Spur ins Eis
Stück Sch…«
»Raphael«, sagte er.
»Wie alt bist du ?«
»Elf.«
»Raphael, ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust und deine Mutter anschnallst.« Er beugte sich zu ihr herüber und schnallte sie an. »Und jetzt schnall dich bitte ebenfalls an.« Als er das getan hatte, legte Kalyn ihm ebenfalls Handschellen an. »Sind sie zu eng ?« Er schüttelte den Kopf. »Fahren Sie los«, sagte sie zu Will.
»Haben Sie sie festgenommen ?«
»Wonach sieht es denn aus ?«
»Davon haben Sie vorher nichts gesagt.«
»Jetzt ist es eben so.«
»Ich fühle mich nicht wohl …«
»Fahren Sie, Will.« Er legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der Einfahrt.
»Sie sind tot«, sagte die Frau.
Will blickte in den Rückspiegel und sah, wie sie wütend die Augen zusammenkniff. Die Wimperntusche lief ihr über die Wangen. »Jav nimmt Sie auseinander. Sie haben keine Ahnung, was Sie da gerade getan haben. Sie haben gerade sich, Ihre Familie, Freunde, alle, die Sie jemals gekannt haben, umgebracht.«
»Wo ist er, Misty ?«, fragte Kalyn.
Misty spuckte ihr ins Gesicht.
Will bog auf die Hauptstraße ein und fuhr den Hügel hinunter zum Torhaus.
»Wo ist dein Vater heute, Raphael ?«, fragte Kalyn und wischte sich übers Gesicht. »Im Boulders ?«
Er schwieg.
Will sah nicht, wie es passierte, aber er hörte den Knochen knacken.
»Scheiße !« Misty heulte laut. Im Rückspiegel sah Will, dass Blut aus ihrer Nase floss. Auch Raphael weinte. Will verriss das Steuer.
»Das kannst du nicht tun ! Ich habe Rechte, du Luder !«
»Die Frau von Javier Estrada sagt besser nichts über Rechte zu mir. Und jetzt werde ich den Kopf deines Sohnes platzen lassen, direkt vor deinen Augen, wenn du mir nicht sofort sagst, wo dein Mann ist.«
»Kalyn, was …«
»Das kannst du nicht tun !«, schrie Misty.
Kalyn hob die Glock.
»Im The Boulders.«
Oh, mein Gott, dachte Will. Oh, mein Gott. Sie näherten sich dem Wachhäuschen und dem Haupteingang. Kalyn drehte sich um und setzte sich wieder auf ihren Sitz.
»Im Rahmen des Gesetzes ?«, sagte Will leise. »War das etwa im Rahmen des Gesetzes ?«
Die Tore gingen auf. Sie fuhren hindurch. Will trat das Gaspedal durch. Innerlich kochte er, und nach einem Kilometer bremste er und fuhr an den Straßenrand. Er schaltete den Motor aus, öffnete seine Tür und sprang hinaus in die brütende Hitze.
Kalyn stieg ebenfalls aus und kam zu ihm herum.
»Ich will sofort Ihren Ausweis sehen …«
»Hören Sie zu.«
»Sie haben der Frau die Nase gebrochen und gedroht, ihren Sohn zu verletzen. Zeigen Sie mir Ihren …«
»Ich war Agentin.«
» Sie waren ?«
»Hören Sie mir zu, Will. Bitte.«
Er blickte ins Auto. »Ich bin raus«, sagte er. »Ich mache nicht mehr mit.«
Sie ergriff seinen Arm. »Ich war Agentin bis vor einem Jahr. Sie haben mich diesen Fall nicht öffnen lassen, aber ich habe trotzdem ermittelt und dazu Ressourcen des FBI benutzt.«
»Sie sind gefeuert worden.«
»Niemand hat auch nur einen Finger krumm gemacht, um herauszufinden, was mit diesen Frauen passiert war.«
»Sie sind gefeuert worden.«
»Ja.«
»Na, das ist … das ist einfach toll. Sie haben mich in diese Sache hineinmanipuliert.«
»Ich kann Javier nicht alleine zur Strecke bringen. Ich brauche Sie.«
»Meine Tochter braucht mich auch.«
»Ich weiß, dass Sie Angst haben«, sagte sie. »Ich verstehe das. Aber wir sind ganz nahe dran, den Mann zu finden, der Ihre Frau entführt hat. Ganz nahe.«
»Sie ist nicht mehr da. Tot. Ich muss mich um meine Tochter kümmern. Er ist es nicht wert, dass ich ins Gefängnis gehe.«
»Ist Ihre Frau es wert ?«
»Wovon reden Sie ?«
»Wenn sie nun noch lebt, Will ?«
»Sie lebt nicht mehr. Es ist fünf Jahre her …«
»Aber wenn doch ? Würde sich für Sie diese Möglichkeit nicht lohnen ? Ich habe Sie mit Javier angelogen. Niemand hat etwas gegen ihn in der Hand. Nur ich. Und heute haben wir die Chance, mit ihm zu reden.«
»Sie haben Ihre Karriere für diese Frauen weggeworfen ? Das ergibt keinen …«
»Erinnern Sie sich noch an die Fotos, die ich Ihnen gestern Abend gezeigt habe ?«
»Ja.«
»Lucy Dahl ? Erinnern Sie sich an sie ?«
»Ja. Und ?«
»Ihr Mädchenname war Sharp. Sie war meine jüngere Schwester. Begreifen Sie immer noch nicht ? Javier hat Ihre Frau und meine Schwester entführt. Möchten Sie nicht auch gerne wissen, wo sie sind ? Würden Sie ihm nicht auch gerne ein oder zwei Fragen stellen ?«
»Ja, aber …«
»Nun, diese
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