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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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gewesen? Sie griff zum Telefon. Doch diesmal hatte sie kein Glück. Lindsay & Brothers unterhielt keinen Notdienst. Ein Anrufbeantworter verwies auf die Bürozeiten. Längst nach Mitternacht, stellte sie fest. Sie war völlig übermüdet.

11
    Vielleicht war es der Wunsch nach Seelenverwandtschaft, vielleicht auch einfach der Widerwille, allein in sein Hotelzimmer zurückzukehren oder sich an einer Bar zu betrinken, die Shane davon abhielt, an der Straßenkreuzung dem Schild Zentrum zu folgen und ihn stattdessen in Richtung Airport abbiegen ließ.
    Costarelli hatte ihm auf dem Weg zu Griffith sein kleines Haus am Vanderlin Drive gezeigt, an der Straße, die entlang des Flughafens stadtauswärts nach Osten verlief. Dort hauste er seit mehr als zehn Jahren, wie er sich ausgedrückt hatte. Wie willst du es sonst nennen, das, was du allein in zwei Zimmern tust, in denen du schläfst, morgens Kaffee und abends vorm Fernsehen Bier trinkst?
    Mit geschlossenen Fenstern, ausgeschaltetem Radio und nur leise rauschenden Klimaanlage glitt Shane über die mehrspurige, schwach beleuchtete Straße, immer gerade aus.
    Irgendwann kam ihm die Ansammlung von Häusern auf der linken Seite bekannt vor, und er begann nach Costarellis Adresse Ausschau zu halten. Sein Orientierungssinn ließ ihn nicht im Stich. Wenige Minuten später hielt er vor dessen Haus. Aus einem der Fenster drang Licht. Shane stieg aus, ging zum Eingang und klopfte an der Holztür des flachen, schuhkartonförmigen Hauses.
    Die Tür gab nach. Tony schloss offensichtlich nicht ab. „Tony, ich bins, Shane!“
    Keine Antwort. Er tastete über die Stelle an der Wand, an der er den Lichtschalter vermutete. Neonröhren flackerten auf. Sie erhellten einen trostlosen Raum: ein mit verflecktem Teppichboden ausgelegtes Viereck von etwa zwanzig Quadratmetern. In der Mitte stand eine schäbige Couch mit zerknautschten Kissen und einem Gewühl von bunt gemusterten, verfilzten Decken. Vom niedrigen Tisch mit den unzähligen hellen Gläserringen löste sich das Furnier ab, zwei leere Flaschen standen noch darauf. An der Wand gegenüber stand auf einem niedrigen Board, das vom Flohmarkt stammen konnte, ein alter, klobiger Fernseher. Daneben stapelten sich unordentlich Videokassetten.
    „Tony?“ Er lauschte. Keine Antwort.
    Auf der anderen Seite des Raums befand sich eine Küchenzeile. Tassen und Kaffeekanne häuften sich im Spülbecken, ein paar leere Bierflaschen und ein voller Aschenbecher standen auf der Ablage, Kronkorken lagen daneben und eine zusammengeknüllte Chipstüte. Es roch nach ungewaschener Wäsche und Zigarettenqualm.
    Neben der Küche lehnte eine Tür an, die wahrscheinlich zum Schlafzimmer führte.
    Schon durch den Spalt konnte er auf das Bett sehen. Laken und Kissen waren zerwühlt. Er stieß die Tür weiter auf und schaltete das Licht an. Eine Schirmlampe am Nachttisch ging an und tauchte den Raum in ein schummrig rötliches Licht. Auf dem Boden lagen Kleidungsstücke verstreut herum. So lebst du also, Tony, dachte er und sah den stets sportlich gekleideten, frisch geduscht wirkenden Kollegen vor sich.
    Sein Blick wanderte über die gelblichen, früher wohl weiß getünchten Wände. Gegenüber vom Bett stand ein weiterer Fernseher, auf dem Boden lag ein Haufen DVDs und Videokassetten. Über dem Bett hing ein großformatiges, in Rottönen gehaltenes Bild, das eine sich räkelnde Frau zeigte, nackt – bis auf die roten Highheels. Auf dem Nachttisch stapelten sich polizeiliche Fachzeitschriften, zwei Kugelschreiber lagen oben drauf, ein altmodischer Radiowecker zeigte in roten Leuchtziffern 22:56 an. Er ging hinaus und schaltete das Licht aus.
    Als er die Haustür hinter sich zuziehen wollte, sah er ein blinkendes Auto vors Haus rollen. Die Kegel der Scheinwerfer blendeten ihn. Er hörte, wie sich die Autotür öffnete. „He, Shane, was machst du denn hier?“
    Shane hielt schützend seinen Arm vors Gesicht, gegen das Licht konnte er Costarelli nicht sehen. „Mach’ mal die Empfangsbeleuchtung aus!“
    Das Licht ging aus und Shane nahm den Arm vom Gesicht.
    „W arum schließt du nicht ab, Tony?“
    „D as Schloss ist kaputt. Warst du drin?“
    „Es war Licht an …“
    Tony warf die Autotür zu. „Willst du noch ein Bier?“
    „ Deshalb bin ich gekommen.“
    Ein müdes Grinsen erschi en auf Costarellis Gesicht. „Ja, dann geh’ schon rein. Im Kühlschrank sind ein paar Biere, ich muss erst mal unter die Dusche.“ Shane ging voraus, während Costarelli

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