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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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wird über ihre Knochen stolpern, und das war es dann. Aber ich brauche die Leiche gar nicht. Wissen Sie warum ? Weil jeder weiß, dass sie tot ist. Und kennen Sie das kleine Geheimnis der Geschworenen ? Der Gesellschaft ? Sie wollen die Sache abschließen. Aus Unrecht muss Recht werden, und lose Enden müssen zusammengeführt werden. Leute wie Sie verschwinden im Gefängnis, damit die Bürger sich keine Gedanken mehr über Sie machen müssen, wenn sie abends ihre Kinder zu Bett bringen. Sie wollen es darauf ankommen lassen ? Wollen Sie dort stehen, am Tag der Urteilsverkündung, mit zitternden Knien, und Ihr Leben und das Leben Ihrer Tochter in die Hände von zwölf Fremden legen, denen der Abschluss des Falles wichtiger ist als berechtigte Zweifel ? Sind Sie darauf vorbereitet, Will ?«
    Will stand auf. Er zitterte vor Wut. Er wusste nicht, ob seine Frau noch lebte oder schon tot war, und dieser Mann beschuldigte ihn des Mordes.
    »Ich habe meine Frau nicht getötet, und ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen. Wollen Sie mich verhaften ?«
    »Wo haben Sie sie vergraben ?«
    »Wollen Sie mich verhaften ?«
    Swicegood räusperte sich. »Ich rede morgen früh sofort mit dem Staatsanwalt …«
    »Dann bin ich hier fertig. Kann ich gehen ?«
    Swicegood kaute auf seiner Unterlippe. »Für den Augenblick, ja.«
    »Bringen Sie mich sofort nach Hause. Ich will nicht, dass meine Tochter aufwacht, und ich bin nicht da.«
    Swicegood schaltete das Aufnahmegerät aus. Als er seinen Stuhl zurückschob, fiel der Styroporbecher um, und schwarzer Kaffee ergoss sich über den Tisch und rann in einem dünnen Strahl zu Boden.

9
    Will flüsterte seiner Tochter ins Ohr : »Wach auf, Devi.« Sie rührte sich und drehte sich um. Er setzte sie im Bett auf. Im blauen Schein des Nachtlichts beobachtete er, wie sie langsam die Augen öffnete.
    Sie blickte sich im Zimmer um, dann sah sie ihren Vater an. »Wo ist Mom ?«
    »Sie ist nicht hier, Süße. Jetzt hör mir zu, es ist wichtig. Wir ziehen dich jetzt an.«
    »Aber es ist noch nicht Morgen.«
    »Ich weiß. Wir gehen auf eine besondere Reise.«
    »Wohin ?«
    »Stell jetzt keine Fragen.«
    Will half seiner Tochter, sich im Dunkeln anzuziehen.
    »Ich trage dich hinunter«, sagte er. »Du musst ganz leise sein. Gib kein Geräusch von dir.«
    Er hob sie hoch, ging zur Zimmertür und öffnete sie langsam. Im Flur war es dunkel und still. Er schlich hinunter und hörte Rachaels Mutter im Gästezimmer schnarchen.
    Rachaels Schwester Elise schlief auf dem Sofa im Wohnraum. Sie drehte sich um, als die Haustür knarrte, wachte aber nicht auf.
    Um drei Uhr morgens ist Ajo im Sommer angenehm kühl. Der Kofferraum des Beamer war bereits voller Koffer. Will setzte Devlin auf den Beifahrersitz und schnallte sie an. Er stieg ein und ließ den Wagen leise bis zum Ende der Einfahrt rollen, bevor er den Schlüssel ins Zündschloss steckte.
    »Wohin fahren wir, Daddy ?« Will blickte seine Tochter an und schüttelte ungläubig den Kopf. Wie schnell hatte sich doch alles in den letzten vierundzwanzig Stunden geändert. Alles war auseinandergebrochen. Du wirst nicht alleine sterben.
    »Ich weiß noch nicht«, sagte er. Er ließ den Wagen an und fuhr langsam, ohne Scheinwerfer, durch den Ort.
    Der Highway, der in nördlicher Richtung aus Ajo heraus führte, war leer. Die Straße schimmerte im Mondschein. Abgesehen von seiner Brieftasche und einem Koffer mit Kleidungsstücken hatte er nur eines mitgenommen – Rachaels College-Sweatshirt.
    Sie würden ihr Zuhause niemals wiedersehen.

10
    Zwei Tage später erwachte Rachael auf einer kleinen, harten Matratze. Sie setzte sich in dem winzigen Raum auf, der kaum so groß wie ein begehbarer Kleiderschrank war und nur von einer nackten Glühbirne, die von der Decke hing, beleuchtet wurde.
    Ihr Kopf pochte, und ihr Mund war trocken, aber sie war wieder bei Verstand.
    Wände und Fußboden waren mit dickem, gelbem Schaumstoff gepolstert. In einer Ecke standen fünf Kanister mit Wasser und daneben ein Kasten mit Kartoffelchipstüten, Äpfeln, Schokoladenriegeln und Paketen mit Crackern. Hinter den schallgedämpften Wänden hörte sie ein summendes Geräusch.
    Sie stand auf und stellte fest, dass sie nur mit Mühe die Balance halten konnte, als ob der Boden unter ihr schwankte. Erneut blickte sie auf die Schaumstoffwände und dachte : Ich bin eingeliefert worden. Ich habe mir die Entführung nur eingebildet. Die Brechstange durch das Fenster. Ich bin verrückt

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