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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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auf.
    »Es sieht ganz danach aus. Zwei Frauen, die in der Buchhandlung, in der Marie ihre Lehre macht, arbeiten, beziehungsweise gearbeitet haben, sind verschwunden. Ich kenne die Buchhändlerin recht gut, und Hartmann verdächtigt ihren Mann, soll ich da etwa sagen, dass ich nichts damit zu tun haben will? Außerdem mache ich mir natürlich Sorgen um Marie, also werde ich bestimmt nicht die Hände in den Schoß legen.«
    »Und das passt ihm nicht.«
    Marilene nickte. »Total grantig ist er, und dabei hatte ich ewig nichts von ihm gehört. Bis gestern.«
    »Ach ja? Ich dachte –«
    »Nein«, Marilene warf ihm einen empörten Blick zu, »da läuft nichts. Das ist längst geklärt.«
    »In beiderseitigem Einvernehmen?«
    Marilene drückte ungehalten ihre Zigarette aus und stellte den Aschenbecher auf den Boden. »Wahrscheinlich nicht«, gab sie zu, »schon möglich, dass er sich noch immer Hoffnungen macht.«
    »Die aber gänzlich unbegründet sind?« Lothar zog zweifelnd die Brauen hoch.
    »Ja! Du hörst dich an wie ein Therapeut«, entrüstete sie sich und fragte sich, warum sie sich auf dieses Gespräch eingelassen hatte. »Jedenfalls meistens«, fügte sie hinzu.
    »Meistens wie ein Therapeut oder meistens unbegründete Hoffnung?« Lothar blieb hartnäckig.
    »Beides wahrscheinlich«, entgegnete Marilene.
    »Aha. Also ich für meinen Teil kann mit dem Therapeuten leben. Aber den anderen Aspekt solltest du vielleicht bei Gelegenheit klären.«
    »Tatsächlich.« Sie stand seufzend auf und ging zu ihrem Schreibtisch, wo sie mit dem Rücken zu ihm stehen blieb, angelegentlich Kugelschreiber verschob, das Telefon gerade rückte und herumliegende Papiere zu einem ordentlichen Stapel schichtete.
    »Das ist nicht meine oberste Priorität«, erklärte sie. »Ich kann es mir nicht leisten, einen Mandanten abzulehnen, und würde das also auch dann nicht tun, wenn Marie nicht involviert wäre. Das Problem ist eher, dass ich nicht weiß, wie ich vorgehen soll. Der Fall ist so bizarr. Zwei Frauen aus derselben Firma, demselben kleinen Ort, im Abstand von einem Jahr sind spurlos verschwunden. Kannst du dir etwa vorstellen, dass irgendwo ein Psychopath herumläuft, der es auf Buchhändlerinnen abgesehen hat? Was sollte ausgerechnet diesen Berufsstand zum Ziel eines Verbrechens machen? Da kann ich Hartmann ja glatt verstehen, dass er sich auf das Umfeld der Opfer konzentriert, nämlich auf den Mann der Buchhändlerin. Zumal der sich gerade äußerst verdächtig gemacht hat.«
    »Weißt du denn, ob es nicht noch weitere ungeklärte Vermisstenfälle gibt, oder vielleicht fehlgeschlagene Entführungsversuche? Es wäre doch möglich, dass die zweite Frau aus der Buchhandlung nur deshalb verschwunden ist, weil es bei der ersten so gut geklappt hat und niemand Verdacht geschöpft hat.«
    »Weiß ich nicht, aber das ist eine gute Idee.« Marilene ging um den Schreibtisch herum, setzte sich und begann, Notizen zu machen. »Der Haken ist natürlich, dass ich Jens zwar nahelegen kann, das zu überprüfen, er mir dieses Mal aber sicher nicht die Ergebnisse mitteilen wird.«
    »Umso besser, es ist nicht deine Aufgabe, Psychopathen aufzuspüren.«
    »Ehrlich gesagt, mein Bedarf ist auch durchaus gedeckt. Aber was, wenn er sich weigert? Soll ich dann etwa in der Buchhandlung anheuern und den Lockvogel spielen?«
    »Na, da hast du doch ein prima Druckmittel, oder nicht?«
    Marilene grinste.
    »Nein, im Ernst«, fuhr Lothar fort, »als Überredungsmethode kannst du das ruhig verwenden, aber als Vorgehensweise taugt es nicht, weil du nicht weißt, was der Auslöser ist, was den Reiz ausgemacht hat. Vorausgesetzt, es war nicht der Mann der Buchhändlerin, dann kann es jeder Kunde genauso gut wie ein zufälliger Passant gewesen sein. Also sieh zu, dass du diesen Denkanstoß gibst, falls das überhaupt vonnöten und nicht längst in Arbeit ist. So blöd ist er ja nicht, dein Polizist.«
    »Vernagelt höchstens«, warf Marilene ein, »eindimensional, stur, verbohrt –«
    Lothar unterbrach die Litanei. »Ein Mann eben, ich weiß. Wir sind so. Jedenfalls, alles, was du tun kannst, ist, mit den Leuten in der Buchhandlung zu reden. Und mit Marie natürlich. Aber sieh zu, dass du jeden kleinsten Hinweis weitergibst und nicht wieder auf eigene Faust agierst. Ich glaube nämlich, dass dein Schutzengel so erschöpft ist, dass er noch immer auf Wolke sieben weilt, oder wo auch immer Engel Urlaub machen. Ich will meinen durchaus lukrativen Job nicht

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