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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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einen Fluch, den sie noch nie zuvor benutzt hatte, und zerrte die Valiant, das Original, auf ihren Schoß. Sie versuchte, sich ihre Position zu merken, einhundert Meter vom Ufer entfernt. Dreißig Grad von einem eingestürzten Pier. Eine kleine Landzunge zur Linken, die ins Wasser ragte. Und dann stieß sie klopfenden Herzens den wertvollsten Artefakt über Bord, den die Menschheit je gekannt hatte.
    Das Gespenst verfolgte sie unbeirrt weiter.
    Mein Gott, es verfolgte sie.
    Sie jagte über das Wasser und das Ufer und in geringstmöglicher Höhe über die Baumwipfel hinweg. »Du dämliches Mistding!«, kreischte sie, als die Tür des Fliegers knallend zuflog. »Ich hab es in den See geworfen!«

 
25
     
     
    Mut braucht eine Gelegenheit.
    - WILLIAM SHAKESPEARE, King John II, 1596 A.Z.
     
    Der Flieger war nicht schnell genug.
    Die Kreatur war jetzt ganz nah. Nah genug, dass Kim Augen erkennen konnte, inzwischen vier an der Zahl, allesamt im vorderen Bereich, wie Fenster im Cockpit eines Flugzeugs.
    Sie hängte sich ans Heck des Fliegers und starrte in die Aufnahmeoptik der rückwärtigen Kamera, als könnte es sie durch den Flieger und den Schirm hindurch sehen. Es berührte den Flieger und begann, Ruder und Antriebsdüsen zu umschlingen. Kim riss den Steuerknüppel heftig zur Seite und nach hinten, um zugleich Höhe zu gewinnen. Die Kreatur versuchte ihr zu folgen, doch die Wende war zu eng, und es löste sich auf und zerstreute sich über den Himmel. Sie gratulierte sich zu ihrem Glück, ging auf zweitausend Meter und steuerte Eagle Point an. Mit Höchstgeschwindigkeit.
    Die Luftrettung redete noch immer auf sie ein, fragte, was los sei, verlangte zu wissen, wo die Leichen lagen, welcher Art ihre Notlage sei, und sie versicherten ihr eine Anzeige und harte Konsequenzen, falls sich herausstellte, dass die übertragenen Bilder Fälschungen waren.
    »Dieses Ding ist echt«, antwortete sie schließlich.
    »Was ist es?«
    Hinter ihr verdichtete sich der Schwarm aus Glühwürmchen einmal mehr.
    Verdammtes Mistding.
    »Dr. Brandywine, was ist bei Ihnen los?«
    »Ich werde von diesem Ding gejagt. Ich weiß nicht, was es ist!«
    »Also gut, halten Sie sich von ihm fern. Hilfe ist unterwegs.«
    »Sagen Sie den Leuten, dass sie um Himmels willen vorsichtig sein sollen! Dieses Ding ist tödlich!«
    »Was können Sie uns sonst noch darüber sagen?«
    »Ich weiß, dass gerichtete Mikrowellen es aufhalten können.«
    »Mikrowellen.« Aus dem Lautsprecher drang eine kurze Unterhaltung mit jemand anderem, dann fragte die Stimme: »Woher kommt es?«
    »Das weiß ich nicht. Aber es hat sich irgendwie wieder gesammelt und jagt jetzt erneut hinter mir her.«
    »Wir sind in wenigen Minuten bei Ihnen.«
    Kim sah, wie sich aus Richtung Eagle Point Lichter näherten. »Danke«, sagte sie.
    Inzwischen hatte sie mehrere Kilometer Vorsprung gewonnen, und das Gebilde war nur noch ein undeutlicher leuchtender Fleck im Mondlicht. Doch sie sah, wie sich der Kometenkopf reformierte und erneut die Verfolgung aufnahm.
    Ihren Sensoren entnahm sie, dass es schneller wurde. Schneller und schneller.
    Sie wartete, beobachtete seine Annäherung, bis es den Himmel hinter dem Flieger auszufüllen schien. Sein irrer Blick starrte sie von den Bildschirmen herunter an. Als Kim anfing, das Heck des Fliegers einzuhüllen, drehte sie einmal mehr ab, und es wurde wieder davon geschleudert.
    So ein gottverdammtes dummes Mistding.
    Der Schweif berührte ihren Steuerbordflügel. Die Beleuchtung erlosch, und eine rote Warnlampe auf der Konsole blinkte wütend, als der Motor ausging. Der Flieger fiel. Der Himmel drehte sich um sie, und ihr Magen rebellierte. Ein Maschinenschaden war etwas, das normalerweise einfach nicht vorkam. Und falls doch, dann verlangten die Vorschriften, einen Augenblick zu warten, bevor man sie erneut startete. Um die elektronischen Speicher zu leeren. Sie wartete so lange, wie es ging, während der Flieger trudelnd in die Tiefe stürzte. Dann hämmerte sie auf den Knopf, und die Maschine war wieder da.
    Bäume rauschten unter ihr vorbei.
    Sie zog den Knüppel an sich und gewann genügend Höhe, um ein paar Hügeln auszuweichen, doch sie blieb dicht über dem Boden. Wo die Luft dicker war. Was dem Gespenst mehr Probleme bereiten sollte, ihr zu folgen.
    Es war nicht mehr auf den Schirmen, doch sie meinte seine Reste zu sehen, lange dünne Schleier vor dem Hintergrund der Sterne.
    Die rote Warnlampe blinkte immer noch.
    Die Batterien.
    Sie

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