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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Richtung der Bäume ging. Geräusche machte die Gestalt nicht, abgesehen davon, dass sie kaum hörbar eine Melodie summte – das Lied vom ›Yellow Submarine‹, dem gelben Unterseeboot, das die Beatles weltberühmt gemacht hatte.
    Es war ein Mann, der, die Hände auf den Rücken gelegt, offenbar gut gelaunt einen nächtlichen Spaziergang im Park seines Hotels unternahm: Edward Simpson. Justus sah ihm nach. Zweimal blieb Simpson stehen, schaute zum Sternenhimmel hinauf und verharrte so einige Zeit, als dächte er über etwas besonders Schwieriges nach. Schließlich verschwand er hinter der Baumreihe.
    Justus merkte, dass er fror. Er schlüpfte in seine Jeans und streifte sich das T-Shirt über. An seiner Lippe zupfend, stand er am Swimmingpool. Sollte er Simpson nachgehen? Aber warum einen harmlosen nächtlichen Spaziergänger verfolgen? Und was konnte er Simpson sagen, wenn sie hinter den Bäumen zusammenstießen? Kurz entschlossen packte er seine nasse Badehose und die Handtücher und ging ins Hotel zurück. Eine Viertelstunde später kam Justus Jonas dazu, endlich von Mrs. Silverstone zu träumen. Jetzt war sie nicht viel älter als er selbst. Von unten aus dem Swimmingpool winkte sie zu Justus hinauf, der am Fenster seines Zimmers stand. Sie tauchte unter und wieder auf und lachte mit ihren weißen Zähnen, die gut zu den vielen hellen Sternen passten. Das wiederholte sich mehrfach, bis auf einmal Tim Green auf einer spiralförmigen Rutsche ins Wasser raste. Dabei rief er immerfort: »Uhr im Wascher!« Schlafend wunderte sich Justus, weil es eine solche Rutsche am Swimmingpool gar nicht gab.

Flucht im Hotel
    Als Justus sein Spiegelbild im polierten Messing des ›Carlton‹ sah, stutzte er kurz. Diese schwarzen Locken, fand er, standen ihm einfach nicht. Nur gut, dass Lys ihn so nicht sehen konnte. Und dieser Schnurrbart! Justus schüttelte sich. Aber seinen Zweck erfüllte er – bestimmt hätten ihn nicht einmal Onkel Titus und Tante Mathilda erkannt.
    Ein dicker blauer Teppich verschluckte seine Schritte, als er das imposante Foyer betrat. Dicke Säulen, an denen sich Efeuranken schlängelten, reichten zu einer mit geometrischen Goldmustern verzierten Decke. Mit Strahlern und großen, schweren Kristalllüstern wurde sie raffiniert ausgeleuchtet. Justus schnalzte mit der Zunge. Amandas Villa war ja schon nicht schlecht eingerichtet, aber was er hier zu sehen bekam, schlug das kleine, feine Hotel am Pazifik um Längen. An der Stirnseite der Halle standen einige Reisende an der kunstvoll geschnitzten Rezeption aus dunklem Holz. Daneben waren hinter einem verschnörkelten Schmiedeeisengitter die Kasse und ein Theaterkartenschalter untergebracht. In dem Bistro gleich rechts neben zwei eleganten Boutiquen verschwand gerade Mrs. Silverstone. Justus beeilte sich, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Linker Hand, vor den Aufzügen, saß einer dieser Sicherheitsleute, die die großen Hotels engagierten, damit sie den Gästen das Gefühl gaben, niemand könne unbefugt die Stockwerke mit den Zimmern betreten.
    Im Vorübergehen überlegte Justus, wie wohl Mrs. Silverstone an diesem Hindernis vorbeikommen würde. Und dann fiel ihm ein, dass er selbst es auch irgendwie überwinden musste. Als er das Bistro betrat, schwang sich Mrs. Silverstone gerade auf einen Barhocker. Er hätte sie berühren können, als er hinter ihr her rund um die kleine Bar ging. Wieder konnte er kaum glauben, dass er Mrs. Silverstone vor sich hatte, so wenig Ähnlichkeit hatte diese sportliche Frau auf dem Barhocker mit dem unscheinbaren Gast im ›Old Star‹.
    Justus setzte sich an einen kleinen runden Tisch, von dem aus er sowohl die Bar als auch die Hotelhalle überblicken konnte. Dann bestellte er einen Tee und die ›Los Angeles Times‹.
    Mrs. Silverstone bekam eine Tasse Kaffee serviert und begann, scheinbar gedankenverloren darin herumzurühren. Justus hatte das Gefühl, dass sie ganz genau wusste, was sie wollte. Sie schien vollkommen gelassen, fast gelangweilt. Wie ein Raubtier, dachte Justus, das sein Revier kennt und majestätisch beherrscht. Er hatte das Gefühl, dass sich die Situation in Sekundenschnelle ändern konnte.
    Er tat, als vertiefe er sich in die Zeitung. Auf der ersten Seite wurde der Beschluss der Regierung gelobt, endlich eine Krankenversicherung für jeden Amerikaner einzuführen. Fast hätte er sich durch die Lektüre ablenken lassen. Aber dann bekam er gerade noch mit, wie Mrs. Silverstone plötzlich von ihrem

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