Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt

Vom Netzwerk:

Monate dauern sollen. Kim wählte Sollys Nummer.
    »Hallo, Kim.« Sein Bild erhellte den Schirm. »Wie ist das Treffen gelaufen?«
    »Wie üblich. Ich hab eine Frage an dich.«
    »Schieß los.«
    »Ich hätte sie dir schon früher stellen sollen: Als die Hunter von St. Johns aufbrach – hätte man da nicht ihre Sprungmotoren kontrollieren müssen?«
    »Du meinst die Station?«
    »Ja.«
    »Nur auf Anfrage. Die Techniker der Tripley Foundation hätten sich um die Motoren kümmern müssen, bevor die Hunter von Sky Harbour aufbrach. Falls du mich fragen möchtest, ob eine Panne in einem so frühen Stadium einer Reise wahrscheinlich ist, die tief in den unbekannten Raum führt, dann lautet meine Antwort nein. Trotzdem ist es passiert. Um ehrlich zu sein, Sprungmotoren müssen eine ganze Menge aushalten. Schon das kleinste Versehen reicht, um ein ernstes Problem hervorzurufen.«
    »Was geschieht, wenn die Maschinen versagen, solange das Schiff im Hyperraum ist?«
    »Dann heißt es bye-bye, Baby«, sagte er. »Es sei denn, sie können den Schaden beheben.«
    »Was ist mit der Kommunikation?«
    »Es gibt keine. Das Schiff muss zuerst in den Normalraum zurückkehren, bevor sie mit irgendjemandem reden können.«
    »Das sieht nicht gerade nach Weitblick aus.«
    Er zuckte die Schultern. »So sind nun einmal die Realitäten der zugrunde liegenden Physik, meine Liebe.«
    »Ist so etwas denn schon einmal geschehen?«
    »Ich weiß es nicht. Von Zeit zu Zeit verlieren wir eben ein Schiff.« Er wartete auf eine Reaktion, doch sie ließ sich nichts anmerken. »Warum fragst du? Was hast du herausgefunden?«
    »Absolut nichts«, antwortete sie.
    Sie legte die geplante Route auf ihren Schirm und zog eine Linie zwischen St. Johns und dem Zielstern. Irgendwo auf dieser Linie hatten die Motoren versagt, und die Hunter war aus dem Hyperraum geraten. Sie hatten vorläufige Reparaturen durchgeführt und waren nach Greenway zurückgekehrt. Also waren sie nicht einmal in die Nähe des Goldenen Kelches gekommen. Im Gegenteil, sie konnten nicht länger als eine Woche von St. Johns aufgebrochen sein, als das Problem aufgetaucht war, da die Rückreise nach Sky Harbour selbst vom nächsten Punkt entlang der Linie wenigstens vierzig Tage in Anspruch nahm.
    Eine Woche.
    Das war immer noch eine gewaltige Distanz. In einer Woche konnte ein Raumschiff zweihundertsiebzig Lichtjahre zurücklegen.
    Sie markierte die Linie an der Stelle. Irgendwo zwischen der Markierung und dem Außenposten war die Hunter aus dem Hyperraum gefallen.
    »Und?«, fragte Solly, der offensichtlich ihre Gedanken gelesen hatte. »Ich meine, wir haben schließlich gewusst, dass die Maschinen ausgefallen sind. Was für einen Unterschied macht es, wo genau das gewesen ist?«
    »Lass uns noch einmal von vorn anfangen«, entgegnete sie.
    »Und wo ist vom?«
    »›Wir sind auf Gold gestoßen.‹ Sheyel ist überzeugt, dass es zu einem Kontakt gekommen ist. Angenommen, er hat Recht. Angenommen, die Hunter hat dort draußen etwas gesehen. Damit lautet die Frage: Wo waren sie, als es geschehen ist?«
    »Sag du es mir. Wo waren sie?«
    »In der Nähe eines Sterns.«
    »Woher wissen wir das?«, fragte Solly.
    »Es gibt keine andere Möglichkeit. Wenn sie einen Kontakt mit einer Wesenheit am Boden oder im Orbit hatten, dann haben wir es ipso facto mit einem Sonnensystem zu tun. Falls sie mit einem Schiff Kontakt hatten, dann müssen wir uns fragen, ob dieses Schiff in einem Sonnensystem oder irgendwo draußen im Nichts unterwegs war. Und falls es im Nichts unterwegs war – was hat es dort draußen gemacht?«
    »Seine Maschinen repariert?«, schlug Solly vor. Allmählich begriff er, worauf sie hinauswollte.
    »Richtig. Wie groß ist die Chance, dass zwei Schiffe Maschinenschaden erleiden und am gleichen Ort mitten im Nichts aus dem Hyperraum fallen? Nein, was auch immer es war – es muss sich in der Nähe eines Sonnensystems abgespielt haben.«
    Sie betrachtete den Kurs der Hunter. »Ich zähle sieben Sonnensysteme in vertretbarer Entfernung zu ihrem Kursvektor. Falls sie etwas gefunden haben, dann in der Nachbarschaft von einem dieser sieben Sterne.«
    Solly schüttelte den Kopf. »Also schön«, sagte er. »Angenommen, du hast Recht. Angenommen, es gab tatsächlich eine Begegnung. Das alles liegt siebenundzwanzig Jahre zurück. Glaubst du tatsächlich, dass die Außerirdischen immer noch irgendwo dort draußen herumhängen?«
    »Wer sagt denn, dass es ein anderes Schiff gewesen ist?«,