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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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sich ein Gemurmel. Aber bevor jemand etwas sagen konnte, hatte Amanda schon auf dem Absatz kehrtgemacht, mit großer Geste ihren Schal um den Hals geworfen und sich zusammen mit Henry entfernt. Justus ließ eine Minute verstreichen, damit es nicht auffiel, dann folgte er den beiden.
    Zwei Minuten später stand er vor Amanda, die diesmal nicht hinter ihrem Schreibtisch thronte, sondern in einem bequemen Ledersessel Platz genommen hatte. Der neue Zwischenfall schien sie mehr mitgenommen zu haben, als sie sich vor den Gästen anmerken lassen wollte.
    Justus hatte sich vorgenommen, schnurstracks auf sein Ziel loszumarschieren. »Mrs. Black«, sagte er, »ich bitte Sie um eine ehrliche Antwort. Wie weit ist dieses Hotel vom Bankrott entfernt?«
    Zuerst reagierte Amanda in ihrer Verblüffung überhaupt nicht, aber dann schnappte sie nach Luft vor Empörung. »Vom Bankrott?«, rief sie und warf das Ende ihres Schals so ausladend über die Schulter, dass er sich beinahe um den Rittersmann gewickelt hätte. »Wie kommen sie denn darauf?«
    »Ich muss Sie bitten, mir keine Gegenfragen zu stellen, sondern meine Fragen zu beantworten.« Justus guckte stur geradeaus und verzog keine Miene. »Wir können Ihnen sonst nicht helfen«, setzte er versöhnlich hinzu.
    »Helfen?«, fuhr Henry dazwischen. »Bis jetzt habt ihr uns überhaupt noch nicht geholfen, ihr großen Detektive.«
    Sein Zwischenruf schien Amanda Black wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu haben. Eine davon war schließlich, dass sie persönlich auf Empfehlung ihrer Freundin Lys de Kerk diese beiden jungen Leute engagiert hatte. Sie sah Justus nachdenklich an und ignorierte Henrys Aufregung. »Ich baue auf Ihre Diskretion«, sagte sie. »Das Hotel geht schlecht. Es ist noch nicht pleite. Aber wenn sich nichts ändert, dann wird es über kurz oder lang so weit sein.«
    »Wer weiß davon?«, fragte Justus.
    »Ich fürchte, einige. Und wer es nicht weiß und etwas von der Sache versteht, der kann es sich ausrechnen.«
    »Haben Sie schon einmal daran gedacht, das Hotel zu verkaufen?«
    »Schon oft. Aber jedes Mal verwerfe ich diesen Gedanken sofort wieder.«
    »Warum?«
    »Ich hänge dran.« Sie lächelte. »Ich bin eine große Romantikerin. Und außerdem bin ich gewohnt zu kämpfen.«
    »Das finde ich sehr schön«, sagte Justus. »Aber mit Romantik und Kampfgeist allein wird das ›Old Star‹ nicht überleben.«
    »Was Sie nicht sagen, junger Mann«, erwiderte Amanda. »Das weiß niemand besser als ich.«
    Justus sah sie ratlos an. Er hatte das Gefühl, nicht weiterzukommen und hier überflüssig zu sein. Amanda wusste mehr, als sie sagte, das stand fest. Er spürte, dass er wütend wurde. Sie schien zu bemerken, was in ihm vorging, denn als er sich an der Tür noch einmal zu ihr umdrehte, da sah es so aus, als wollte sie doch noch etwas sagen. Aber dann behielt sie es für sich, und Justus verschwand. Etwas lauter als üblich ließ er die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
    Er ging auf sein Zimmer und öffnete das Fenster. Draußen war eine herrliche laue Sommernacht. Tief atmete er die Luft ein. Dann kam Justus eine Idee. Er griff nach der Badehose, rannte die Treppen hinunter, warf sich mit einem Kopfsprung, den sogar Bob ganz passabel gefunden hätte, in den Swimmingpool und schwamm so lange, bis er vollkommen außer Puste war.
    Ächzend kletterte er aus dem Becken. Gleich dahinter lag sein Handtuch. Flüchtig trocknete er sich damit ab, dann breitete er es aus und ließ sich darauf fallen. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, blinzelte er zu den Sternen hinauf. Lange nicht mehr hatte er einen so schönen Sternenhimmel gesehen. Dieser unglaubliche, verwirrende Anblick wäre sicher etwas für Amanda gewesen, die ja eine große Romantikerin war.
    Der Mond verschwand für einen Moment hinter einer winzigen Wolke. Justus spürte eine wohlige Müdigkeit in sich aufsteigen und schloss die Augen. Plötzlich stand das Bild von Mrs. Silverstone vor ihm, aber bevor er richtig anfangen konnte, über sie nachzudenken, hörte er Schritte auf dem Kiesweg.
    Justus hielt den Atem an. Er wagte nicht einmal, den Kopf zu heben. Die Schritte kamen näher.
    Aber dann war wieder alles still. Noch ein paar Sekunden wartete Justus, dann stützte er sich sachte auf und spähte vorsichtig über den flachen Rand des Swimmingpools hinweg in die Nacht. Deutlich konnte er die schwarze Gestalt sehen, die nur ein paar Meter von ihm entfernt auf der anderen Seite des Beckens in

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