Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
geschüttelt habe, habe ich sie doch nicht … doch nicht … aufgeschlitzt!“ Er starrte Shane an. Als hätten ihn seine eigenen Worte schockiert.
    „Sie haben Valerie ins Gesicht geschlagen. Sie hatte ein Hämatom am linken Auge, hat ihre Arbeitgeberin ausgesagt. Alexandra Winger.“ Costarelli hatte ihm davon erzählt.
    „ Es war nur ein einziges Mal“, protestierte er.
    „ Und beim nächsten Mal haben Sie sie härter angefasst.“
    „Nein!“, fuhr er auf, „nein! Es war nur einziges Mal. Sie hatte mich wie das letzte Stück Dreck behandelt, und ich hab einfach die Kontrolle verloren!“ Er sah sich erschrocken um, als hätte jemand unbemerkt den Raum betreten und mitgehört.
    Shane konnte sich Valerie Tates provozierende arrogante Art sehr gut vorstellen. Es wunderte ihn nicht, dass Fraser die Beherrschung verloren hatte.
    „Valerie Tate drohte damit, Sie anzuzeigen, Fraser. Erinnern Sie sich?“
    „Aber das hat sie dann doch nicht getan!“
    „Und, haben Sie sich wenigstens bei ihr entschuldigt?“
    „Das wollte ich! Aber sie hat mich überhaupt nicht mehr angehört! Wenn ich angerufen haben, hat sie gleich aufgelegt, und als ich vor ihrer Wohnung war, da hat sie mir durch die Sprechanlage gesagt, dass sie die Polizei holt, wenn ich nicht augenblicklich verschwinde.“
    Shane dachte wieder an Tates strahlend weiße Wohnung – nein, er konnte sich nicht vorstellen, dass Valerie Tate jemals etwas Warmes, Nachsichtiges und Versöhnliches ausgestrahlt haben könnte.
    Fraser starrte auf den Tisch. „Ich hab’ versucht, sie zu vergessen.“
    „ Und - haben Sie sie vergessen?“
    Fraser hob den Kopf. Sein Blick hatte sich verdüstert.
    „Nein.“ Sein Atem ging schnell. „Ich habe sie aus der Ferne beobachtet. Ich konnte einfach nicht anders. Eines Tages hab’ ich mitgekriegt, dass sie einen neuen Freund hatte. Sie haben sich heimlich getroffen. Er hat seinen Porsche ein Stück weiter weg geparkt und ist zu Fuß gegangen. Ich hab die beiden aber zusammen einsteigen sehen. 699 KPO – sein Kennzeichen. Das vergesse ich nie!Nie!“
    „Sie müssen doch verdammt wütend gewesen sein, Fraser, oder?“
    Fraser nickte langsam. Sein Gesicht war jetzt gerötet und hatte einen öligen Glanz.
    „ Ich war wütend. Doch dann hab’ ich von einem Freund gehört, dass Sie hier auf dem Schiff einen Manager suchen. Ich hab’ während meiner Studienzeit schon öfter für Verginadis gearbeitet. Ich hab’ mal ein paar Semester Medizin studiert.“
    Ja, das wissen wir, und das macht dich noch ein bisschen verdächtiger, Junge, dachte Shane.
    „Jetzt bin ich seit vier Monaten hier.“
    Shane ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Ein paar Plakate mit Bildern von leicht bekleideten weiblichen Models, die Perlenschmuck trugen, hingen an den Wänden.
    „Wie hält man es hier aus, zwei Wochen nur auf dem Schiff?“
    Fraser runzelte die Stirn, suchte nach dem Hintergedanken in der Frage. „Man gewöhnt sich dran. Ich fahr’ hin und wieder zum Fischen raus oder rüber ans Ufer. Wir haben einen ganz guten Kontakt zu den Aborigines dort. Manchmal nehmen sie mich zu Wanderungen mit, zeigen mir Felszeichnungen in Höhlen, wo sonst kein Weißer hinkommt.“
    Merk dir das, dachte Shane, das könnte noch mal wichtig werden.
    „Sie hatten die letzte Woche frei?“
    Frasers Haltung versteifte sich, und sein Ja kam vorsichtig.
    „Was haben Sie am 1 1. Juni abends gemacht, Fraser?“, fragte Shane fast beiläufig.
    „Das war die Nacht, in der sie ermordet wurde ...?“,
    Shane nickte.
    „Wieso? Glauben Sie, ich hätte sie umgebracht?“
    „Eine Routine frage, mehr nicht.“
    Fraser erklärte, dass er mit einem befreundeten Kollegen, der ebenfalls auf einer der Perlenfarmen arbeitete, ein billiges Apartment gemietet hatte und dort wohnte, wenn er nicht auf dem Schiff war. Shane wusste das, aber er ließ ihn reden.
    „Ich hatte die letzten Tage ausgeschlafen, war in der Stadt, habe CDs gekauft und mich mit Freunden getroffen. Am Montagabend habe ich mich mit einer Frau getroffen.“
    Die Frau , erklärte er weiter, hieß Moa, war ein Backpacker aus Schweden, und wohnte im Motel gegenüber des Roma Cafés in der McLaughlan Street. Er kannte sie vom Schiff her, wo sie zwei Wochen als Küchenhilfe gejobbt hatte. Mit ihr war er bis zum frühen Morgen zusammen gewesen. Tagsüber habe er dann geschlafen, und am Abend sei er wieder in die Vansittart-Bucht geflogen.
    „Und wo finde ich diese Moa? Moa wie?“, wollte Shane

Weitere Kostenlose Bücher