Spuren im Nichts
entgegnete sie. »Vielleicht haben sie eine bewohnte Welt entdeckt.«
Solly setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs, während er über die Möglichkeit nachdachte. »Ja«, sagte er schließlich. »So könnte es gewesen sein.«
»Es sind nur sieben Sterne«, sagte sie einmal mehr. »Sieben!«
»Aber du willst mir jetzt nicht erzählen, dass du vorhast, um eine Mission zu bitten?«
»Nein.«
»Gut«, sagte er.
»Matt würde mich für übergeschnappt erklären.«
»Allerdings. Und ich bin nicht sicher, ob er damit so weit danebenliegen würde. Sieh mal, Kim, das ist alles reine Spekulation, und du hast absolut nichts in der Hand außer einem Schuh und einem Besatzungsmitglied, das eine rätselhafte Nachricht nach Hause geschickt hat, die vielleicht überhaupt nichts zu bedeuten hat. Die möglicherweise gründlich missverstanden wurde. Noch etwas – ist dir eigentlich schon einmal der Gedanke gekommen, dass Yoshi den Goldenen Kelch gemeint haben könnte?«
»Aber sie sind nicht bis zum Goldenen Kelch gekommen! Nicht einmal bis in seine Nähe.«
»Also schön.« Er zuckte die Schultern. »Was ich damit sagen will: Wenn sie dort draußen einen Baum gefunden haben oder vielleicht sogar eine Stadt, warum haben sie es verschwiegen? Warum haben sie so ein Geheimnis daraus gemacht?«
Kim wusste keine Antwort.
Er blickte auf seine Uhr. »Ich muss jetzt aufhören. Ich muss noch ein paar Berichte abliefern.«
Sie sah ihm an, dass er erleichtert war. Er hatte ernsthaft damit gerechnet, dass sie einen Narren aus sich machen könnte, indem sie versuchte, Matt von der Notwendigkeit zu überzeugen, dass das Institut ein Erkundungsteam ausschickte.
»Solly«, sagte sie, »wenn die Logbücher eines Schiffes in die Archive gehen – werden sie dann von jemandem überprüft?«
»Unter normalen Umständen kann ich mir nicht vorstellen, warum jemand das tun sollte. Aber wenn du wissen willst, ob jemand die Logbücher der Hunter überprüft hat, dann lautet meine Antwort: mit Sicherheit.«
»Weil die Besatzung verschwunden ist.«
»Genau. Die Polizei hätte nach Hinweisen gesucht, ob im Verlauf der Mission etwas Ungewöhnliches vorgefallen ist. Die Tatsache, dass es keine Nachuntersuchungen gab und dass niemand Tripleys Villa durchsuchte, deutet darauf hin, dass sie nichts finden konnten.«
»Vielleicht wurde die Polizei bestochen.«
»Möglich.« Beide schwiegen. »Kim«, sagte er nach einer ganzen Weile, »Matt hat Recht. Warum lässt du die ganze Sache nicht auf sich beruhen?«
Sie hätte es nur allzu gern getan. Kim verspürte keine Lust, sich mit ihrem Boss anzulegen, Tripley zu brüskieren oder Solly auf den Gedanken zu bringen, sie wäre besessen. Aber Emily war irgendwo dort draußen verschwunden, und irgendwie schien alles miteinander in Verbindung zu stehen. »Ich kann nicht«, antwortete sie leise. »Ich muss wissen, was passiert ist. Und es ist mir egal, ob jemand daran Anstoß nehmen oder ob jemand deswegen vor Gericht gestellt wird.«
Solly blickte sie ernst an. Schließlich nickte er. »Lass mich wissen, falls ich etwas für dich tun kann«, sagte er.
»Kannst du. Wie komme ich an diese Logbücher?«
Er atmete tief durch. »Wir müssten jemandem bestechen«, sagte er.
Bestechen? »Gibt es denn keinen Weg, die Bücher einzusehen, ohne das Gesetz zu brechen?«
»Nicht, dass ich wüsste. Ich denke, unsere Situation ist folgendermaßen: Du musst entscheiden, ob du es tatsächlich so ernst meinst, wie du sagst. Falls ja …« Er zuckte die Schultern.
Kim hatte noch niemals vorsätzlich das Gesetz übertreten. »Aber das können wir nicht tun!«, sagte sie.
»Das denke ich auch.« Solly blickte sie aus dem Schirm heraus an, als wollte er sagen: ›Keine Sorge, alles wird wieder gut.‹ »Ich muss jetzt wirklich weitermachen«, sagte er.
Der Bildschirm wurde dunkel. Kim saß an ihrem Schreibtisch und starrte das Gerät an. Einem Impuls folgend schaltete sie es wieder ein und lud Markis Kanes Herbst. Emily blickte sie aus ihren ernsten, melancholischen Augen an.
Wo bist du?
Sie dachte zurück an die schrecklichen Tage nach Emilys Verschwinden, während sie auf Neuigkeiten gewartet hatten. Ihre Eltern hatten versucht Kim zu schützen und ihr versichert, dass Emily schon wieder nach Hause kommen würde, dass sie irgendwo hingefahren wäre und bestimmt zu gegebener Zeit von sich hören lassen würde. Doch Kim hatte die Leere in den Augen ihrer Eltern gesehen, und sie hatte die Angespanntheit in ihren
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