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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Abstieg durch das kahle, schlecht beleuchtete, etwas muffige Treppenhaus.
    Mrs. Silverstones gute Vorsätze, wenn sie überhaupt welche hatte, hielten nur acht Stockwerke. Als sie im vierten angekommen waren, verpasste sie Justus urplötzlich einen Stoß vor die Brust, so dass der Erste Detektiv sich erst einmal auf den Hosenboden setzte. Sie selbst sprang mit der Geschwindigkeit eines Kängurus die Stufen herunter und war aus seinem Blickfeld verschwunden, ehe er überhaupt begriff, was geschah.
    Aber dann raffte er sich doch in Sekundenschnelle auf. Diese Dame unterschätzte ihn, und das konnte Justus nicht leiden. Sie würde ihn kennen lernen!
    Im zweiten Stockwerk hatte Mrs. Silverstone die Tür aufgerissen und vernehmlich hinter sich zugeworfen, um dann im Eilschritt einen langen Flur entlangzugehen. Ein wenig hatte Justus schon aufgeholt. Ein Hotelgast, an dem sie vorbeikamen, schaute sich verwundert nach dem eiligen Pärchen um. Justus sah, wie Mrs. Silverstone zurückprallte und wie angewurzelt stehen blieb. Sie drehte sich nach ihm um. Im selben Augenblick ging eine Zimmertür auf, und im Rahmen erschien eine ältere grauhaarige Frau mit Lockenwicklern. Als Justus seine Hand nach Mrs. Silverstone ausstrecken wollte, sah er auf dem Etagenflur die Rücken von zwei Polizeiuniformen.
    »Entschuldigt Sie«, flötete Mrs. Silverstone mit starkem französischen Akzent. »Wir sind ausgestiegen in eine falsche Stockwerk, und meine Mann hier, ihm ist überhaupt nicht wohl. Können wir erhalten eine Glas Wasser?«
    Justus setzte eine leidende Miene auf, obwohl er eigentlich losprusten wollte über die niedlichen Fehler von Madame Silverstone.
    »Bitte sääärr«, stöhnte er.
    Die Dame winkte die beiden herein. »Kommen Sie aus Frankreich?«
    »Aus Paris.« Mrs. Silverstone schob die Frau sachte durch die Tür. Justus achtete darauf, in Tuchfühlung mit ihr zu bleiben.
    »Für das erste Mal wir sind in Los Angeles. Oh! Diese schrecklich hohen Hochhäuser! Da muss mein Mann ganz schwindeln!«
    Justus kämpfte um seine Beherrschung. Langsam ließ er sich in einen der bequemen Sessel am Fenster sinken. Und dann traute er seinen Augen nicht. Denn während ihre Gastgeberin ein Glas Wasser aus dem Badezimmer holte, ließ Mrs. Silverstone einen begehrlichen Blick durch das Zimmer wandern.
    »Nein«, sagte Justus eine Spur zu laut. »Hier doch nicht auch noch!«
    Sie sah ihn tadelnd an. »Aber naturellement non«, flötete sie. Die Dame brachte Justus ein Glas Wasser. »Merci«, sagte er. Dann kramte er in seinem Schulfranzösisch, aber es fiel ihm keine passende Floskel mehr ein.
    »Ich glaube, meine Mann geht schon besser«, behauptete Mrs. Silverstone nach ein paar Minuten, in denen sie ihrer Gastgeberin weiter mit ihrem merkwürdigen Akzent von Paris vorgeschwärmt hatte. »Jetzt wir sollen verschwinden.« Das könnte dir so passen, dachte Justus. Sie machte eine auffordernde Handbewegung. »Morgen wir reisen ab. Aber heute es steht noch Disney-Land auf die Programm.«
    Justus nickte lächelnd, mit einer nichts sagenden Miene, so als ob er das ganze Gespräch nicht hätte verfolgen können. »Merci für die Wasser«, bedankte er sich mit einer kleinen Verbeugung. Dass die Dame ihnen mit einem verwunderten Blick nachsah, bekamen sie nicht mit.
    Glücklicherweise waren die Polizisten verschwunden. Ein paar Meter weiter zog Justus Mrs. Silverstone wieder in das muffige, trübe Treppenhaus. »Aber jetzt bitte keine Tricks mehr«, beschwor er sie. »Sie sind nicht schneller als ich.«
    Mrs. Silverstone wollte erneut wissen, mit wem sie es zu tun hatte, aber Justus hatte keine Lust zu langatmigen Erklärungen. Natürlich hatte sie längst begriffen, dass er kein Hoteldetektiv war. Jedoch war es jetzt erst einmal wichtiger, aus diesem Hotel herauszukommen.
    »Später«, sagte er wieder.
    »Also dann«, sagte Mrs. Silverstone kurz entschlossen. »Durch die Wäscherei. Und wenn uns jemand fragt, spielen wir wieder die Franzosen.«
    »Lieber Japaner«, konterte der Erste Detektiv, erntete dafür aber nur einen strengen Blick. »Dann eben nicht«, murmelte er. Wenn sie draußen waren, würde er seiner frisch gebackenen Ehefrau beichten müssen, wie dürftig sein Französisch war.
    Mrs. Silverstone schien das Hotel zu kennen wie ihre Westentasche. Im Kellergeschoss schlug ihnen aus der Wäscherei heißer Dampf entgegen, als sie die Doppeltür öffneten.
    »Halten Sie sich rechts an der Wand«, flüsterte sie und ging vor. Niemand

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