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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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herauszuholen.«
    Kalyn saß auf dem Stein am freistehenden Kamin. Von hier aus überblickte sie sowohl die Eingangstür als auch die Tür zur Bibliothek. Und sie konnte in die Flure beider Flügel sehen, die von Suzanne und Lucy im Süden und Will im Norden bewacht wurden. In Gedanken ließ sie noch einmal die Vorbereitungen des Tages ablaufen und fragte sich besorgt, ob sie nichts übersehen hatte.
    Will ging ans Ende des Korridors. Rachael stand ein Stück vom nördlichen Alkoven entfernt, sodass man sie durch die Fenster nicht sehen konnte. Er trat neben sie und legte das Gewehr auf den Boden.
    Sie versuchte ein Lächeln.
    »Es ist einfach nicht fair«, flüsterte sie, »dich und Devi zurückzuhaben und jetzt auch das noch durchmachen zu müssen.«
    »Ich weiß, aber in den letzten fünf Jahren haben wir sowieso nicht viel Fairness erfahren, oder ?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie mag es Devlin gehen ?«
    »Sie hat Angst, aber sie schafft es schon. Unsere Tochter ist wirklich wundervoll, Rachael.«
    »Ja, nicht wahr ? Es fühlte sich so gut an, dass ich heute früh wieder die Therapie bei ihr durchführen durfte.«
    Sie schwiegen eine Weile und lauschten in die Stille.
    Auf dem Weg zu Rachael und ihrem Posten war Will an einem der Fenster stehen geblieben, um hinauszuschauen. Es war eine windstille, sternenklare Nacht, und der See lag ruhig im Mondschein.
    In der Nähe knackte Holz. Rachael blickte Will an, aber er schüttelte den Kopf. »Ein altes Haus macht immer irgendwelche Geräusche«, flüsterte er.
    »Ich bin froh, dass wir Handschuhe haben. Es ist eiskalt hier drin.«
    Eine Stunde verging, dann zwei. Der Abend ging in die Nacht über. Sie warteten.
    »Ich habe einen Krampf im Bein«, flüsterte Rachael. »Ich gehe mal zur Halle und wieder zurück, um es zu strecken.
    Als seine Frau gegangen war, zog Will sein Walkie-Talkie aus der Tasche und forderte alle auf, sich zu melden.
    Kalyns Stimme drang aus dem Gerät. »Du hast wahrscheinlich die Eingangstür gehört.«
    »Nein. Was ist los ?«
    »Ich bin mit Ethans Pfeife nach draußen gegangen und habe die Wölfe gerufen. Ich dachte, wenn sie auf die Typen stoßen, dann hören wir vielleicht, wo sie sich befinden.«
    »Gute Idee.«
    Das Funkgerät wurde wieder still.
    Rachael kehrte zurück. Sie schmiegte sich an Will und schloss eine Zeit lang die Augen.
    Zwei Minuten vor Mitternacht drehte Will sich nach Kalyn um, die immer noch auf dem Stein am freistehenden Kamin hockte.
    »Ich rede mit ihr«, sagte Will zu Rachael.
    »Warum ?«
    »Irgendetwas stimmt nicht. Ich meine, warum sind sie noch nicht gekommen ?«
    »Ich weiß nicht.«
    Will seufzte. »Kommst du eine Minute alleine klar ?«
    »Ja, sicher.«
    Er erhob sich. Seine Gliedmaßen schmerzten, weil er zwei Stunden lang unbeweglich auf einem Fleck gesessen hatte. »Wenn du etwas Merkwürdiges siehst oder hörst, funk mich sofort an.«
    Als Will den Flur entlangging, ging ihm durch den Kopf, dass Javier und seine Männer vielleicht heute Nacht gar nicht mehr kämen. Vielleicht hatten sie beschlossen, sie bis morgen früh warten zu lassen, bis alle übernervös und todmüde waren. In diesem Moment rumpelte die Lodge und alle Lichter gingen aus.

63
    Blendgranate
    Will erstarrte. Aus seinem Walkie-Talkie drang Suzannes Stimme. »Was ist passiert ?«
    Kalyn antwortete flüsternd : »Sie haben den Strom abgestellt. Das bedeutet, sie sind ganz nahe, haben Nachtsichtbrillen und bereiten sich auf ihr Eindringen vor. Ich weiß, dass es auf den Fluren stockdunkel ist, aber eure Augen werden sich daran gewöhnen, also bleibt ruhig. Ihr habt alle Taschenlampen, und wenn ihr ihnen in die Augen leuchtet, können sie einen Moment lang gar nichts sehen. Benutzt das Funkgerät nicht mehr, bis ihr jemanden seht.«
    Will sah die Halle vor sich. Das Licht der Laterne flackerte über die Wand und den Boden. Er glaubte, Kalyns Flüstern zu hören und fragte sich, ob sie wohl betete.
    Er drehte sich um und lief zum Alkoven zurück. Beinahe fiel er in der Dunkelheit über Rachael. »Ich bin es nur, Liebling.«
    »Ich kann nichts sehen, Will.«
    »Hol deine Taschenlampe heraus.«
    »Ich halte sie schon in der Hand. Soll ich sie anmachen ?«
    »Nein, aber halte dich bereit. Ich schieße, wenn jemand kommt, und du bist meine Lichtquelle.« Will ergriff sein Funkgerät und sprach hinein. »Suzanne und Lucy ? Hört ihr ?«
    Suzannes Stimme ertönte. »Ja ?«
    »Macht die Taschenlampe noch nicht an. Einer von euch sollte die

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