Spurlos
Fernseher!“
„Aber Schätzchen, so war das doch nicht gemeint! Wir haben dich lediglich darum gebeten, auf unsere Kosten …“
Sie hörte nicht m ehr zu, und als ihre Mutter Luft holte, sagte sie rasch, „ich muss Schluss machen! Behaltet ihn einfach!“, und legte auf. Woran hatte sie gedacht als ihre Mutter anrief? Todd Hoffman. Sie zögerte, doch dann griff sie zum Telefon und wählte seine Nummer. Es klingelte fünfmal und schon erwartete sie, dass sich die Mobilbox anschaltete, als er sich meldete.
„Hi, hie r Tamara, die Journalistin. Ich hoffe, ich störe nicht?“
Ein kurzes Zögern.
„Ich habe gerade eine geschäftliche …“
„ Ich wollte Sie nur noch etwas fragen.“
„Wenn es wieder um diese Geschichte geht , dann …“ Sie hörte, wie er Luft holte. „Hören Sie, es war eine schreckliche Zeit. Die Polizei hat mich befragt, die Leute haben mich angestarrt, als ob ich es getan hätte ...“ Er räusperte sich. „Ich will nicht mehr daran erinnert werden, verstehen Sie?“
Sie sah ihn vor sich, in seinem Hemd mit Schulterklappe, dem kurz geschorenen bronzefarbenen Haar, einen verschlossenen, einsamen und – verletzten Mann. Dennoch, sie wollte mehr über Patty und diesen Abend erfahren und warum McNulty ausgerechnet Warwick zum Tatort ausgewählt hatte, wo man die Steine von der Straße aus doch gar nicht sehen konnte. Rücksicht auf Todd Hoffmans Gefühle konnte und wollte sie nicht nehmen. Und dann war da noch etwas anderes …
„Wo sind Sie gerade, Todd?“
„Warum?“
„Nun, ich dachte, wir könnten uns noch einmal treffen.“ vermischen. Er antwortete nicht gleich.
„ Ich rufe Sie an“, sagte er schließlich.
Irgendetwas an ihm zog sie an. Vielleicht war es gerade seine Zurückhaltung.
Patty hatte Champagner kaufen wollen, dachte sie,. Am Boxing Day hatten fast alle Läden geschlossen. Nur einige Pubs nicht. Aber wieso war sie ausgerechnet in das Pub gegangen, in dem ihr Exliebhaber mit seinen Freunden feierte? Und, wer war eigentlich ihr Exliebhaber?
8
„Sieh’ dir all die netten Spielzeuge an! Die reinsten Sparbüchsen – ohne Boden.“ Costarelli steuerte langsam an den blank gewienerten Oldtimern vorbei, die vor der alten Qantas-Halle in Reih und Glied Spalier standen. Die schräg fallenden Strahlen der Nachmittagssonne modellierten das gewellte Blech, aus der die riesige Halle erbaut war und ließen sie gegen den azurblauen Himmel wie ein monumentales Kunstwerk erscheinen.
Shane hätte Costarelli zugetraut, dass er den modernen, schmucklosen Dienstwagen mitten zwischen diese Schönheiten stellte, doch er parkte neben einem türkisfarbenen Honda und einem Nissan, mit denen wohl einige der Besucher gekommen waren. Matthew Griffith, hatte seine Sekretärin am Telefon gesagt, sei hier zu finden.
Costarelli hatte ihm während der letzten vier Minuten einen kurzen Abriss der Firmengeschichte gegeben. Der Vater des heutigen Besitzers hatte Ende der Zwanziger Jahre mit einem Lastwagen begonnen, Holz und Rinder zwischen Alice Springs, das damals noch Stuart hieß, und Darwin hin und her transportiert. Bald schon kaufte er einen weiteren Lastwagen hinzu und übernahm größere Transporte auch zu anderen Orten. Heute engagierte sich der Sohn Paul auch im Schiffs- und Bahntransport. Die Firma hatte mehr als hundert Angestellte, und Paul van Oosterzee zählte zu den einflussreichen Persönlichkeiten der Stadt. Nach dem Zyklon Tracy war er maßgeblich am Wiederaufbau der völlig zerstörten Stadt beteiligt. Noch immer hielt er mit seinen dreiundsiebzig Jahren die Zügel der Firma in der Hand, sein Schwiegersohn Matthew, obwohl Manager, musste jede Entscheidung von ihm absegnen lassen.
Am geöffneten Tor, dem Eingang zur Halle, hatte sich eine Schlange gebildet.
Costarelli rieb sich die großen Hände. „Würstchen. Ich muss mir gleich mal eins schnappen. Von diesem verdammten Sushi-Zeug wird ein Mann doch nicht satt.“
Sie drängten sich an der Schlange vorbei, gleich zum Grill, von dem zischend Rauch aufstieg.
„He, Kumpel“ Der schwitzende Mann am Barbecue blickte auf und grinste.
„Ist heiß wie Hölle!“, rief er Costarelli zu als er ihm das Würstchen auf einen weißen Toast legte.
„Bier gibt’s drüben!“ Der Mann wies zu einem kleinen Ausgabefenster hinter sich. Shane kaufte zwei Flaschen Carlton Midstrength.
An Costarellis Fingern tropfte roter Ketchup herunter. „Verdammt gutes Zeug, dafür lass’ ich jedes Sushi stehen.“ In Costarellis
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