Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman
einfach an«, sagte er. »Einen Berg aus Fels fein mahlen und durchsieben.«
»Der Ansatz ist klar«, antwortete ich. »Aber was bedeutet das?«
»Die Pferde gehören Capitelli«, erklärte Harry.
»Den Giffards.«
»Nein.«
Tipp. Zu Capitelli gesellte sich ein weiterer Name: Kirsch Realty.
»Das sind die, denen Capitelli wirklich gehört«, sagte Cam. »Eine Firma aus Queensland. Giffard ist nur der Strohmann für Capitelli. Um vier Ecken hab ich das rausgekriegt. Und dann war es immer noch eine Vermutung.«
»Mir gefällt diese Präsentation ja wirklich, aber ich komme allmählich nicht mehr mit«, sagte ich.
»Ronnie Kirsch«, sagte Cam. »Dem gehören die Pferde.«
»Irgendjemand müssen sie ja gehören. Gewinnen tun sie von selbst. Mehr oder weniger.«
Harry lachte sein heiseres Lachen eines großen Mannes, klopfte vorsichtig einen Zentimeter von der Asche seiner Havanna in den Aschenbecher, der in die Armlehne seines Sessels eingelassen war.
»Diese fünfzehn Sieger, auf die wir uns konzentriert haben«, sagte Cam, »die Kirsch-Pferde, sind alle bei diesen Trainern, Busch-Trainern.«
Sechs Namen.
»Eine Sache ist komisch bei dieser Truppe. Alle diese Trainer steckten finanziell in der Scheiße.«
»Komisch? Ich dachte, Rennpferde trainieren wäre finanziell immer scheiße.«
»Finanzielle Scheiße, die mit Krediten von einer Firma zu tun hatte.«
»Capitelli?«
»Nicht direkt. Eine Schwestergesellschaft namens Krua Finance. Gehört Ronnie Kirschs Schwager. Jedenfalls waren für diese Trainer die finanziellen Schwierigkeiten beendet, als die Syndikate mit ihren Pferden kamen.«
»Die Preisgelder«, sagte ich.
Cam schüttelte den Kopf. Tippte.
Ein neues Diagramm. Eine Gruppe von Pferden mit Jockeys und Trainern.
Tippen. Noch eine Gruppe.
Es ging weiter.
Es stoppte.
»Der Knackpunkt ist, Jack«, warf Harry ein, »dass dieses Lot in einer Menge von Kombinationen läuft, manchmal sogar unter sich. Wenn diese Gäule auf der Bahn sind, dann gewinnen die Kirsch-Pferde. Unsere Rennen, Kyneton, Ballarat, beides Kirsch-Sieger.«
»Gute Pferde«, sagte ich.
»Gute Pferde? Nun, ein paar davon schon.«
Harry nahm einen tiefen Zug kubanischen Rauchs, schmeckte ihn im Mund, schickte ihn in meine Richtung, eine Wolke kubanischer Fallout, für den man sterben konnte. Für und von. Viele Verluste schmerzten mich, aber manchmal war der kubanische wie ein unvermuteter Stich mitten ins Herz.
»Spuck's aus, Harry«, sagte ich. »Ich hab noch ein paar andere Dinge im Kopf.«
»Diese Fünfzehn«, sagte Cam, »wenn man nur den Zeitraum anguckt, den wir uns angesehen haben, dann wirken die wie gute Pferde. Gut, aber nicht verlässlich. Bleiben nie beim selben Trainer, keine Loyalität. Wenn der Gaul eine Weile nicht gewinnt, ist er weg und bei jemand anderem. Dann kriegt er einen Sieg. Genau wie beim Footy. Feuer den Trainer, und die Mannschaft gewinnt das nächste Spiel. Aber er geht immer zu einem von den sechsen.«
»Okay, verstehe. Aber wie viel kann man denn machen, wenn man so was wie das aufzieht?«, fragte ich.
Sie blickten mich beide an. Harry zog an seiner Zigarre, sah Cam an. Er nahm den eng gerollten, braunen Stab aus dem Mund und blies aromatischen Rauch aus. »Schon etwas«, sagte er. »Genug.«
»Wir haben die Totalisator-Zahlen einbezogen«, sagte Cam. »Haben uns achtzig Kirsch-Siege angeschaut. Da kommt Geld für die von überall im Land. Aber Queensland ragt heraus.«
»Millionen, Jack«, sagte Harry.
»Der Typ, der das hier für Kirsch organisiert, heißt Dingell. Jeff Dingell. Kommt aus Queensland. Hat ein großes Haus auf der anderen Seite vom Macedon. Mit eigenem See, Tennisplätzen, riesigem beheizten Schwimmbad, Garage mit vier Stellplätzen, ein weiteres Haus auf dem Grundstück. Da wohnen drei Schläger aus Queensland.«
»Seid ihr sicher, dass das der richtige Mann ist?«, fragte ich.
Cam nickte. »Hab noch mal kurz mit Johnny Chernov geredet. Sehr kurz. Ich hab bei dem McDonalds in der Nähe der Brücke neben ihm geparkt und durchs Fenster zu ihm gesagt, er soll weggucken, ich würde ihm einen Namen nennen. Wenn es der richtige wäre, sollte er mich ansehen. Nur rübersehen.«
»Und?«
»Er hat rübergesehen.«
»Was jetzt?«
»Wir können das nicht so weiterlaufen lassen, Jack«, sagte Harry. »Den Reitern ein bisschen was anbieten, ist eine Sache, normalerweise setzt man seine Knete damit eh in den Sand. Ein Typ, der von dir Kohle nimmt, nimmt wahrscheinlich noch von
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