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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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wissen.
    „Sie hatte vor, am nächsten Tag mit zwei anderen Europäern Richtung Broome loszufahren. Ich glaube, sie wollten durch die Kimberleys bis nach Perth.“
    Ein gutes Alibi, Fraser! „Und wie ist ihr voller Name?“
    „ Moa ... Moa Salander.“
    Immerhin, dachte Shane. Doch gleichzeitig fragte er sich, welchen Aufwand sie betreiben mussten, drei Backpacker ausfindig zu machen, die auf einer Strecke von zweitausend Kilometern unterwegs waren und wahrscheinlich nicht in einem Hotel mit offiziellen Anmeldungsscheinen übernachteten, sondern irgendwo campten. Niemand wusste, ob sie tatsächlich nach Perth unterwegs waren. Sie könnten auch kurzfristig ihre Pläne geändert haben. Trotzdem würden sie den Versuch unternehmen müssen.
    Shane blinzelte in die Sonne, die jetzt grell durch die Fenster herein schien.
    „Und Sie haben während ihres einwöchigen Landaufenthaltes keinen Kontakt zu Valerie Tate aufgenommen?“
    Fraser schaute an Shane vorbei „Nein.“
    „Auch nicht am Montag?“
    „Ich sagte doch nein!“
    „Sie sind nicht zum Haus gefahren und haben auf sie gewartet?“
    Shane ließ nicht locker. „Wollten Sie nicht wissen, ob der Porschefahrer noch aktuell ist?“
    Er zögerte. „Ich bin nur mal vorbeigefahren. An einem oder an zwei Abenden , die vergangene Woche.“
    „Und?“
    „Ja, einmal stand der Wagen da.“
    Shane musterte den Mann, der da vor ihm saß. Er war nicht mehr der offene, freundliche Manager von heute Morgen.
    „Jetzt würde ich gern noch Ihre Kabine sehen.“
    Fraser wirkte niedergeschlagen und kraftlos.
    „Wenn Sie wollen…“
    Shane folgte ihm durch den Raum hin zu einer Tür, hinter der eine steile Treppe einen Stock höher führte.
    „Hier schlafen die Leute von den Arbeitsbooten.“ Shane sah in einen dunklen schmalen Flur, von dem rechts und links Türen abgingen. „Je ein Etagenbett pro Kabine, bei 20 Leuten.“
    Sie stiegen eine weitere steile Treppe hinauf und standen im Kontroll- und Steuerraum des Schiffs. Braly, der sich über eine Karte beugte, sah auf, als die beiden hereinkamen.
    „Na, gefällt’s Ihnen hier, Detective?“
    Das Meer leuchtete durch die großen Scheiben.
    „Schönes Büro, ja. Wird es Ihnen nicht langweilig, immer an der einen Stelle?“
    Braly lachte. „Von wegen! In der Erntezeit, ab Juli, kommt eines der großen Mutterschiffe hierher. Die reifen Perlen werden an Bord gebracht. Dort werden sie von Spezialisten aus den Muscheln rausgenommen und durch neue, kleine Kerne aus Porzellan, ersetzt. Dann legen wir die Austern wieder zurück ins Meer. Zwei Jahre später holen wir sie wieder raus und ernten die Perlen. Und in der Zwischenzeit werden sie regelmäßig abgeschrubbt und gereinigt. Und in der Zyklonzeit gibt’s ´ auch ne ganze Menge zu tun. Die Bucht hier liegt zwar ziemlich geschützt, aber letztes Jahr mussten wir alle Leute aufs Festland fliegen und hier alles verankern und sichern. Nur ich und Frasers Vorgänger sind hiergeblieben. Aber wir hatten Glück. Der Zauber war einen Tag später vorbei, ohne größeren Schaden angerichtet zu haben. Immerhin haben wir hier in der Bucht 400 000 Austern und in jeder wächst eine Perle. Wenn sich die Bojen losgerissen hätten …“
    „Haben Sie schon mal einen Zyklon erlebt, Detective?“, unterbrach ihn Fraser und sein Blick wanderte zum Fenster. „Es ist etwas Großartiges, wenn man diese Energie spürt. Ein Mensch ist nichts gegen die Natur …“
    „ Fraser“, unterbrach ihn Braly, „ich kriege gerade durch, dass der Flieger schon im Anflug ist. Der kommt heute früher.“
    Shane wandte sich an Fraser, der irgendwie abwesend wirkte.
    „Jetzt zeigen Sie mir bitte noch Ihre Kajüte, Fraser.“
    Fraser zögerte, deutete doch dann in den Flur hinter dem Kontrollraum.
    „Das ist meine. Gegenüber sind die Kajüten des Kapitäns und Ingenieurs.“
    Er öffnete die Tür und Shane blickte in einen kleinen, sorgfältig aufgeräumten Raum mit einem großen Fenster. Ein paar Bücher stapelten sich vor dem Einzelbett, auf einem Schreibtisch stand ein Notebook, daneben an der Wand hing eine historisch anmutende Sternenkarte.
    „Was ist das?“, fragte Shane.
    „Ich beschäftige mich mit der Geschichte der Navigation. Wussten Sie, dass vor achthundert Jahren Polynesier Tausende von Kilometer übers offene Meer bis nach Hawaii gesegelt und gerudert sind?“
    Shane hatte einen Roman darüber gelesen, irgendwann einmal, vor vielen Jahren. „Und auf ihren primitiven Schiffen haben sie

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