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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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schließlich und zerrte den Hund zurück.
    Er trat ein, drückte die Haustür aber sicherheitshalber erst hinter sich zu, als sie das Tier ins Wohnzimmer gescheucht und die Zimmertür abgeschlossen hatte.
    »Neuerdings kann er Türklinken«, quittierte sie seinen verwunderten Blick. »Einen Tee?« Sie ging voraus in die Küche, ohne auf seine Antwort zu warten.
    Er folgte ihr, griff wortlos nach dem Wasserkessel und füllte ihn. Er war kein Teetrinker, ihm stand der Sinn nach Härterem, doch das Bedienen des Gasherdes war es allemal wert. Wieder erfreute er sich an der blau züngelnden Flamme, dem kaum hörbaren Rauschen, mit dem das Gas strömte. Widerstrebend setzte er den Kessel auf und wartete versunken auf das Kochen des Wassers. Heimelig. Wieso geisterte diese Vokabel neuerdings dauernd durch seinen Kopf? Idylle war nichts, was er noch ersehnte, erwies sie sich doch ohnehin meist als trügerisch, so auch hier; und im Nachhinein, wenn alle Träume erloschen waren, stand man noch blöder da als zuvor.
    Er betrachtete Constanze Gentner, die sich, auf Zehenspitzen balancierend, nach einer Keksdose reckte, die Tänzerin auf dünnem Eis, anmutig wie nie. »Haben Sie das Buch schon gelesen?«, erkundigte er sich, bevor er weiter Hirngespinste ersann.
    Sie wirbelte herum, eine unvollendete Pirouette, und verlor augenblicklich ihre Haltung, einem Vexierbild gleich, changierend je nach Lichteinfall. Oder dem Auge des Betrachters.
    »Welches Buch?«, fragte sie.
    »Das, das Sie angeblich für Ihren Mann bestellt haben«, erklärte er, um Gelassenheit bemüht. »So war es nämlich nicht, richtig?«
    »Ach, das meinen Sie«, sagte sie in einem Tonfall, als sei das Ganze der Erwähnung kaum wert. »Ich kann das nicht lesen.« Sie schüttete Kekse in eine Schale und stellte Tassen und Zucker dazu. »Hier ist übrigens Ihr Rezept.« Sie zog einen gefalteten Zettel aus einem Korb neben dem Tisch und legte ihn neben seine Tasse.
    Er ignorierte den Themenwechsel. »Warum haben Sie es dann bestellt? Was wollen Sie uns damit sagen?«
    »Gar nichts«, behauptete sie leise. »Irgendjemand hat es mir empfohlen, aber ich musste es weglegen, es ist so beklemmend und macht mir Angst.«
    »Ich glaube Ihnen nicht«, insistierte er. »Es geht um eine Entführung, soweit ich weiß, aber es ist nur ein Buch, also was ist es, das Ihnen daran Angst macht?«
    Sie antwortete nicht, goss den Tee auf und starrte in die Kanne, als habe sie ihn nicht gehört.
    Hartmann seufzte. »Reden wir über Ihren Unfall.«
    »Wieso? Haben wir das nicht schon?«
    »Ja, aber ich bin sicher, dass Sie mir längst nicht alles darüber erzählt haben.«
    »Oh.« Sie zog den Teefilter aus der Kanne, ließ ihn in den Ausguss fallen und ging zum Tisch, um einzuschenken.
    »Ja ›oh‹«, wiederholte er, ihm reichte es. »Jetzt reden Sie doch mit mir! Ich dachte, das sei es, was Sie bezwecken wollten. Oder wollten Sie Ihren Mann belasten? Ging es darum? Aber warum haben Sie dann nicht dafür gesorgt, dass er nichts von der Bestellung mitbekommt? Ich begreife Sie nicht, dabei möchte ich das durchaus, also helfen Sie mir auf die Sprünge«, bat er und setzte sich zu ihr. Er hatte Zeit, hoffte nur, dass ihr Mann nicht wieder dazwischenplatzte. »War es ein Unfall?«
    Sie rührte so emsig in der Tasse herum, dass der Tee überzuschwappen drohte. »Ja, doch. Obwohl ich mich nicht erinnern kann, die Marmeladengläser auf die Treppe gestellt zu haben. So etwas mache ich eigentlich nicht. Aber wie sollten sie sonst dorthin gekommen sein?«
    Eine beantwortbare Frage, fand er. »Sie sagten, das Licht sei ausgegangen. Also waren Sie da schon im Keller, richtig?«
    »Ja, ich war hinten, in der Waschküche, und als ich dort fertig war und zurückwollte, ging es auf einmal aus. Die Birne hat den Geist aufgegeben.«
    Konnte das während der Betriebsphase passieren?, überlegte er, war es nicht vielmehr so, dass eine Glühbirne am ehesten beim Einschalten des Lichts nach kurzem Flackern durchbrannte? »Glühbirne oder Leuchtstoffröhre?«, fragte er nach.
    »Glühbirne.«
    »Hat sie vorher geflackert? Gab es einen Kurzschluss?«
    »Nö. War einfach aus. Und der Trockner lief noch, also kein Kurzschluss.«
    »Hatten Sie die Tür zum Keller geschlossen, als Sie runtergegangen sind?«
    »Nein, das mache ich nie. Sonst könnte ja jemand abschließen, während ich noch unten bin, dann das Haus verlassen, und ich häng da fest. Nein.«
    »War sie noch offen, als sie wieder hochgehen

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