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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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noch eine Stunde, bis sie schließlich in der Nähe des Ufers eine Stelle fanden, die eben genug war, um ein Zelt dort aufzubauen. Sie hatten mehr als dreihundert Höhenmeter zurückgelegt, und der Charakter des Waldes hatte sich verändert – die Schwarzfichten sahen hier oben verwitterter aus. Sie standen vereinzelter, und das Unterholz war flammend rot.
    »Lasst uns hier über Nacht bleiben«, sagte Will. »Das ist eine hübsche kleine Wiese, nahe am Bach.«
    In Devlins Rucksack befand sich ihre Unterkunft – ein geräumiges Vier-Personen-Zelt. Will hatte seit Jahren kein Zelt mehr aufgebaut ; Kalyn hatte überhaupt keine Camping-Erfahrung. Sie brauchten fast eine halbe Stunde, um die Stangen zusammenzustecken und sie durch die dazugehörigen Zeltteile zu schieben, und es dauerte eine weitere Viertelstunde, das Zelt an den Heringen zu befestigen und den Regenschutz zu installieren. Als das Zelt schließlich stand, warfen sie ihre Rucksäcke und Schlafsäcke hinein und brachten sich vor dem immer schlechter werdenden Wetter in Sicherheit.
    »Es wird bald dunkel«, sagte Will. »Ich wünschte, ich könnte von mir sagen, ich sei ein erfahrener Camper und könnte jederzeit Feuer machen, aber das wird nicht funktionieren, wo alles so durchnässt ist.«
    »Mach einfach den Kocher an, dann bist du mein Held«, sagte Kalyn.
    Die Frauen bliesen Luftmatratzen auf und breiteten die Schlafsäcke darauf aus, während Will draußen die Küche aufbaute. Da er sich vage daran erinnerte, dass der Buschpilot ihn davor gewarnt hatte, in der Nähe des Zeltes zu kochen, stellte er den Kocher mitten zwischen eine kleine Felsengruppe, die etwa fünfzig Meter entfernt war.
    An den Rändern der Wiese stieg Nebel auf, und während er sich die Gebrauchsanweisung des Kochers durchlas, dachte er an die letzte Nacht mit Kalyn. Es war nicht so seltsam mit ihr gewesen, wie er es befürchtet hatte. Vielleicht würden sie heute Abend noch einen kleinen Spaziergang machen und darüber reden – über den Kuss und darüber, dass sie sich offenbar zueinander hingezogen fühlten.
    Als Devlin und Kalyn an die Feuerstelle kamen, kochte bereits Wasser in einem Topf über der blauen Propangasflamme, und Dampf stieg in die Luft auf.
    Sie tranken heiße Schokolade und aßen ein überraschend leckeres Fertiggericht. Als sie sich schließlich erhoben, begann es zu schneien – dicke Flocken wirbelten durch die Luft.
    Niemand sagte etwas. In der Dunkelheit stolperten sie zum Zelt zurück. Der Boden war schneebedeckt, und es war so kalt geworden, dass ihr Atem weiß in der Luft hing.
    »Das ist blöd«, sagte Devlin.

38
    Eingehüllt in ihre Schlafsäcke saßen sie im Schein einer Taschenlampe, die Will an der Decke befestigt hatte, im Zelt. Im schwachen Licht konnten sie einander kaum erkennen.
    Kalyn hielt die Karte unter die Taschenlampe. »Ich glaube, ich sehe, wo wir sind«, sagte sie. »Wir müssen noch etwa einen Kilometer vom inneren See entfernt sein.
    »Wir haben heute eine ganz schöne Strecke geschafft, oder ?«, sagte Devlin.
    »Ja, auf jeden Fall. Und du hast dich großartig gehalten.«
    »Nun, wir sollten besser deine Therapie jetzt machen«, sagte Will. »Die Höhe hier ist anstrengend für deine Lungen.« Seufzend schälte sich Devlin aus ihrem Schlafsack und streckte sich bäuchlings auf der Thermomatte aus.
    Als Will sich neben sie setzte, fragte Kalyn : »Kann ich es tun ?«
    »Äh, ja, wenn es für Devi okay ist.«
    »Mir macht das nichts aus«, erwiderte Devlin.
    »Okay, dann zeig es mir.«
    Will zog den Reißverschluss des Zeltes auf und steckte den Kopf hinaus. Schneeflocken tanzten im Lichtstrahl der Taschenlampe. Er zog den Kopf zurück und machte den Reißverschluss wieder zu. Er wandte sich zu seiner Tochter, die mit Kalyn gerade Schere, Stein, Papier spielte.
    »Nun, Devi, alles …«
    In diesem Moment brach draußen ein lang gezogenes, klagendes Geheul los.
    »War das ein Wolf, Dad ?« Devlin blickte auf.
    »Ich glaube schon.«
    »Das war der einsamste Laut, den ich je gehört habe.«
    Devlin lag in ihrem Schlafsack, eingekuschelt zwischen Kalyn und ihrem Vater. Sie hatten die Taschenlampe ausgeschaltet, und es war dunkel und still, abgesehen vom leisen Geräusch der Schneeflocken, die auf den Regenschutz fielen.
    »Dad ?«, sagte Devlin.
    »Ja, Liebes ?«
    »Kalyn ?«
    »Ja ?«
    »Ich wollte nur hören, ob ihr noch wach seid.«
    »Nicht mehr lange. Was ist mit dir ? Hast du Angst ?«
    »Nein. Na ja, ein bisschen.«
    »Wir lassen

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