Spuren im Nichts
durch. »Ja. Ich würde sagen, du hast Recht. Aber ein fehlender Abdruck auf einem Sitz ist nicht gerade überzeugend. Vielleicht war das Licht ungünstig.«
»Ist es sehr schwierig, die Logbücher eines Raumschiffs zu fälschen?«
»Leicht ist es jedenfalls nicht. Man muss sämtliche visuellen Aufzeichnungen korrigieren. Und man muss sicherstellen, dass die Datenströme dem entsprechen, was man vortäuschen will. Wenn die Hunter einen Sprung macht, müssen die Instrumente es beweisen.«
»Könntest du so etwas tun?«
»Ein Log fälschen?« Seine Zähne blitzten im Licht der Deckenlampe. »Ja. Ja, ich denke, ich könnte es schaffen. Mit ein wenig Zeit und der Hilfe meiner Kollegen«, fügte er hinzu.
»Warum um alles in der Welt sollten sie eine virtuelle Emily benutzen?«
»Vielleicht weil die echte Emily nicht kooperieren wollte?«
»… oder nicht mehr kooperieren konnte.« Sie starrten sich an.
»Könnte sein«, sagte Solly. »Nein, kein gefälschtes Log übersteht eine genaue Untersuchung. Wenn du also Recht hast, müssten wir imstande sein, überzeugende Beweise zu bringen. Sämtliche Videoaufzeichnungen müssen konsistent sein. Die Beleuchtung ist immer mehr oder weniger die gleiche, sie ändert sich nur durch die Schatten der Menschen, die sich darin bewegen. Auch das müsste man ausgleichen. Es sind zu viele Details, und es gibt absolut keine Möglichkeit, alles fehlerlos richtig zu machen.«
Sie wandte sich vom Schirm ab und blickte durch das Fenster hinunter auf die Stadt. »Kane?«
»O ja. Niemand anderes hätte das gekonnt. Er musste gründlich mit dem Schiff vertraut sein.«
»Was uns zur nächsten Frage bringt: Was ist mit Emily geschehen?«
»Langsam, Kim, eines nach dem anderen. Zuerst sollte das Labor die Aufnahmen analysieren, um sicherzugehen, dass deine Theorie richtig ist.«
Sie nickte, setzte sich zum Interkomm und aktivierte das Verzeichnis. Sie suchte nach dem Büro der Einreisebehörde in Sky Harbour. Sie fand die Nummer und rief an.
Ein uniformierter Beamter erschien auf dem Schirm. »Einreisebehörde.«
»Hallo«, sagte Kim, »mein Name ist Kim Brandywine. Dürfte ich Ihnen eine hypothetische Frage stellen?«
»Selbstverständlich, Ma’am.«
»Es geht um ankommende Passagiere«, sagte sie. »Wenn eine Person angeblich auf einem Schiff ist, aber in Wirklichkeit nicht, würden Sie das wissen, oder?«
»Selbstverständlich, Ma’am. Die Passagiere müssen an unseren Kontrollen vorbei.«
»Wie steht es mit Besatzungsmitgliedern?«
»Auch sie müssen an uns vorbei.«
»Dann haben Sie also ein Manifest und überprüfen jeden anhand dieses Manifests. Und wenn jemand nicht von Bord geht …«
»Oh, es tut mir Leid, da habe ich Sie wohl missverstanden. Es ist uns im Grunde genommen gleichgültig, wenn jemand nicht aussteigt. Wir kümmern uns nur um diejenigen Personen, die tatsächlich nach Greenway einzureisen wünschen.«
Sie versuchte es anders. »Gibt es bei der Einreisebehörde Aufzeichnungen über Personen, die aus ankommenden Schiffen aussteigen?«
»Ja«, sagte er.
»Befragen Sie jeden Passagier?«
»Nicht persönlich, nein. Zoll- und Einreiseformalitäten werden üblicherweise elektronisch abgewickelt.«
»Stünde ich auf einem Schiffsmanifest und würde Ihnen meine Erklärung zukommen lassen, aber dann doch nicht von Bord gehen, würden Sie das merken?«
»Nein, Ma’am. Das würden wir nicht.«
Kim bedankte sich und unterbrach die Verbindung. »Allmählich verstehe ich, wieso Emily nie in ihrem Hotel angekommen ist.« Sie schenkte sich einen Drink aus und starrte auf das Glas. »Sie ist nie von Bord der Hunter gegangen, was sagst du?«
»Das wissen wir nicht mit Bestimmtheit.«
»Solly, wie sind die Strafen für das Fälschen von Logbüchern?«
»Es kann kriminell sein, aber das kommt ganz auf die Umstände an. Die geringste Strafe wäre noch der Entzug der Zulassung. Logbücher sind etwas Heiliges.«
»Also würdest du sie nicht ohne einen sehr triftigen Grund fälschen.«
»Du hast es erfasst.«
»Dann möchte ich dir eine andere Frage stellen. Wenn du einen Satz gefälschter Logs angefertigt hättest – was würdest du mit den Originalen tun?«
Solly legte die Stirn in Falten, während er über ihre Frage nachdachte. »Kommt ganz darauf an«, sagte er schließlich. »Hätte ich jemanden ermordet und aus der Luftschleuse gestoßen, würde ich die Originale sicherlich vernichten. Aber wenn jemand anderes etwas getan hätte und meine einzige
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