Spuren im Nichts
Anleitung des Batteriepacks. Das Gerät lieferte vier Kilowattstunden. Sie schob es in die Mikrowelle, fummelte an den Verbindungen, ließ es fallen und tastete danach, ohne den Blick von dem Gespenst zu nehmen.
Es beobachtete sie.
Ließ ihr Zeit.
Dummes Biest.
Als hätte es ihre Gedanken gelesen, öffnete es sich erneut, eine riesige Blüte, die Anstalten machte, Kim zu verschlingen. Elektrizität pulsierte durch die transparenten Schleier.
Endlich hatte Kim den Batteriepack eingesetzt.
Sie zog ihren Laser und machte sich daran, ein Loch in die Frontabdeckung des Ofens zu schneiden. Das Gebilde kam näher und hüllte sie ein. Sie bekam keine Luft mehr. Die Augen waren verschwunden, und Kim verspürte eine plötzlich Woge von Wärme und Wohlgefühl, als der Nebel sie von allen Seiten umhüllte.
Sie boxte mit der Faust den runden Ausschnitt aus der Ofentür, stellte ihn auf die Beine, richtete ihn schräg nach oben und betätigte die Fernbedienung.
Das Gebilde zuckte.
Kim schwenkte den Ofen ein wenig, und das ganze Gebilde knisterte und wand sich. Sie erhielt einen elektrischen Schlag an der Schulter und roch verbranntes Fleisch, doch sie verbiss sich den Schrei und hob den Ofen hoch. Sie drehte sich einmal im Kreis, und der Nebel wich sich windend und zuckend vor der unsichtbaren Strahlung zurück.
Die Nacht erfüllte sich mit Elektrizität. Das Gebilde zog sich zurück. Sie wirbelte in einem schwindelerregenden Tanz davon. Plötzlich sah Kim nur noch Dunstschleier und ersterbende Funken, die sich in den Nachthimmel erhoben wie die ersterbenden Flammen eines Lagerfeuers, wenn jemand einen Eimer Wasser auf die Scheite gegossen hat.
»Viele Grüße von Solly!«, rief sie und verfolgte es mit dem Strahl.
Die Wolke erhob sich und glitt gegen die Windrichtung auf den See hinaus.
Gegen den Wind.
Dieses Mistding war also immer noch lebendig.
Sie stolperte hinter ihm her und platschte durch das Wasser, mit hoch erhobenem Ofen und unablässig feuernd. Das Wasser reichte ihr bis zu den Oberschenkeln, als sie in ein Loch stolperte und das Gleichgewicht verlor. Die Mikrowelle segelte ins Wasser.
Sie hob sie auf und betätigte sie erneut, doch sie zischte und knisterte nur, und eine kleine Rauchwolke stieg auf.
Sie warf den Ofen hin, rannte zum Ufer zurück und zerrte Sheyel aus dem Wasser. Dann ging sie in den Wald, fand Tripley zusammengesunken an einem Baum, Bricker mit dem Gesicht nach unten auf einer kleinen Lichtung und die restlichen Sicherheitsleute in der Nähe liegend. Alle schienen tot zu sein.
Draußen auf dem Wasser kreisten die Glühwürmchen und erholten sich.
Sie rannte zum Tisch, nahm die Valiant und trug sie zu ihrem Flieger. Sie legte das Schiff auf den Rücksitz neben das Modell, das sie in Blanchet Preserve hatte anfertigen lassen.
»Jerry«, sagte sie zur KI des Fliegers, »wir sind fertig hier. Zurück zum Hotel.«
Das Gespenst sammelte sich. Sie sah, wie es stärker wurde, heller, während der Flieger abhob. Zu ihrem Entsetzen löste es sich von der Wasseroberfläche, und begann sie zu verfolgen.
»So schnell es geht«, drängte sie die KI.
Sie stiegen höher und kamen zwischen vereinzelte Wolken. Der Himmel war voller Monde.
Unten zog das Gespenst lange Ranken hinter sich her, während es aufstieg. Es formte sich um, veränderte seine Gestalt, nahm Kugelform an. Nebelschwaden blieben hinter ihm zurück. Es sah aus wie ein Komet.
Das Ding will die Valiant. Nur die Valiant …
Hatte es schlechte Erinnerungen? Sie war sicher, dass es sie mit ihrer Schwester verwechselte. Und es war ziemlich offensichtlich auf Tripley losgegangen, der harmlos ein wenig abseits gestanden hatte. »Jerry«, sagte sie, »stell eine Verbindung zur Luftrettung her.«
»Gibt es einen Notfall, Dr. Brandywine?«
Sie musste sich zusammenreißen, um die KI nicht hysterisch anzuschreien. »Ein kleines Problem, nicht weiter schlimm«, sagte sie.
Jerry gehorchte, und aus dem Lautsprecher drang eine männliche Stimme. »Hier spricht die Luftrettung. Bitte identifizieren Sie sich.«
»Mein Name ist Dr. Kim Brandywine, und ich bin in einem Redbird unterwegs.« Jerry übermittelte die Zulassung und eine kurze Beschreibung des Fliegers. »Wir stecken in Schwierigkeiten.«
Das Gespenst kam rasch näher.
»Bitte schildern Sie Ihr Problem, Dr. Brandywine.«
»Ja«, sagte sie. »Das ist nicht ganz einfach. In der Nähe der Stadt beim Lake Remorse liegen fünf Tote. Sie sind ganz leicht zu entdecken. Zwei Flieger
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