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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Patio führten. Und die gerahmte Ausgabe des Magister Folio, dessen Grundlagen die Basis der Verfassung bildeten.
    »Ich musste gerade an die Zeit denken, als Sie uns zu sich nach Hause eingeladen haben.«
    Er schien einen Augenblick lang verwirrt, und sie fragte sich bereits, ob er vergessen hatte, dass sein Heim den Studenten offen gestanden hatte. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich lade keine Studenten mehr ein.«
    »Das tut mir Leid zu hören«, sagte sie. »Es war eine gute Erfahrung.«
    »Es gibt heute Vorschriften, die Versammlungen außerhalb des Universitätsgeländes untersagen.« Er zuckte die Schultern. »Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten?«
    Sie bat um ein Glas Rotwein, und sie gingen in sein Arbeitszimmer. »Es tut mir Leid, dass wir nicht mehr Antworten über Yoshi herausgefunden haben«, sagte sie. »Die Polizei will eine Untersuchung durchführen, aber wie bereits gesagt, ich rechne nicht damit, dass etwas Neues dabei herauskommt.«
    Sie wusste nicht genau, was er sich selbst gemixt hatte, doch es war limonenfarbig und roch nach Minze. »Ich verstehe, Kim. Haben Sie denn etwas über Ihre Schwester herausgefunden?«
    Sie zögerte, nicht sicher, wie sie die Antwort in Worte fassen sollte. Etwas, sicher. »Nein«, sagte sie. »Noch immer keine Spur.«
    »Geht es Ihnen gut?«, fragte er. »Ich habe die Berichte gelesen. Fast wären Sie ums Leben gekommen.«
    »Es war ein wilder Ritt«, gestand sie.
    Er nahm einen Schluck von seinem Drink. »Wir haben uns immer gefragt, ob Yoshi sich vielleicht verlaufen oder irgendwo verletzt gelegen hat. Wer weiß.«
    Zwei gerahmte Bilder von Yoshi Amara standen auf Sheyels Schreibtisch: Eines zeigte sie als vielleicht vier Jahre altes Mädchen draußen im Patio und an der Hand Sheyels, das andere am Tag ihrer Abschlussprüfung, wunderschön und elegant.
    »So klein der Trost auch sein mag«, sagte Kim, »es scheint jedenfalls, als sei sie schnell gestorben.« Der vorläufige Polizeibericht war noch nicht veröffentlicht worden, und Kim wusste nicht mit Sicherheit, ob Yoshi gelitten hatte oder nicht. Trotzdem schien es ihr richtig, das zu sagen.
    Sheyel betrachtete sie mit feuchten Augen. »Es ist jedenfalls schrecklich, so jung zu sterben.«
    Kim schwieg.
    Er betrachtete sie mit festem Blick. »Ich nehme an, Sie sind nicht nur gekommen, um zu sehen, wie es mir geht? Was haben Sie auf dem Herzen?«
    Sie erwiderte seinen Blick. »Zuerst möchte ich Ihnen eine Frage stellen.«
    Er beugte sich vor.
    »Als Sie zum ersten Mal mit dieser Sache zu mir gekommen sind, haben Sie davon gesprochen, dass in den Wäldern rings um Severin irgendetwas herumspukt. Dass ich selbst ein paar Stunden in der Gegend verbringen sollte, wenn ich Ihnen keinen Glauben schenke.«
    »Ja. Wahrscheinlich habe ich etwas in dieser Art gesagt.«
    »Nach Einbruch der Dunkelheit, glaube ich, haben Sie gesagt.«
    »Ich erinnere mich nicht an sämtliche Einzelheiten unserer Konversation.«
    »›Ich habe es gespürt, Kim. Fahren Sie hinauf und sehen Sie selbst. Nach Einbruch der Dunkelheit. Ich bitte Sie, tun Sie wenigstens das. Aber gehen Sie nicht allein.‹«
    »Schon möglich.«
    »Ich war dort, Sheyel.«
    Plötzlich schien ein kühler Luftzug durch das Zimmer zu gehen. »Und …?«
    »Sie hatten Recht. Dort oben ist tatsächlich etwas. Was wissen Sie darüber?«
    »Nur, dass es in dieser Gegend unheimlich ist. Ich sah mehrfach Lichter in den Wäldern, aber es gab nie etwas, auf das ich hätte zeigen können.« Er senkte den Blick. »Einigen Darstellungen zufolge ist das der wahre Grund, warum die Menschen von Severin weggegangen sind.«
    »Wie hätte jemand nach dieser Katastrophe da bleiben sollen?«, fragte Kim. »Außerdem sollte der Damm eingerissen werden.«
    »Man beschloss, ihn nicht zu reparieren, weil die Menschen von dort weggingen. Es war nicht anders herum.« Seine Augen wirkten verschleiert. »Es gibt eine Menge Geschichten. Lesen Sie in den Quellen nach.« Er ging zu seinen Regalen und zog mehrere Bände hervor. Mit dem Finger tippte er auf ein Buch mit einem grauen Einband; eine Zeichnung zeigte ein Phantom im Mondlicht. »Ich empfehle Ihnen vor allem dieses hier, Kim. Kathryn Klines Gespenster von Severin.« Das Phantom sah ganz und gar nicht aus wie die Erscheinung, die Kim gesehen hatte.
    Er ging die übrigen durch, sprach kurz über ihren Inhalt und legte sie vor Kim hin. »Die Menschen neigen dazu, überreizt zu reagieren, doch die Beweise sind erdrückend.«
    Sie blätterte

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