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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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»Sieh mal, Kim, wir haben beide keine Lust auf eine Gerichtsverhandlung, oder?«
    »Solly«, sagte sie ernst, »du kannst immer noch aussteigen, wenn du möchtest.«
    »Wenn ich aussteigen würde – was würdest du dann machen?«
    Sie blickte schweigend in ihre Kaffeetasse.
    »Siehst du«, sagte er. »Also bin ich dabei …«
    »Danke.«
    »Nein. Ich mache das nicht für dich. So verrückt bin ich nicht, Kim. Aber die Chance, dass du Recht haben könntest, ist das Risiko allemal wert. Ich will nicht den Rest meines Lebens mit unbeantworteten Fragen verbringen. Also bin ich bereit, meinen Einsatz zu bringen. Trotzdem, falls es nicht funktioniert, Kim – ich habe Freunde auf Tigris.«
    »Gut.«
    »Ich habe Vorkehrungen getroffen. Nur für den Fall.«
    Sie nickte.
    »Sollten sich die Dinge nicht so entwickeln, wie wir uns das erhoffen, ziehen wir uns nach Tigris zurück. Es gibt zwar einen Auslieferungsvertrag mit Greenway, aber nur für Kapitalverbrechen. Also wären wir auf Tigris sicher.«
    Der Techniker von Marlin ging in seine Mittagspause, doch wie sich herausstellte, arbeiteten die Leute von Worldwide in Schichten, und die Mittagsstunde kam und ging, ohne dass sich eine Gelegenheit zum Ablegen geboten hätte.
    Am Nachmittag kam ein beleibter junger Mann mitsamt Reisegepäck an Bord. »O je«, sagte Solly.
    »Wer ist das?«, fragte Kim.
    »Webley. Ein Kosmologe vom Taratuba-Team.« Sie hörten ihn draußen auf der Gangway reden, und Solly ging hinunter, um ihn zu begrüßen. Kim folgte ihm.
    Einer der Techniker zeigte Webley den Weg zu den Wohnquartieren. Der Kosmologe lächelte wichtigtuerisch, und als er Kim bemerkte, sah er an ihr vorbei, als sei sie völlig unbedeutend. »Solly«, sagte er, »schön, Sie zu sehen. Sind die anderen schon an Bord?«
    Solly stellte zuerst Kim vor, dann informierte er Webley, dass außer ihm noch niemand eingetroffen war.
    Webley trug eine Jacke im Kalipik-Islands-Stil, ein weißes Hemd mit lockerem Kragen, dunkle Hosen und ein rotes Halstuch. Seine Stimme war so leise, dass man sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen, doch seine Haltung implizierte, dass es die Mühe wert war. Er hatte einen ungepflegten roten Bart, dessen Farbe sich mit dem Halstuch stach. »Läuft alles nach Plan?«, erkundigte er sich.
    »Ja«, antwortete Solly steif. »Auf die Minute.«
    »Gut.« Er richtete seine Manschetten und warf einen Blick auf die Uhr. »Darf ich fragen, welche Kabine ich habe?«
    »Zimmer Nummer acht«, sagte Kim. Ganz am Ende des Ganges.
    Als Webley weg war, warf Solly ihr einen sorgenvollen Blick zu. »Das sieht nicht gut aus«, sagte er. »Möglicherweise müssen wir unser Vorhaben aufgeben.«
    Kim schüttelte den Kopf. »Nicht so schnell.« Sie ging den Gang hinunter und an Webleys Tür vorbei. Im Innern der Kabine spielte Musik. Schwere klassische Melodien, Vorwerk vielleicht oder Benado.
    Zuerst musste sie die Arbeiter von Bord schaffen.
    Die Mannschaft von Worldwide war noch immer beschäftigt. Einer verlegte Teppiche, ein anderer befestigte Fensterrahmen, ein Dritter verschraubte einen Tisch und Schränke in einem der Freizeiträume. Der Mann, der offensichtlich als Vorarbeiter fungierte, war ein älterer Bursche, ein Kandidat für die Mitgliedschaft im Mariner Club.
    »Wie kommen wir voran?«, fragte Kim beiläufig.
    »So weit, so gut«, antwortete der andere. »Uns fehlt ein Mann, wissen Sie?«, sagte er und wischte sich mit dem Ärmel über den Mund. Er sah aus, als schwitzte er. »Passiert immer wieder. Sie fangen erst in letzter Minute mit den Arbeiten an, und dann wird jemand krank oder nimmt Urlaub.«
    »Warum müssen sie denn so lange warten?«, fragte Kim.
    Er schnitt eine Grimasse. »Hm, äh, nun ja, Sie wissen schon … so was passiert eben.« Seine Augen wichen den ihren aus, und sie begriff, dass er log. Die Wahrheit lautete wahrscheinlich, dass keine Schmiergelder gezahlt worden waren. Die Renovierung der Hammersmith war ein steuerlicher Abschreibungsjob und stand nicht sehr weit oben auf der Prioritätenliste von Worldwide.
    »Werden Sie bis um siebzehn Uhr fertig?«, fragte Kim.
    »Schwer zu sagen.« Sein Gesichtsausdruck wurde vertraulich. »Wenn wir es nicht schaffen, gibt es Überstunden, wissen Sie?«
    Auf der anderen Seite des Raums schloss der Techniker von Marlin ein Paneel und packte sein Werkzeug zusammen.
    »Fertig?«, fragte sie.
    »Das war’s.« Er bat sie, seinen Arbeitsauftrag zu unterzeichnen; er hatte die VR-Ausrüstung modernisiert. Sie

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