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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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einige Backpacker hier. Die können dann ihren Leuten daheim erzählen, dass sie Perlen haben wachsen sehen!“
    Shane ließ seinen Blick über die friedliche Bucht wandern. Wie still es war. Welche Ruhe hier herrschte.
    „Lassen Sie uns rein gehen“, sagte Fraser.
    Der Aufenthaltsraum war in einen Küchen- und einen Speisesaalbereich aufgeteilt. Festmontierte Tische und Stühle möbliert en den größten Teil des hellen, freundlichen Raums. Große Fenster gaben den Blick nach draußen auf die Bucht frei. Jedes Fenster eine vergrößerte Postkarte, dachte Shane.
    „ Haben Sie Hunger?“, Fraser deutete auf die appetitlich aussehenden Platten mit Sandwichs und Obstscheiben, die auf der Küchentheke bereit standen. „Das ist für die Leute hier an Bord, die anderen haben alle ihre Lunchpakete dabei.“
    „Danke, später vielleicht“, sagte Shane.
    Auch Fraser nahm sich nichts und setzte sich gleich an den ersten Tisch mit dem Blick zur Tür. Er nahm die Kappe und die Sonnenbrille ab und legte sie vor sich auf den Tisch. Seine Augen waren blau. Nicht eisblau, wie die von Alex Winger, sondern dunkelblau, wie das Meer in der Bucht.
    „Wann haben Sie Valerie Tate zum letzten Mal gesehen, Fraser? Immerhin waren Sie zur Tatzeit offenbar in Darwin und nicht hier, auf dem Schiff.“
    Fras er hatte die Hände auf dem Tisch übereinander gelegt und schwieg einen Moment.
    „Darf ich Sie erst etwas anderes fragen?“ , sagte er dann und sah auf. Er wirkte angespannt. „Haben Sie sie gesehen, ich meine … am Tatort?“
    Shane schüttelte den Kopf. „Nein. Ich bin erst später dazu gerufen worden. Ich habe die Fotos gesehen.“
    Er schien ein wenig beruhigt. „Wenn sie bei einem Unfall gestorben wäre, gut, das wäre schlimm genug, aber …“ , er schluckte, „aber so.“ Seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Er merkte es und entspannte sie langsam wieder. Frasers Entsetzen wirkte echt. Aber, das wusste Shane nach langen Jahren in der Homicide Squad, grundsätzlich musste er erst mal annehmen, dass jeder log.
    „Haben Sie ein Foto?“, fragte Fraser.
    „Von ihrer Leiche?“ Er war sich nicht sicher, ob er Fraser richtig verstanden hatte.
    Fraser nickte. „Ich kann nachts nicht schlafen, meine Phantasien verfolgen mich. Überall wird nur von einer brutalen Mord berichtet – und von der grausamen Verstümmelung – ich muss es sehen, verstehen Sie, Detective, ich muss es sehen, damit meine Phantasie aufhört, mich zu quälen!“
    „ Sind Sie sich wirklich sicher?“
    „Ja.“
    Gut, dachte Shane, wenn du das willst. Mal sehen, wie du reagierst. Er zog eines der Fotos aus seinem dünnen Jackett, das er bereits im Flugzeug abgelegt hatte. Es zeigte Valerie in einer Aufnahme von oben. Alles war zu sehen: Das Gesicht mit den gebrochenen Augen, der nackte, aufgeschnittene Torso...
    Er legte es vor Fraser auf den Tisch und behielt ihn im Blick. Fraser starrte es an. Shane steckte das Foto wieder ein. Als Fraser aufsah, war er blass geworden.
    „Wann haben Sie Valerie Tate zum letzten Mal gesehen?“, wiederholte Shane seine Frage.
    Frasers Hände zitterten. Er merkte es und verbarg sie unter dem Tisch.

3
    „Sie wissen, dass sie sich von mir getrennt hat?“ Frasers Stimme war noch leiser geworden.
    „Wann war das?“
    „Am elften August letzten Jahres“, kam es ohne Zögern.
    Shane nahm an, er könnte ihm jetzt auch die Anzahl der Tage nennen, die seitdem vergangen waren.
    „Haben Sie sich seitdem noch mal gesehen, getroffen?“
    Fraser zögerte.
    „Kommen Sie Fraser, sie hat sie abserviert, und Sie haben sich gar nicht mehr gemeldet? Haben Sie nicht versucht, sie zurückzukriegen?“
    Fraser atmete hörbar aus.
    „ Doch. Ich habe sie angerufen und habe auch vor der Kanzlei mal gewartet, aber sie hat mich einfach abblitzen lassen“, sagte er bitter.
    Shane konnte sich Valerie Tates Arroganz sehr gut vorstellen.
    „Und Sie haben sich das so einfach gefallen lassen? Sind brav wieder nach Hause gegangen und am nächsten Tag wiedergekommen und haben sich die nächste Abfuhr abgeholt?“
    Fraser presste die Lippen zusammen und wich Shanes Blick aus.
    „He, Fraser, meinen Sie, das kaufe ich Ihnen ab? Kommen Sie. Valeries Eltern haben uns erzählt, dass Sie sie sogar geschlagen hätten.“
    Fraser lachte, als hätte Shane etwas Witziges gesagt.
    „Ich hab’ sie mal ein bisschen h art angefasst. Ein einziges Mal.“
    „Und was haben Sie gemacht?“
    „Nur weil ich sie mal an den Armen gepackt und

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