Spuren im Nichts
Augenblick nicht. Und wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten.«
Er schwieg.
»Ich benötige mehr Informationen.«
»Selbstverständlich. Wenn ich Ihnen behilflich sein kann.«
»Hatte Yoshi künstliche Implantate oder Prothesen? Irgendetwas, das ein Sensor entdecken könnte?«
Er schloss die Augen. »Ich glaube nicht.«
»Irgendeine physische Aufrüstung vielleicht? Irgendetwas, das ersetzt wurde?«
»Nein«, antwortete er. »Nichts, von dem ich wüsste. Sie hatte einmal einen Sportunfall, beim Wraparound, und bekam ein paar Zähne überkront.«
»Ich glaube nicht, dass uns das weiterhilft. Also gut, Sheyel, ich werde sehen, ob mir noch ein anderer Weg einfällt. Wenn Ihnen doch noch etwas einfällt, rufen Sie mich an.«
Er nickte. »Danke, Kim. Ich weiß wirklich zu schätzen, was Sie tun.«
Sie unterbrach die Verbindung, schenkte sich einen Drink ein, blickte auf eine Nummer, die sie auf einen Fetzen Papier notiert hatte, und wählte erneut.
»Hallo?« Mike Plymouths Stimme. Sie ließ die visuelle Verbindung ausgeschaltet.
»Hi, Mike.« Sie ließ ihre Stimme so sanft klingen, wie es ihr nur möglich war.
»Hallo, Kay. Ich dachte mir schon, dass ich von dir hören würde.«
»Ja. Es … es tut mir Leid, Mike. Ich kann heute Abend nicht.«
»Oh. Na ja … ist alles in Ordnung mit dir?«
»Ja. Alles in Ordnung.«
»Dann vielleicht ein anderes Mal?«
Sie hatte Solly aus dem Zimmer geschoben, doch jetzt wünschte sie sich, er wäre da. »Ich glaube nicht. Es hat wirklich keinen Sinn.«
»Oh.« Er suchte nach Worten. Etwas, um die Situation zu retten. Oder seinen Stolz.
»Es tut mir Leid.« Sie dachte darüber nach, eine Geschichte zu erfinden. Irgendetwas, um seine Gefühle zu schonen. Ich habe bereits einen Freund. Ich habe gestern gelogen. Doch sie sagte nichts. »Ich bin im Augenblick einfach zu sehr beschäftigt.«
»Ich verstehe.« Es wurde erneut still. »Lebwohl, Kay.«
Dann war die Verbindung unterbrochen, und sie starrte auf den Apparat. »Lebwohl, Mike«, murmelte sie.
Sie ließen sich Käse und Wein aufs Zimmer kommen und machten es sich bequem, um die Logs der Hunter zu studieren. Kim schob die Disk in den Leser, schaltete den Schirm ein, probierte den Käse und drehte sich zu Solly um. »Bist du soweit?«, fragte sie.
Er nickte, und sie startete das Programm.
Titel erschienen, identifizierten das Schiff, nannten Zeit und Ort, listeten die kommerzielle Fracht auf (›Keine‹) und nannten den Zweck der Fahrt. Das Datum nach Seabright-Zeit war der zwölfte Februar. Der Tag der Abreise von St. Johns.
Die frühen Aufnahmen zeigten die Außenstation, Techniker und Wartungspersonal, das an der Hunter arbeitete. Solly schilderte ihr, was sie machten: diese überprüften die Lebenserhaltungssysteme, jene ergänzten die mitgeführten Wasservorräte.
»Wir haben es mit zwei verschiedenen Aufzeichnungen zu tun«, führte er aus. »Die eine beinhaltet den automatischen Datenstrom von den Schiffssystemen, der Lebenserhaltung, Navigation, Energieversorgung und so weiter. Die andere ist ein Video der Brücke. Die Kameras laufen nur, wenn sie eine Bewegung feststellen. Wenn der Raum leer ist oder wenn der Pilot schläft …« Er streckte die Hände aus, Handflächen nach oben.
»Wie viel Arbeit gibt es eigentlich für einen Piloten, Solly?«
»Es ist ein harter Beruf, Kim. Man benötigt hohe Intelligenz, umfassendes Wissen, großartige Reflexe …«
Sie schloss die Augen. »Solly …«
»Berufsgeheimnis.«
»Rede schon. Du kannst mir vertrauen.«
»Man könnte einen Piloten jederzeit in den Raum schießen, ohne dass etwas passiert.«
»Wirklich?«
»Sicher. Der Pilot hat nur drei Dinge zu tun. Er spricht mit der Bodenstation, sagt der KI, wohin sie fliegen soll und übernimmt das Kommando, wenn die KI abstürzt. Was niemals geschieht.«
»Das ist alles?«
»Das ist alles. Und die KI kann auch mit der Bodenstation reden.«
Er spulte vor, bis die Arbeit der Techniker beendet war. Sie wirbelten im Zeitraffer über den Schiffsrumpf, dann verschwanden sie, und das Bild wurde schwarz. Die Uhr sprang zwei Stunden vor. Die nächste Sequenz zeigte, wie Markis Kane die Brücke betrat.
Es war mehr als vierzig Jahre nach dem Krieg, doch natürlich gab es keinen physikalischen Unterschied zwischen dem Mann, der nun auf dem Pilotensitz der Hunter saß, und jenem Mann, dessen überlebensgroßes Bild im Mighty Third Memorial Museum aushing. Der spätere Markis Kane war vielleicht nicht mehr
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