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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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ist«, wandte Britta mit bebender Stimme ein. »Ohne sie habe ich gar nichts mehr.« Sie wurde sich mit zunehmender Panik über diese traurige Wahrheit klar: Ohne Jacobs Vermächtnis, ohne seine Worte, die in Dunkelheit, in Schmerz und Verzweiflung gesprochen waren; ohne das Originalpapier, diesen aus Schubladen und Schachteln gerissenen, aus Papierkörben entwendeten Fetzen und Papierschnipseln, die sie mit jenen Tagen der Verzweiflung und der Hoffnung verband, konnte sie nicht weiterleben.
    Philo nahm ihre Hände in die seinen. »Ich muss diese Papiere haben«, sagte er mit feierlichem Ernst und allem Nachdruck. Die Glut in seinen Augen wurde intensiver, obwohl er mit dem Rücken zum Feuer saß.
    »Für Ihre eigennützige Sammlung«, erwiderte Britta bitter und hätte dem Mann, der vor ihren leblosen Beinen in seinem Kaschmirmantel kniete, am liebsten ins Gesicht gespuckt.
    »O nein, nicht für meine Privatsammlung.« In Philos Augen blitzte es auf. Seine Stimme sank zu einem Flüstern, behielt jedoch ihre Macht. »Natürlich können Sie mein Unterfangen nicht verstehen, begreifen nicht, auf welchem Pfad ich wandle. Was in meiner Absicht liegt, ist jenseits alles Sterblichen, jenseits aller Vorstellung.« Seine Finger schlossen sich fester um Brittas Hände, sie spürte seine Energie auf sie überfließen und konnte den Blick nicht von ihm wenden. »Ein glorreicher Moment steht bevor, und Sie werden daran teilhaben, Frau Buschhorn. Doch diese Papiere sind für diesen glorreichen Moment von entscheidender Bedeutung.
Ich muss sie haben.
«
    Philo erhob sich und schaute auf Sammy, der friedlich in seinem Käfig schlummerte. »Ein wunderschöner Vogel«, sagte Thibodeau, während er durch die Stäbe spähte. »Leidet er unter Panikattacken? Kakadus neigen dazu. Keiner weiß warum. Sie wachen mitten in der Nacht auf, sind verängstigt und flattern wie wild in ihrem Käfig herum. Albträume womöglich.«
    Britta ließ ihn nicht aus den Augen. Als Thibodeau ein Paar weiße Handschuhe aus seiner Manteltasche zog, hielt sie den Atem an. Die beiden Männer hatten sich wie stumme Wächter beiderseits des Kamins postiert.
    »Menschen sind wie Kakadus.« Philo streckte die Hand nach der Käfigtür aus. »Der Vogel sieht nicht gut in der Dunkelheit, weiß nicht, ob er sicher ist, und verfällt daher in Panik. So ergeht uns Menschen das auch. Wir sehen nicht gut genug in der Dunkelheit, um zu wissen, ob wir sicher sind. Aber wir
sind
sicher, Frau Buschhorn. Glauben Sie mir, denn
ich
sehe ausgezeichnet im Dunkeln. Ich sehe, was um uns herum ist, und was vor uns liegt. Es gibt keine Dunkelheit, nur ein helles Leuchten.« Thibodeaus Hand ruhte auf dem Schnappriegel. »Wie alt ist er?«
    »Zehn.« Britta schluckte. Ihr Mund wurde trocken.
    »Wussten Sie, dass Kakadus bis zu fünfundzwanzig Jahre alt werden können? Ich kannte einen, der war dreißig. Sie können sich also auf zwei weitere Jahrzehnte liebevoller Gesellschaft mit diesem schönen Vogel freuen.«
    »Was haben Sie vor?«
    »Ich werde die Wohnung mit diesen Papieren verlassen.«
    Britta reckte das Kinn. »Sie kriegen sie nicht.«
    »Frau Buschhorn …« Ein sanfter, beinahe neckender Ton.
    Britta blieb stumm.
    Philo öffnete die Käfigtür.
    »Bitte …«
    Er schaute sie fragend an.
    Wieder schluckte sie. Als sie geglaubt hatte, nach den Torturen durch die Rebellen gäbe es nichts mehr, womit man ihr wehtun könnte, hatte sie nicht mit einem Mann wie Philo Thibodeau gerechnet. »Sie können die Papiere nicht haben. Jacobs Blut und Schweiß und Tränen kleben daran. Wenn ich die Papiere aufgebe, ist es, als gäbe ich
ihn
auf.«
    »Genau deswegen brauche ich die Papiere, weil Blut, Schweiß und Tränen daran kleben.« Philo langte in den Käfig und nahm den Vogel, der ihm vertrauensvoll das Köpfchen entgegenstreckte, in die hohle Hand.
    Philo kniete sich neben den Rollstuhl, Sammy, dessen Haube sich stetig hob und senkte, in den behandschuhten Händen.
    »Wo sind die Papiere?«
    Tränen schossen Britta in die Augen. »Bitte, tun Sie das nicht.« Philo brachte Sammy auf Augenhöhe und stieß einen Pfiff aus. Sammy sah ihn neugierig an, neigte den Kopf und stellte die Haube auf. Philo pfiff noch einmal, und Sammy antwortete.
    Und dann zitierte Philo feierlich aus der englischen Übersetzung von Britta Buschhorns Buch: »›Und Gott sprach: Du bist mein Stolz, meine Zierde, Jacob Buschhorn, du und deine Mitstreiter. Der Himmel und seine Engel erwarten dich.‹«
    Britta fing

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