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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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gesehen, oder?«
    »Mir geht es wunderbar, danke«, antwortete sie und war insgeheim stolz auf sich selbst.
    »Erzähl mir vom Alnitak.«
    Kim lehnte sich auf ihrem Sitz zurück. »Eine Sonne der Klasse O. Ziemlich heiß, ungefähr fünfunddreißigtausend Mal heißer als Helios.«
    »Dann sollten wir vielleicht unsere Sonnenbrillen aufsetzen.«
    »Würde ich auch so sehen. Der Alnitak selbst besitzt zwei Begleitsonnen, beide sehr weit draußen, aber immer noch nahe genug, um sicherzustellen, dass sich aller Wahrscheinlichkeit nach niemals Planeten bilden werden. Oder falls doch, dann werden sie zumindest tektonisch extrem instabil sein.«
    »Aber du hast gesagt, es gibt einen Planeten!«
    »Einen eingefangenen«, erinnerte sie ihn.
    »Alnitak.« Er ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen.
    »Das stammt aus dem Arabischen. Es heißt Gürtel.«
    Sie gingen zum ersten Borddinner in den Besprechungsraum hinüber und stellten ein paar Kerzen auf. Die Fenster – wären es echte Fenster gewesen – hätten nichts weiter gezeigt als das Leuchten der Positionslichter, wären sie eingeschaltet gewesen. Stattdessen hatte Solly einen Ausblick auf die Milchstraße auf die Schirme gelegt, wie sie von einem intergalaktischen Raumschiff aus zu sehen gewesen wäre.
    Während des Essens redeten sie kaum. Normalerweise war Solly derjenige, der die Unterhaltung in Gang hielt, doch an diesem Abend hatte er wenig zu sagen. Die Kerzen und der Wein und der Anblick der galaktischen Spirale erzeugten eine wundervolle Atmosphäre. Das Essen war ausgezeichnet. Und doch spürte Kim das Gewicht ihrer Entscheidung und machte sich Sorgen, dass sie sich vielleicht doch getäuscht haben könnte, dass sie irgendetwas übersehen und dass sie möglicherweise Sollys berufliche Karriere zerstört hatte. Und ihre eigene. Wahrscheinlich wurden im Augenblick überall Haftbefehle gegen sie verteilt. »Ich wünschte«, sagte sie, »mir würde irgendeine Erklärung einfallen, warum sie alles geheim gehalten haben. Ich meine, ein Kontakt mit Außerirdischen wäre schließlich die Schlagzeile des Jahrhunderts gewesen.«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Solly.
    Sie blickte von einem Maiskolben auf. »Wir haben mehr oder weniger immer angenommen, dass alle Leute genauso über Außerirdische denken wie wir. Dass jeder sie finden möchte, falls sie irgendwo dort draußen sind. Mit Ausnahme vielleicht von Canon Woodbridge und wahrscheinlich der Regierung. Aber möglicherweise gibt es eine ganze Reihe von Menschen, die den Status quo vorziehen. Denen es ganz recht wäre, wenn wir nicht entdecken, dass wir nicht allein im Universum sind.«
    Das Kerzenlicht beleuchtete Sollys Gesicht. »Ich bin einer von ihnen«, gestand er leise.
    »Du machst Witze.«
    »Nein, mache ich nicht. Sieh mal, Kim, das Leben ist im Augenblick gar nicht so schlecht. Wir haben alles, was wir uns nur wünschen können. Sicherheit. Wohlstand. Du möchtest einen Beruf ausüben? Such ihn dir aus. Du liegst lieber dein ganzes Leben lang am Strand – bitte sehr, tu es. Was können uns Außerirdische geben, das wir nicht bereits hätten? Mit Ausnahme einer ganzen Menge Dinge, über die wir uns Gedanken machen müssten.«
    »Es wäre vielleicht eine Gelegenheit herauszufinden, wer wir wirklich sind.«
    »Das ist nichts weiter als ein Klischee. Ich weiß genau, wer ich bin. Und ich brauche ganz bestimmt keine Philosophie von irgendeinem Ding, das möglicherweise in meinen Augen aussieht wie ein Schweinekotelett. Die Geschichte hat nämlich einen gewaltigen Nachteil, ganz besonders, wenn man deine Erfahrung im Severin bedenkt. Und es tut mir leid, ich sehe keine Vorteile. Für dich und mich vielleicht, wenn sich diese Sache auszahlt. Aber für die menschliche Rasse und auf lange Sicht – ich glaube nicht, dass wir davon profitieren können.«
    Sie schob den Stuhl vom Tisch zurück und starrte ihn an. »Wenn ich mir so überlege, wie du darüber denkst, dann verstehe ich gar nicht, wieso du überhaupt mitgekommen bist.«
    »Kim, wenn sie irgendwo dort draußen sind, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis wir auf sie stoßen. Der Gedanke mag mir nicht gefallen, und wenn ich könnte, würde ich es verhindern. Aber ich glaube, es ist unausweichlich. Und wenn es so weit ist, wird das ein großer Augenblick sein. Also kann ich auch gleich mitmachen. Und wir sind wahrscheinlich besser dran, wenn wir wissen, was auf uns zukommt.«
    »Jagdinstinkt«, sagte Kim.
    »Wie meinst du das?«
    »Versteck dich in

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