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Spur der Flammen. Roman

Spur der Flammen. Roman

Titel: Spur der Flammen. Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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die Vergebung all ihrer Sünden versprochen.
    So geschah es, dass Alarich in Christofles Plan einwilligte, die heiligen Schriften zu retten, wenngleich er mit Rachegelüsten im Herzen und nur einem Gedanken aufbrach: seinen Bruder ausfindig zu machen und mit ihm abzurechnen.
     
     
    Bruder Christofle verkündete in der Stadt, die Alarich unterstand, dass alle, die ihrem Lehnsherrn nach Jerusalem folgten, von jeglichen Sünden freigesprochen würden und ihnen die ewige Seligkeit sicher sei. Der Ansturm der Bewerber erstaunte ihn nicht. Ihr Leben war hart und kurz, eigentlich ein Leidensweg zwischen den Mysterien um Geburt und Tod. Dazu sorgten sie sich um ihr Seelenheil. Umfassende Absolution war diesen Sündern mehr wert als alles Gold der Christenheit. Die Bauern waren die Ersten, die sich freiwillig meldeten – als Leibeigene, rechtlose Untertanen ihres Lehnsherrn, mit dem Verbot belegt, ihre Höfe zu verlassen, mussten sie so schwer arbeiten, dass wenige von ihnen erwarteten, älter als fünfundzwanzig Jahre zu werden. Sie packten die Gelegenheit beim Schopf, diese Fron hinter sich zu lassen, mit ihrem Lehnsherrn zu ziehen und die Vergebung ihrer Sünden gewährt zu bekommen. Ihnen folgten die Händler in der Stadt und viele andere: Ehebrecher, Taschendiebe, Gauner, Rebellen, idealistische Jugendliche, Abenteuerlustige, Frauen, die den Misshandlungen von Ehemännern und Vätern entgehen wollten, ein auf Almosen angewiesener Priester, ein Mörder und ein zerlumpter einäugiger Bettler. Alarich, verstrickt in Kummer und Hass und Rachegelüste, machte sich weder die Mühe, sich ihre Namen einzuprägen, noch stattete er sie angemessen aus, wie dies andere Lehnsherrn taten. Alarichs armselige »Armee« malte sich Kreuze auf Helme und Hemden, immerhin etwas, um sich auszuweisen. Als sie dann aber Lyon erreichten, um sich mit anderen Gruppen von Kreuzträgern zu vereinen, schämten sie sich ihres jämmerlichen Aufzugs. Einige schlichen sich davon und dienten sich anderen Rittern an, um ein Schwert und einen Umhang mit einem Kreuz darauf zu bekommen, auch wenn dies unter Zeitdruck mit großen Stichen und dadurch schief und nicht immer mittig aufgenäht worden, aber zumindest besser als nichts war, schon weil es den Träger als Pilger auf heiliger Mission auswies.
    Alarich ritt an der Spitze seines Lumpenpacks. Er trug ein Panzerhemd, einen aus Ketten geknüpften Kopfschutz sowie einen eisernen Helm. Bewaffnet war er mit einem trapezförmigen Schild, einem Schwert und einer Lanze mit einem Fähnchen daran, das ihn als Mann von hohem Rang auswies. Sein Schwert war doppelschneidig und sowohl mit einer eisernen Parierstange wie auch mit einem starken, seinen sechsten Finger berücksichtigenden Heft versehen. Er hatte den Alexandrier-Ring wieder gefunden, den ihm sein Vater hinterlassen hatte, einen massiven Goldreif mit einer Inschrift, die er nicht entziffern konnte. An nichts von dem, was ihm sein Vater über die Alexandrier erzählt hatte, konnte er sich erinnern, auch nicht an die Eidesformel, die er als Junge hatte sprechen müssen. Aber das war nicht weiter wichtig.
Deswegen
ritt er ja nicht nach Jerusalem. Als sie zu ihrer heiligen Mission aufbrachen, überkam Bruder Christofle eine ungute Vorahnung. Alarich stand dem eigentlichen Zweck des Unternehmens völlig gleichgültig gegenüber, aber in seiner Seele herrschte Aufruhr und seine Augen loderten rachelüstern. Alles in allem konnte das nur Unheil bedeuten.
     
     
    Das wahllos zusammengewürfelte Pack schlug zusehends über die Stränge, als die Männer begriffen, was es bedeutete, dass ihnen am Ende des Kreuzzugs die Absolution ihrer Sünden gewährt würde: eine großartige Gelegenheit, sich unterwegs noch so richtig auszutoben. Hurerei, Glücksspiel, Diebstahl, Lug und Trug und zwischendrin auch mal ein Mord prägten die Atmosphäre, die in dieser Lumpenbande von Kreuzträgern herrschte. Auf ihrem Weg schlossen sich ihnen Bauern und Tagelöhner an, folgten ihnen auf Ochsenkarren oder zu Fuß, die wenige Habe geschultert. Als die ständig größer werdende Truppe vor Köln lagerte, verbreitete sich das Gerücht, der Geist Karls des Großen sei erschienen, um ihnen für ihren Marsch nach Jerusalem seinen Segen zu erteilen.
    Alarich schenkte all dem keine Beachtung. Wann immer ein Lager aufgeschlagen wurde, trugen seine Söldner dafür Sorge, dass die Pferde angepflockt waren und bewacht wurden. Dies war eigentlich die Pflicht eines Ritters, nur hatte der Comte

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