es eine reiche Sammlung von farbenfrohen Blusen, sportlichen Pullis und zierlichen Jeans. Vorn auf dem Boden des Schranks fand Justus eine Reihe von Schuhen, die eher zu der Mrs. Silverstone passten, die Justus kannte. Dahinter, beinahe versteckt, entdeckte er zwei Paar Turnschuhe, das Neueste vom Neuen.
    Einen Augenblick lang stand Justus unschlüssig vor einer Kommode mit vielen Schubläden. Er zupfte an seiner Lippe. Eigentlich war es nicht mehr nötig, noch weiter in Mrs. Silverstones Privatsphäre einzudringen. Justus wusste genug. Er schlüpfte aus dem Zimmer und ging hinunter zur Rezeption. Linda empfing ihn mit einem vorwurfsvollen Augenaufschlag. Aber bevor sie etwas sagen konnte, rief er schon, da sei sie ja endlich, er habe sie im ganzen Haus gesucht, nachdem sie oben im dritten Stock einfach nicht aufgetaucht sei. Linda widersprach heftig, aber Justus meinte beschwichtigend, dann habe man sich eben verpasst. Er stand direkt vor ihr, hinter dem Tresen und fingerte unauffällig den Schlüssel von Zimmer 104 wieder ans Schlüsselbrett.
    Während die schüchterne Linda noch schwankte, ob sie beleidigt sein sollte, wandte sich Justus zum Gehen. Aus den Augenwinkeln entdeckte er, dass er den Schlüssel an die falsche Stelle gehängt hatte.
    »Was hat denn der Schlüssel von 104 auf dem Platz von 106 zu suchen?«, fragte er laut, schnalzte tadelnd mit der Zunge, brachte den Schlüssel an die richtige Stelle und marschierte in die Küche zu Georgette. »Und was gibt es heute Abend Gutes?«, rief er schon von weitem. Diesmal war er es, der überlegte, ob diese Detektivarbeit nicht doch ein ganz kleines bisschen den Charakter verdarb. Und dass es auch kein Wunder wäre, wenn Linda ihn nicht leiden konnte. Wenn diese ganze Geschichte vorüber war, würde er sie aufklären. Darüber, dass er ja doch ein prima Kerl war.
    »Guten Tag, Justus.« Er drehte sich um und stand vor Amanda Black, die aus dem Nichts aufgetaucht sein musste. Sein Blick fiel auf ihre Hände und wanderte von dort zu Amandas Handgelenken und Hals. Sie sah grotesk aus: Über und über war sie mit Schmuck

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