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Spuren in der Wüste

Spuren in der Wüste

Titel: Spuren in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Cordes
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Maria Holt.
    »Was haste denn dann?«
    »Es gefällt mir nicht«, sagte sie. »Da hat er das nette Mädchen in
    Hamburg, die Inge. Und da angelt er sich so was – so was Un-
    durchsichtiges wie das Fräulein Blessing.«
    »Also, wenn du mich fragst, schön isse«, sagte Erwin. »Und wie
    die den Werner anguckt…«, er lächelte, ein bißchen traurig; so
    schnel ging alles vorbei, aber als sie jung waren, da hatte Mutt ihn auch so angeguckt.
    »Nee«, sagte Mutt, »nee. Da stimmt was nicht. Mit dem Fräulein
    Blessing stimmt was nicht.«
    Erwin trat zum Küchenfenster, öffnete es. Er spähte durch das
    dichte Laub der Hecken zum See hinunter. »Mir war's, als hätte ich
    sie eben lachen gehört?«
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    »Na klar, so wie der Werner aussieht, da schmeißt sich doch jedes
    Mädchen mit ein bißchen Grips im Kopf ran. Aber mir wäre es lie-
    ber, er wäre bei der Inge geblieben.«
    »Du kennst Inge doch überhaupt nicht. Viel eicht war das nur so
    was Flüchtiges.«
    »Flüchtig!« schnaubte Maria. »Seit zwei Jahren leben die beiden
    zusammen, und natürlich kenn' ich die Inge, hab' ein Bild von ihr
    gesehen; ein liebes Mädchen ist das.«
    »Du hast in Werners Sachen geschnüffelt?«
    »Nee, auf dem Nachttisch hatte er es aufgestellt. Und das war, als
    er das letztemal bei uns war. Vor zwei Monaten. Und da hat er auch
    gesagt, das nächstemal bringe ich die Inge mit, Mutt. Und koch
    nicht ganz so gut wie sonst, damit sie keine Minderwertigkeitskom-
    plexe kriegt. Aber hat er sie mitgebracht?«
    »Nun laß doch«, sagte Erwin. »Der Junge weiß schon, was er tut.«
    »Na klar«, sagte Mutt unversöhnlich, »ihr Männer wißt ja immer
    ganz genau, was ihr tut.«
    Sie tol ten im Wasser herum und waren ausgelassen wie Kinder. Sie
    fuhren Kahn, und Irene in einem weißen Baumwollkleid war so
    schön, daß es Werner die Kehle zuschnürte. Dann schwammen sie
    um die Wette; Irene in einem einfachen schwarzen Badeanzug, aber
    er dachte, daß er niemals vorher eine so aufregende Frau gesehen
    habe.
    Sie kühlten den Weißwein im See und aßen Mutts Brote, mit
    hartgekochten Eiern und Salat und zartem Hühnerfleisch belegt.
    Und als es Abend wurde, liebten sie sich im Schatten einer Weiß-
    dornhecke, und es war ihnen, als gehöre der See und der Wald, der
    Himmel und die Sterne, die ganze Welt nur ihnen allein.
    »Morgen um zehn«, versprach Irene, als er sie endlich in die Stadt
    zurückbrachte; es ging schon auf Mitternacht, und sie blieb vor
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    dem Eingang des Kempinski stehen, bis er abgefahren war.
    Werner stahl sich in das dunkle Haus seiner Eltern und lag lange
    wach, die Hände im Nacken verschränkt, in seinem Jungensbett
    und dachte, daß er endlich wieder rundum glücklich war.
    Er dachte nicht an Inge und wie er es ihr würde erklären müssen.
    Doch, er dachte an sie und meinte, sie wird es schon verstehen.
    Sie weiß ja, daß wir beide nie an was Festes gedacht haben.
    Jetzt wollte er endlich auch ein eigenes Haus haben, und Kinder
    mit Irene, und vielleicht würden sie nicht alle zwei Monate, aber
    bestimmt alle drei Monate die Eltern in Berlin besuchen, und dann
    würden endlich Enkel auf dem Schaukelpferd reiten und auf den
    Wippen schaukeln, die sein Vater im Garten aufgestellt hatte.
    Beim Frühstück platzte Werner damit heraus: »Ich heirate Irene.«
    »Na fabelhaft!« rief sein Vater. »Endlich!«
    Aber seine Mutter schaute ihn an und sagte nichts.
    »Na, Mutt? Bist du etwa dagegen? Kannst du dir denn eine schö-
    nere Schwiegertochter vorstellen?«
    »Auf Schönheit allein kommt es nicht an, Werner.«
    »Mutt, verdirb mir doch nicht die Stimmung.«
    »Es tut mir leid.« Und damit verließ sie die Küche.
    »Was hat sie denn?« fragte Werner verblüfft.
    »Jetzt, wo's ernst wird, kriegt sie Ohrensausen«, sagte sein Vater.
    »Kennst sie doch, weißt doch, wie sie an dir hängt.«
    »Sicher. Aber wir werden euch regelmäßig besuchen.«
    »Na klar doch«, sagte Erwin.
    »Mensch, ich muß machen, daß ich wegkomme. Irene wartet auf
    mich.«
    Werner fuhr auf den Ku'damm und war eine halbe Stunde zu
    früh in der Halle des Kempinski.
    Er kaufte sich Zeitungen und trank einen Kaffee, dann noch ei-
    nen, und sein Herz schlug ihm bis in den Mund. Die Zeit rückte
    so langsam vor. Doch endlich war es zehn Uhr, und er stand nahe
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    dem Aufzug und wartete, daß sich jeden Moment eine der Türen
    öffnen und Irene herauslassen würde.
    Aber da kamen nur Amerikaner und Japaner und ein Filmstar aus
    Italien, von

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