Spuren im Nichts
unterschrieb, er bedankte sich und ging von Bord.
Kim wandte sich wieder dem Vorarbeiter von Worldwide zu und fragte nach seinem Namen.
»Leo Eastley«, antwortete er.
»Leo, Sie und Ihre Mannschaft haben gute Arbeit geleistet«, sagte sie in ihrem besten befehlsgewohnten Tonfall. »Aber wir werden uns mit dem begnügen müssen, was Sie bis jetzt geleistet haben. Lassen Sie alles, wie es ist. Wir machen den Rest.«
Er blickte sie erstaunt an. Seine grauen Haare hingen ihm in die Augen.
»Wir haben keine Zeit mehr«, erklärte sie.
»Warum denn das?«, fragte er. »Ich dachte, wir hätten noch den ganzen Tag? Wir sind noch nicht fertig.«
»Wir müssen ein paar Tests durchführen.«
»Fangen Sie nur an, wir stehen nicht im Weg.«
»Nein, Sie verstehen nicht. Es geht um Präzisionsbeschleunigungstests, und die Anwesenheit zusätzlicher Personen würde das Resultat negativ beeinträchtigen.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja. Tut mir ausgesprochen Leid, aber uns bleibt keine andere Wahl.«
»Wir kommen aber nicht wieder zurück. Die Arbeiten sollen planmäßig heute beendet werden.«
»Das macht nichts.«
Er zog ein Klemmbrett hervor. »Sie müssen unterzeichnen, dass alle Arbeiten ordnungsgemäß durchgeführt wurden und Sie keine Beanstandungen haben.«
»Sicher, Leo. Kein Problem.«
»Ich werde eine Notiz anheften, was geschehen ist. Möglicherweise beeinträchtigt es die Gewährleistung, wenn wir die Arbeiten nicht ordnungsgemäß beenden.«
Sie lächelte ihn an. »Kein Problem, Leo. Damit können wir leben.«
Sie unterzeichnete den Arbeitsauftrag und Leos Notiz. Er sammelte seine Mannschaft ein, und Kim blickte ihnen hinterher, wie sie durch die Luftschleuse und die Gangway marschierten. Als der Letzte von ihnen verschwunden war, tauchte ein automatischer Gepäckwagen auf. »Ist das die Hammersmith?« fragte die Steuerung.
»Das ist sie«, antwortete Kim.
»Wo darf ich das Gepäck abladen?«
»Wo sind die Besitzer?«
»Meinen letzten Informationen zufolge waren sie unterwegs zum Happy Harry’s.«
»Happy Harry’s?«
»Eine Cocktaillounge.«
»Auf Sky Harbour?«
»Jawohl.«
»Danke sehr«, sagte sie. »Du kannst das Gepäck gleich hier abladen.«
»Im Tunnel?«
»Ja. Keine Sorge, wir kümmern uns darum.« Als sie wieder allein war, rief sie Solly herbei. »Es kommen noch mehr«, sagte sie, während sie auf die Namensschilder schielte. »Wentworth, Little Deer, Moritami und Henderson. Sie sind in eine Bar gegangen.«
»Sie könnten jeden Augenblick an Bord kommen«, sagte Solly. »Wir müssen uns in Bewegung setzen, oder wir können die ganze Geschichte vergessen.«
»Aber Webley ist noch immer an Bord. Willst du ihn mitnehmen?«
»Glaubst du, dass er mitkommen will?«
»Nicht wahrscheinlich.«
»Dann unternimm etwas.«
»Ich war schon dabei.« Webley war ein vertrauter Typus. Er gehörte zu jener relativ kleinen Untergruppe von Forschern, die aus ganzem Herzen überzeugt waren, dass niemand jemals klarer in das Innere eines Atoms geblickt hatte oder genauer wusste, wie der Kosmos aufgebaut war, als sie selbst. Dass nichts im Leben wichtiger war als ihr spezifisches wissenschaftliches Fachgebiet und dass andere wussten, welche Kapazitäten sie waren. Diese Tatsache überwog alles andere, und darin bestand zugleich ihre größte Schwäche.
Webley öffnete auf Kims Klopfen hin und starrte sie an, als versuchte er sich zu erinnern, wer sie war und was sie vor seiner Tür zu suchen hatte.
»Professor Webley«, begann sie, »wir müssen im Verlauf der nächsten Stunde einige Tests durchführen. Es wird ungemütlich laut werden und eine Menge unangenehmer Vibrationen geben.«
»Oh? Aber das habe ich ja noch nie erlebt?«
»Wahrscheinlich sind Sie noch nie so frühzeitig an Bord eines Schiffes gegangen.«
»O doch, Madame, das bin ich.«
»Wie auch immer. Wir müssen die grundlegenden Maschinentests durchführen, und es wird ein schrecklicher Radau. Ich wollte zum Domino gehen, dem Lärm aus dem Weg.« Sie atmete ein wenig ein, neigte den Kopf zur Seite und setzte das bezauberndste Lächeln auf, das sie zustande brachte. »Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Gesellschaft leisten würden?«
»Wirklich, Dr. Brandywine, ich glaube nicht …«
»Ich würde mich gerne mit Ihnen über ihre gegenwärtige Arbeit unterhalten.«
Webley legte die Stirn in Falten. »Danke sehr für Ihr Interesse, Dr. Brandywine, doch im Augenblick habe ich wirklich wenig Zeit.« Er starrte sie an wie ein
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