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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Nachmittag abgeschlossen worden.
    Lucy eilte weiter.
    Drei Schritte vor der Halle gaben ihre Beine nach.
    Sie fiel mit dem Kopf auf den Steinboden und verlor das Bewusstsein. Jemand zog sie ins Zimmer 114.

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    Der Pager in Roddys Tasche vibrierte. Adrenalin schoss durch seinen Körper, als er sich auf das nach Osten gehende Fenster des Nordflügels zu bewegte. Als er am Fenster angekommen war, packte er seine Beretta 93R und legte den Finger um den Abzug.
    Er spähte durch die Scheibe. Durch die Nachtsichtbrille sah die Welt grün und körnig aus. Ein Mann saß an die Wand gelehnt. So wie es aussah, hatte er ein Gewehr über dem Schoß. Roddy duckte sich und lauschte. Alles blieb still. Er war nicht gesehen worden.
    Drei, zwei, eins . Dieses Mal stellte er sich aufrecht hin. Er legte das Gewehr an und drückte zweimal auf den Abzug. Ein halbes Dutzend Kugeln zerschmetterten das Glas.
    Der Mann mit dem Gewehr bebte wie das Epicenter eines kleinen Erdbebens. Sein Körper war von Kugeln durchsiebt, und er fiel vornüber. Er hatte kein Geräusch von sich gegeben. Nur das Klirren der Scheibe hätte Roddys Anwesenheit verraten können, aber er glaubte nicht, dass es besonders laut gewesen war.
    Das hast du wohl nicht kommen sehen, was ? Ich wäre ein fantastischer Soldat bei einer Spezialeinheit geworden. Ich freue mich schon darauf, mit Jonas und den Jungs darüber zu reden, wenn die Alphas erst einmal weg sind. Er stellte sich vor, wie sie Bier tranken und in Stokes Billardzimmer im Lagerhaus in Fairbanks darüber lachen würden, dass sie diese Lodge erobert hatten, als seien sie in der Normandie gelandet.
    Kalyns Walkie-Talkie piepte.
    »Kalyn, bist du da ?«, fragte Suzanne.
    »Ja, was ist los ?«
    »Wo ist Lucy ?«
    »Ist sie nicht bei dir ?«
    »Nein.«
    »Sie ist vor einer Minute aus der Halle zu dir zurückgegangen.«
    »Nun, sie ist aber nicht hier.« Suzanne war in Tränen aufgelöst. »Und ich höre sie auch nicht kommen.«
    »Bleib ruhig sitzen. Ich suche sie.«
    Kalyn steckte ihr Funkgerät in die Tasche und blickte auf ihre Schwester, die bewusstlos auf der Erde lag. »Tut mir leid, Lucy«, flüsterte sie, »aber ich habe doch nicht all die Mühen auf mich genommen, damit du hier stirbst.«
    In Ordnung, jetzt konzentrier dich mal. Roddy ging den nächsten Schritt im Geiste noch einmal durch. Stell dich hin. Beide Hände auf die Fensterbank. Spring hinein. Roll zweimal über den Fußboden und sieh zu, dass du mit dem Gesicht zum Flur landest. Dreh nicht durch und vergiss das Atmen nicht. Drei, zwei, eins.
    Er schwang beide Beine gleichzeitig über das Fensterbrett, weil das Adrenalin ihm solche Kraft verlieh, dass er auf einen Berg hätte springen können.
    Aber irgendetwas war schrecklich schiefgegangen. Vor Schmerz schrie er laut auf. Zuerst dachte er, er sei in einem Haifischmaul gelandet, aber dann sah er im graugrünen Licht, dass sich die rostigen Metallzähne einer Grizzly-Falle um seine Schienbeine gelegt hatten.
    Er riss sich die Handschuhe von den Händen, und versuchte grunzend und mit zusammengebissenen Zähnen, die Falle zu öffnen. O Gott, ich habe es vermasselt. Die Alphas bringen mich um.
    Aber die Zähne ließen sich nicht auseinanderziehen. Er hörte seine Knochen splittern, als sie immer tiefer in seine Beine drangen. Fassungslos starrte er auf den Mann, den er erschossen hatte. Irgendetwas stimmte mit ihm nicht, und ihm dämmerte, dass er schon Todesstarre hatte. Er war wahrscheinlich schon seit Stunden, vielleicht sogar seit Tagen tot.
    Das körnige Graugrün verwandelte sich in blendendes Weiß, als ein Schuss knallte. Seine Weste hielt die meisten Kugeln ab, aber die Wucht warf ihn rücklings auf den Boden. Er riss sich die Nachtsichtbrille ab und griff nach seiner Beretta, wobei er dachte. Durch die Weste habe ich Zeit zu schießen. Er zielte auf das Licht, aber er hatte gar keine Zeit mehr zu schießen. Für den Kopf gibt es keine kugelsichere Weste.

66
    Jonas sah sofort, dass der Mann schon tot war. Sein Gesicht war mit Schrotkugeln gesprenkelt. Außerdem saß er nicht richtig. Sein Kopf war unnatürlich zu einer Seite gesunken, und es sah so aus, als ob das Gewehr gegen ihn gelehnt worden sei. Wahrscheinlich sitzt jemand ein paar Meter weiter und richtet seine Waffe genau auf diese Stelle.
    Wenn die Alphas ihnen nicht verboten hätten, Funkgeräte zu benutzen, hätte er Roddy jetzt gewarnt, da am Nordende der Lodge wahrscheinlich genau die gleiche Falle aufgebaut war.
    Er setzte

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